Yamaha: Neues Seamless-Getriebe für 2. Sepang-Test!
Ingenieure sind extrem pragmatische Menschen. Ihre akademische Ausbildung sagt ihnen, dass jedes Problem berechenbar ist. «Im letzten Jahr waren wir zehnmal Zweiter», erklärte Chefingenieur Kouichi Tsuji am Mittwoch in Madrid. «Acht von diesen zehn Mal lagen wir nur zwei Sekunden hinter dem Sieger. Das war im Winter unsere Referenz. Wir wussten, dass wir zumindest diese zwei Sekunden finden müssen, um den Titel ins Visier nehmen zu können.» Schlicht und einfach...
Derzeit ist Tsuji der Leiter des MotoGP-Projekts von Yamaha. Die Saison 2015 wird bereits sein elftes Jahr im GP-Sport sein. Daher arbeitete seine Gruppe von Ingenieuren an den meisten Bereichen der neuen Maschine. «Ja, wir hatten viel Arbeit in unterschiedlichen Gebieten zu tun. Der Raum für Verbesserungen ist jedoch sehr klein. Das Level der Maschinen ist bereits sehr hoch, daher sind nur kleine Fortschritte möglich.» Zudem wird das Yamaha-Testteam ab Donnerstag bereits in Sepang testen, um alles für Jorge Lorenzo und Valentino Rossi vorzubereiten.
Nach der Pressekonferenz bei der Teampräsentation in Madrid hatte SPEEDWEEK.com die Chance, mit Tsuji-san persönlich zu sprechen. Er erklärte, dass ein Großteil der zwei Sekunden durch das neue Seamless-Getriebe gefunden werden wird, das sich in der Endphase der Entwicklung befindet. Lorenzo und Rossi forderten bereits während der Saison 2014 ein Seamless-Getriebe wie es Honda verwendet.
Bisher arbeitet das Getriebe von Yamaha nur beim Raufschalten der Gänge ohne Zugunterbrechung, während die Getriebe von Honda und Ducati das auch beim Herunterschalten leisten. Während der Saison 2014 wurde daher ein System eingeführt, welches die Betätigung des Kupplungshebels überflüssig machte. Trotzdem lag Yamaha zurück.
Warum hat es so lange gedauert bis Yamaha ein echtes Seamless-Getriebe bereitstellen kann? Tsuji nannte zwei Gründe. Der erste ist, dass Yamaha ein eigenes System entwirft. «Keine Chance, dass wir das Honda-System nutzen», grinste der Japaner. Der zweite Grund war die Sicherheit. «Ein Defekt im Getriebe ist für die Fahrer gefährlich. Wenn eine Maschine wegen eines Getriebeschadens zum Stehen kommt, dann sitzt der Fahrer meist schon nicht mehr drauf.»
Zuverlässigkeit hat oberste Priorität. Daher testete Yamaha das neue Seamless-Getriebe Monate lang unermüdlich. «Wir haben es intensiv auf dem Prüfstand getestet, weil uns das erlaubte, das Getriebe viel mehr zu fordern, als es jeder Testfahrer auf der Strecke könnte. Und es war viel sicherer.»
Tsuji sprach es nicht direkt aus, aber während unseres Gesprächs wurde klar, dass Yamaha Probleme mit der Standfestigkeit hatte. «Das neue Getriebe hat größere Dimensionen und bedeutet mehr Gewicht. Um es leichter und kleiner zu machen, mussten wir ein Design am Limit wählen. Als Probleme auftauchten, mussten wir das Design ändern. Wir ersetzten das Material in manchen Teilen durch anderes. Es war sehr harte Arbeit», räumte Tsuji ein.
Nun ist das neue Seamless-Getriebe fast einsatzbereit. Der Plan ist, es beim zweiten Sepang-Test, der von 23. bis 26. Februar stattfindet, einzusetzen. Es darf vermutet werden, dass dies eine der Komponenten ist, welche die Yamaha-Testfahrer gerade in Sepang prüfen, während Sie diesen Artikel gelesen haben.