Race-Director Mike Webb: «Aegerter darf Kawa testen»
Race-Director Mike Webb
Nach der Ankündigung von Dominique Aegerter, er werde am 26./27. Januar in Jerez eine MotoGP-Kawasaki mit Michelin-Reifen testen, wurde in der Teamvereinigung IRTA und von Race-Director Mike Webb darüber beratschlagt, ob so ein Test genehmigt werden soll oder nicht.
Der Moto2-WM-Fünfte Domi Aegerter und sein Technomag-Interwetten-Team waren überzeugt, der Test sei legal, da es sich um kein aktuelles MotoGP-Team handle und nur ein Prototyp gefahren werde.
Ursprünglich hatte Aegerter allerdings eingeräumt, er habe bei seinem Kawa-Test mit Avintia im Juni in Barcelona einige Kawasaki-Leute kennengelernt, so sei der Test eingefädelt worden. Es sei ein Prototyp, also sei der test sicher erlaubt.
IRTA-General Mike Trimby stellte jedoch am Freitag (16. Januar) fest, so ein Test müsse auf jeden Fall von der Race Direction genehmigt werden. Kawasaki und Aegerter müssten deshalb Kontakt mit Race-Director Mike Webb aufnehmen.
Domi Aegerter zeigte sich überrascht, denn sein Teammanager Fred Corminbeouf hatte ihm versichert, es sei alles abgeklärt worden.
Race-Director Mike Webb bezog im Gespräch mit SPEEDWEEK.com klar Stellung. «Ja, Dominique Aegerter muss die Race Direction um Erlaubnis fragen, bevor er so ein Motorrad testet. Aber wir machen ihm keinen Vorwurf, er würde darüber nichts wissen, weil das neue FIM-Gesetzbuch noch nicht veröffentlicht worden ist.»
Allerdings: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Weltmeister Toni Elias wurde 2010 wegen eines Testvergehens für den ersten Trainingstag in Brünn gesperrt.
Vorschriften für 2015 geändert
Im Reglement von 2014 stand, dass Tests mit Motorrädern einer anderen Klasse nicht kontrolliert werde.
«Aber für 2015 wurde diese Vorschrift geändert», betont Mike Webb. «Es existiert jetzt ein ganz neuer Abschnitt zum Thema 'Track Familiarisation', bei dem es um Fahrtrainings geht. Im Grund gibt uns der neue Paragraph mehr Kontrolle darüber, was ein Fahrer oder Team als Motorrad einer anderen Kategorie betrachtet. Denn letztes Jahr wurden wir mit sehr findigen Ideen konfrontiert, die zur Umgehung der Testverbote an uns herangetragen wurden. Es kamen Moto3-Fahrer, die wollten statt mit einer Werks-KTM mit einem Moto3-Production-Racer von KTM fahren. Moto2-Fahrer wollten mit reinrassigen Honda CBR600- Supersportrennmaschinen üben. Und MotoGP-Piloten wären gerne mit Renn-Superbikes auf die Strecke gegangen.»
Jetzt sieht das Reglement anders aus. Für jedes Motorrad, das nicht ein käufliches Standard-Strassenmotorrad darstellt, muss bei der Race-Direction eine Testbewilligung eingeholt werden.
«Natürlich wird das Domi Aegerter nicht wissen, bis das neue Regelbuch herauskommt», ist sich Mike Webb bewusst. «Deshalb bin ich froh, dass SPEEDWEEK.com dieses Thema aufgegriffen hat. So wird Aegerter erfahren, dass er Mike Trimby oder mich um Erlaubnis fragen muss.»
Der Neuseeländer Mike Webb verriet uns aber gleich, wie die Antwort auf Aegerters Anfrage ausfallen wird.
«Da es ein Moto2-Fahrer ist, der mit diesem Motorrad testet und kein Team mit einem Vertrag für die MotoGP-Rennsaison 2015 beteiligt ist, werden wir Aegerter diesen Test erlauben», versicherte er.
Aus dem Kawasaki-Superbike-Werksteam ist jedoch durchgesickert, dass Kawasaki Heavy Industries (KHI) nichts mit dem Test in Jerez zu tun hat. Das Projekt sei viel mehr eine Fortführung des Avintia-MotoGP-Projekts von 2014.
Fakt ist: Kawasaki baut für 2016 ein neues ZX10R-Superbike. Die Werksfahrer Tom Sykes und Johnny Rea werden 2015 einiges zur Entwicklung dieses Bikes beitragen.
«Kawasaki lässt sicher keinen Aussenstehenden wie Aegerter irgendetwas Geheimes oder Wichtiges in Hinblick auf die neue ZX-10R testen», liessen die Verantwortlichen des Superbike-Werksteams durchblicken.
Es wird vermutet, dass die französische Tuningfirma Akira Technology hier einen Alleingang macht und von Aegerter technisches Feedback über eine neue MotoGP-Motorenversion erhalten will.