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Wayne Rainey: «Lorenzo ist so gut wie Márquez»

Von Oliver Feldtweg
Superstar Wayne Rainey kann sich ein Urteil über die heutigen MotoGP-Stars erlauben. Er ist von Rossi nicht überrascht, er bewundert Márquez, schätzt aber Lorenzo genau so stark ein. Pedrosa erinnert ihn an Cadalora,

Wayne Rainey, dreifacher 500-ccm-Weltmeister, äussert seine Ansichten zu den Leistungen von MotoGP-Stars wie Marc Márquez und seiner Gegner.

Wayne Rainey, seit einem halben Jahr Präsident von «MotoAmerica», dem neuen Promoter der amerikanischen «AMA Road Racing Championship», verfolgt die MotoGP-WM auch 22 Jahre nach seinem Rücktritt (Unfall in Misano 1993, seither querschnittgelähmt) sehr aufmerksam.

Der Kalifornier beantwortete den Kollegen von motogp.com ein paar Fragen zur Situation in der MotoGP-WM.

Wayne, wie schätzt du die Performance von Marc Márquez in den letzten zwei MotoGP-Jahren ein?

Für mich ist klar, dass Márquez viel Leidenschaft mitbringt und das Rennfahren liebt. Er liebt das Kämpfen, er will, dass sich die Gegner wehren und zurückfighten.
Wenn du ein Rennen bestreitest und in starke Gefechte mit deinen Rivalen verwickelt bist, dann magst du diesen Fight, auch wenn du verlierst. Aus diesem Grund fährst du Rennen. Es geht nicht nur um das Siegen allein.
Du arbeitest fleissig, du bemühst dich, keine Fehler zu machen, du denkst darüber nach, wo du einen Gegner überholen kannst, wo du schneller fahren kannst. Du machst dir Gedanken über die Strategie und darüber, was dir dein Motorrad erzählt. Du zerbrichst dir den Kopf über deine Verfolger und über die Fahrer vor dir, die du einholen möchtest.
Du wirst von Emotionen überwältigt, und die schönste Emotion erlebst du, wenn du vor deinem Rivalen über den Zielstrich fährst.
Dafür verrichtest du die ganze Arbeit, dafür opferst du das ganze GP-Wochenende.
Wenn du durch das Fahrerlager spazierst, willst du dir einreden, dass du der Beste in diesem Sport bist. Die einzige Möglichkeit, dies zu überprüfen sind die Resultate.
Im Augenblick gelingen Márquez die besten Resultate.

Haben dich die Ergebnisse von Valentino Rossi 2014 überrascht?

Nein, Valentino hat mich nicht überrascht, auch wenn seine Karriere schon weit fortgeschritten ist. Ich erinnere mich an meine Gefühle, als ich 22 oder 26 Jahre alt war und vergleiche sie mit meiner Karriere, als ich 31 oder 32 war.
In Valentinos Alter hast du Erfahrung, du weißt, was wichtig ist, du weißt, was weniger entscheidend ist. Wenn du jung bist und du den Helm aufsetzt, willst du dauernd schnell fahren. Wenn du älter bist, ist es wie bei einem guten Wein. Du wirst in mancher Hinsicht besser. Du weisst dann, wann der richtige Zeitpunkt zum Angreifen ist, wo du Gas geben musst und wo es keinen Sinn macht. Ich denke, Valentino weiss sehr gut, worum es geht.

Jorge Lorenzo hat bei Yamaha im Herbst zwei Rennen gewonnen, er fuhr ab dem Deutschland-GP neunmal unter die ersten drei. Wir schätzt du ihn 2014 ein?

Es ist ein Unterschied, ob du als Rennfahrer in deinem Beruf an der Spitze bist oder ob plötzlich ein Neuling auftaucht und dich ordentlich in Bedrängnis bringt. Jorge erlitt 2013 in Assen einen Schlüsselbeinbruch, er wurde trotzdem fast noch Weltmeister. Ich denke, Jorge hat damals viel Energie verbraucht, er verlor schliesslich 2013 den Titelfight.
Vielleicht dachte er, 2014 werde alles einfacher werden, aber die Saison ist nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen. Jorge kann sich inzwischen ausmalen, dass Márquez eine Weile an der Spitze der MotoGP-Klasse fahren wird. Marc ist authentisch, er ist populär, er ist mutig, er ist ein begeisterter Fighter.
Aber ich weiss, dass auch Jorge Lorenzo all diese Qualitäten hat. Ich weiss, dass er genau so gut abschneiden kann wie Marc.
Ich bin nicht sicher, ob Jorge 2014 an seine Chancen geglaubt hat. Jetzt muss er sich klar sein, dass er sich auf Márquez konzentrieren muss. Ich bin überzeugt, dass wir einen verwandelten Lorenzo erleben werden. Er wird beständiger sein und er sollte im Kopf bereit für den grossen Fight sein. Er ist 27. Mit den Jahren wird er mit dieser Herausforderung besser fertig werden.

Wird auch Dani Pedrosa 2014 ein Titelanwärter sein?

Es war schon in der Vergangenheit so, dass Dani sehr stark sein kann und in einigen Rennen wirkt er dann wieder schwächer. Danis Schwäche ist die Beständigkeit über die ganze Saison. Wenn er eigentlich Zweiter werden müsste, wird er Vierter.
Er wird mit Márquez verglichen, aber ich glaube, es besteht ein Abstand zwischen den beiden, es gibt einen Unterschied.
Dani wird allmählich älter, es werden ihm bald die Gelegenheiten fehlen, um diesen Kerl zu besiegen.
Pedrosa erinnert mich stark an Luca Cadalora. An einem besseren Tag, vielleicht zweimal im Jahr, waren Luca unbesiegbar. Dani ist genau so. An anderen Tagen beobachtest du sie und denkst dir: «Hm, du warst letzte Woche so schnell, aber an diesem Wochenende sieht es ganz anders aus.»
Das ist es, was ich unter Beständigkeit verstehe. Wenn ein guter Fahrer einen schlechten Tag erwischt, wird er wenigstens Zweiter.

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