Stefan Bradl: «Würde am liebsten in Indy fahren»
Stefan Bradl auf der Forward Yamaha: Wartet Pramac (im Hintergrund) mit einem Vertrag für 2016?
Bei Stefan Bradl (25) hing es in den letzten Wochen Schlag auf Schlag. Zuerst wurde am Montag nach dem Deutschland-GP sein Athinà-Forward-Yamaha-Teambesitzer Giovanni Cuzari verhaftet, zwei Wochen später auch dessen Media-Action-Finanzchef Mario Rezzi.
In der Zwischenzeit bemühte sich Marco Curioni als Managing Director von Forward Racing um die Fortführung des Rennbetriebs. Da aber die Sponsoren die Zahlungen stoppten, sich vom Team abwandten und weil ausser Cuzari niemand entsprechende Vollmachten für Bankgeschäfte und geschäftliche Transaktionen hat, wurde am vergangenen Montag die Teilnahme am Indianapolis-GP abgesagt. Auch der Verzicht auf den Brünn-GP am 16. August scheint bereits so gut wie ausgemacht.
Die Teamvereinigung IRTA hat Forward für zwei Rennen vom Vertrag für die Saison 2015 suspendiert. Wenn Forward auch in Silverstone (30. August) fehlt, dürfte der Deal hinfällig werden.
Stefan Bradl hat seinen Vertrag mit Forward am Dienstag gekündigt. Heute steht auf der Titelseite der Augsburger Allgemeinen: «Stefan Bradl arbeitslos».
«Auf die Titelseite dieser Tageszeitung habe ich es mit meinen sportlichen Erfolgen nie geschafft», seufzte der Moto2-Weltmeister von 2011.
Stefan du hast den Vertrag mit dem Forward-Team gekündigt. Aber du bist nach der medizinischen Kontrolle vom Montag von Dr. Streifinger für Indy für einsatzfähig erklärt worden. Wie geht es weiter?
Ich habe das Gefühl, ich wäre für Indy wieder richtig fit, nahe bei 100 Prozent. Ich will endlich wieder Rennen fahren. Das wäre mit Sicherheit besser als wieder zuzuschauen, im Fernsehen oder vor Ort. Das habe ich am Sachsenring schon gehabt, und das war nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.
Es ist kein Geheimnis, dass es mit Gresini Aprilia Racing ein MotoGP-Team gibt, das bei der IRTA noch kein «permanent replacement» statt Marco Melandri für die restliche Saison angemeldet hat. Testfahrer Michael Laverty wird nur von Rennen zu Rennen aufgeboten.
Ja, das ist richtig. Es besteht ein Kontakt, es besteht Interesse. Darüber wird ja längst überall speukuliert. Aber es ist ein Fragezeichen, ob in der Kürze der Zeit eine Zusammenarbeit zustande kommen kann. In Indianapolis geht das Training in acht Tagen los, Brünn findet gleich am darauf folgenden Wochenende statt. Das ist alles sehr kurzfristig. Es bedarf noch vieler Abklärungen und Bewilligungen. Schliesslich muss auch das Selektions-Komitee noch zustimmen.
Es ist nicht ganz so einfach, wie sich vielleicht so mancher Aussenstehender so einen Teamwechsel mitten in der Saison vorstellt.
Du hast am Sonntag beim Sachsenring angekündigt: «Ich werde auch 2016 MotoGP fahren». Aber tags darauf wurde Forward-Teamchef Cuzari verhaftet. Damit fiel jenes Team für die nächste Saison flach, bei dem du auf jeden Fall wieder einen Platz gefunden hättest. Aber drei oder vier Tage später räumte Pramac-Ducati-Teamanager Francesco Guidotti ein: «Bradl ist eine Option für 2016.» Wie stehen die Aussichten auf einen Vertrag mit Pramac?
Hm, 2016. Das ist momentan für mich weit weg, weil ich nicht einmal weiss, was 2015 noch alles passiert. Die Situation ändert sich von Minute zu Minute.
Als ich das besagte Interview beim GP von Deutschland gegeben habe, war noch nicht absehbar, dass Cuzari am nächsten Tag auf einmal in Handschellen abgeführt wird.
Bis dahin war klar, dass ich in Indianapolis und bis zum Ende der Saison bei Forward fahre. Aber seither hat sich die Situation extrem verändert.
Jetzt sitze ich da und habe momentan keinen Vertrag mit irgendeinem Team.
Und bei Forward existiert kein Ansprechpartner, der richtige Vollmachten hat?
Die Zukunft bei Forward sieht unsicher aus, für die nächsten zwei Rennen auf jeden Fall. Indy ist ja schon fix gestrichen. Es ist sehr, sehr vage, was bei Forward 2015 noch passiert. Da ist alles unabsehbar. Auch Brünn ist in Frage gestellt, wie ich höre.
Eines ist klar: Wenn ich meine MotoGP-Karriere 2016 fortsetzen will, wäre es nützlich, möglichst bald wieder in dieser Klasse mitfahren zu können. Und daran arbeiten wir – fast rund um die Uhr.