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Sergio Verbena (Forward): Für Sepang-Test startklar

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradls Forward-Yamaha-Crew-Chief Sergio Verbena erklärt, was er sich von den weichen Open-Class-Hinterreifen verspricht und warum auf das Eigenbau-Chassis verzichtet wird.

Beim italienischen Forward-Racing-Team fungiert Sergio Verbena 2015 als Crew-Chief von Stefan Bradl. Er betreute im Vorjahr bei Forward die Open-Yamaha Colin Edwards und ab August von dessen Nachfolger Alex De Angelis.

Verbena will in Malaysia in erster Linie auf konstante Rundenzeiten achten. Er traut Bradl ähnliche Ergebnisse zu, wie sie Aleix Espargaró 2014 bei Forward erreicht hat.

Sergio, Stefan Bradl rechnet damit, dass er mit der Yamaha in der zweiten Rennhälfte weniger Zeit verliert als mit der Honda. Weil der Yamaha-Motor durch die sanftere Kraftentfaltung den Hinterreifen weniger verschleisst.

Ja, wir haben letztes Jahr gesehen, dass wir bei 18 Rennen den weichen Open-Class-Hinterreifen ungefähr zwölfmal auch im Rennen verwenden konnten. Bei den restlichen sechs Rennen wäre es eventuell auch möglich gewesen, aber es wäre nicht einfach geworden.
Das heisst, die Yamaha geht mit dem Hinterreifen recht sanft um. Bei Yamaha sinken die Rundenzeiten in den Rennen am Schluss nicht sehr stark im Vergleich zu den ersten Rennrunden.

2015 werden die Open-Hinterreifen von Bridgestone eine Stufe härter sein, weil es keine schwachen Claiming-Rule-Bikes mehr gibt. Wird man die weichen Reifen dadurch in den Rennen noch öfter benützen können? Das würde regelmässig einen Vorteil in der ersten Rennphase gegen die Factory-Piloten bringen?

Ja, wir müssen abwarten, um wie viel härter der neue Open-Hinterreifen ist. Wir müssen prüfen, ob nur die Mischung härter ist oder ob auch an der Konstruktion etwas geändert wurde. Wenn er wirklich härter und widerstandsfähiger ist, können wir ihn vielleicht bei allen Rennen einsetzen.

Es gibt für Sepang eine neue Version der Einheits-ECU von Magneti Marelli.

Ja, und wir werden auch neue mechanische Teile für die Traction-Control testen. Wir rechnen dadurch für ein klareres Signal für die Traction-Control.

Das Seamless-Getriebe harmoniert nicht mit der Einheits-ECU der Open Class, das Forward-Team muss deshalb darauf verzichten. Kann sich diese Situation im Lauf der Saison ändern?

Das ist ein Punkt, den wir mit Marelli diskutieren müssen. Im Moment ist es unmöglich, das Seamless-Getriebe zu verwenden.
Ehrlich gesagt: Ich rechne nicht damit, dass Marelli in den nächsten Monaten in dieser Richtung viel entwickeln wird. 2016 erhalten alle Werke und Teams die Einheits-Elektronik. Deshalb wird Marelli vielleicht für 2015 kein Geld ausgeben. Honda kann das Seamless-Getriebe bei den Open-Bikes auch nicht verwenden.

Forward hat das Eigenbau-Chassis-Projekt ad acta gelegt, das vom ehemaligen FTR-Designer Mark Taylor gebaut wurde. Ein richtiger Schritt? Weil es ohnedies schwierig ist, bessere Qualität zu erzeugen als das Yamaha-Werk?

Letztes Jahr haben wir dieses Chassis ab Mugello mit Colin Edwards bei einigen Rennen verwendet. Wir hatten ein paar Vorteile, aber schliesslich haben sich die Fahrer zur Rückkehr zum Yamaha-Chassis entschlossen, denn wir hatten ein paar Schwachpunkte.
Vielleicht hätten wir mit dem Mark-Taylor-Chassis eine ähnliche Qualität wie mit Yamaha erreicht. Aber wir hätten dafür viel Zeit investieren müssen.
Es wäre eine ähnliche Situation wie mit Kayaba gewesen. Vielleicht hätten wir damit zu Öhlins aufschliessen können. Aber wir hätten vermutlich eine halbe Saison gebraucht. Mit dem Taylor-Chassis wäre es wohl ähnlich gewesen.
Colin hatte mit dem Yamaha-Chassis beim Einlenken Probleme.
Stefan hat uns bei den ersten Tests genau die gegenteiligen Eindrücke geschildert. Er sagte, die Yamaha lasse sich sehr leicht einlenken.
Vielleicht hätte es also jetzt gar keinen Sinn mehr, am eigenen Chassis weiter zu arbeiten.

Ist Mark Taylor trotzdem noch verfügbar, wenn Forward an der Chassis-Hardware etwas ändern will?

Wir haben ausreichend Support von Yamaha. Aber Mark Taylor steht uns trotzdem jederzeit zur Verfügung. Er ist sehr hilfsbereit. Wenn wir seine Hilfe brauchen, können wir ihn anrufen.
Im Winter haben wir das Vorderteil der Yamaha neu zusammengebaut. Wir suchten nach einer Lösung, damit die Mechaniker vorne alles leichter zerlegen und wieder zusammenbauen können. Ich habe Mark Taylor gefragt, ob er uns ein paar Teile dazu zeichnen könnte. Er hat sich hingesetzt und diese Aufgabe in kürzester Zeit erledigt. Er ist also immer verfügbar.

Stefan Bradls Technikcrew von LCR musste um diese Jahreszeit immer nach Japan fliegen, um die neuen Maschinen zusammensetzen, es gab dann auch Schulungen. Das ist bei Forward-Yamaha nicht nötig?

Nein, wir haben die Motorräder schon aufgebaut. Stefan hat bisher ein 2014-Chassis, das zweite bekommen wir bald. Die frischen, neu revidierten Motoren werden von Yamaha in Sepang geliefert; wir bauen sie dort vor dem ersten Test ein.

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