Jorge Lorenzo: Warum HJC seinen Helm um 5 mm kürzt
Über diese fünf Millimeter spricht die Rennsportabteilung von Yamaha derzeit mit HJC, Jorge Lorenzos koreanischen Helmausstatter. «Wir müssen fünf Millimeter einsparen», erklärte Yamaha-Chefingenieur Kouichi Tsuji gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wie wir bei den Aerodynamik-Tests feststellten, brauchen wir diesen Platz, wenn sich Jorge auf den Geraden hinter die Verkleidung klemmt.»
Für Normalsterbliche klingt das vielleicht absurd, aber Tsuji-san besteht darauf, dass dieser kleine Unterschied für die Aerodynamik sehr wichtig ist. «Es gibt für uns keine Möglichkeit, diese fünf Millimeter zu gewinnen. Jorge platziert seinen Helm auf der Ablagefläche direkt über der ECU. Wenn wir unsere eigene Hardware nutzen würden, dann könnten wir sie um 5 Millimeter verkleinern, aber die Einheits-ECU der Dorna ist sehr groß. Wir können die Position nicht verändern. Darum haben wir HJC gebten, Jorges Helm am Kinn um fünf Millimeter zu kürzen.»
Jorges aerodynamische Probleme sind nicht neu. Im letzten Jahr stellten die Ingenieure Schwierigkeiten bei den Abmessungen fest, die jedes Jahr beim ersten Sepang-Test genommen werden. Beim ersten Test des Jahres werden spezielle Fotos gemacht, um zu sehen, wie gut die Fahrer auf den zwei langen Geraden in Sepang hinter die Verkleidung passen. In Japan werden sie von Aerodynamik-Ingenieuren analysiert. Der Unterschied zwischen perfekter Integration des Fahrers hinter die Verkleidung und einer weniger guten ist signifikant.
Ein Beispiel sind die Abmessungen, die von Suzuki bei Aleix Espargaró und Maverick Viñales gemacht wurden. Der Topspeed-Unterschied lag zwischen dem größeren Espargaró und dem kleineren Viñales bei 7 bis 8 km/h. Dabei sprechen wir von Strecken wie Valencia oder Jerez. Auf Kursen wie Sepang mit zwei langen Geraden wäre der Unterschied viel deutlicher.
Bei Lorenzo wurden schon im letzten Jahr aerodynamische Nachteile durch den Helm festgestellt. Der Grund dafür war der Deflektor am hinteren Teil des Helms. Dieser Deflektor wurde für Straßenfahrer entworfen und abgewandelt in der MotoGP-WM eingesetzt, aber er arbeitet wie eine Landeklappe beim Flugzeug. Er beeinflusste die Leistung der Maschine und ließ den Kopf des Fahrers auf langen Geraden wackeln. Während der zweiten Saisonhälfte experimentierten HJC-Techniker mit verschiedenen Deflektoren, die unterschiedliche Höhen aufwiesen.
Dies zeigt einmal mehr, dass die MotoGP-Klasse aus technischer Sicht so etwas wie die «letzte Grenze» ist. Jeder Bestandteil wird an seine Leistungsgrenzen gebracht. Dabei sprechen wir nicht nur von Motoren, Bremsen oder Kupplungen, sondern auch von Helmen, Stiefeln, Handschuhen... Hat irgendjemand von euch schon einmal daran gedacht, dass die Abreißvisiere ein Problem sein können? Ich garantierte euch, dass sie es sind. Man kann sich gar nicht vorstellen wie sehr, doch das ist eine andere Geschichte.