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Shuhei Nakamoto: Seine Antworten zum Sepang-Drama

Von Sharleena Wirsing
Nach dem Marc Márquez in Sepang von Valentino Rossi zu Sturz gebracht wurde, bezog nun HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto klar Stellung zu diesem Zwischenfall und zu Rossis Vorwürfen nach dem Australien-GP.

«Zuallererst wollen wir betonen, dass es sehr wichtig ist, über die Fakten zu sprechen, nicht über Vermutungen. Eine Tatsache ist eine Tatsache und es gibt nur eine Interpretation. Vermutungen können unterschiedlich ausgelegt werden, was davon abhängig ist, auf welcher Seite man steht. Für unseren Sport wollen wir, dass jeder nur die Fakten beachtet:

• Marc Márquez hat den Australien-GP gewonnen, nachdem er Jorge Lorenzo in der letzten Runde überholt hatte. So nahm er ihm fünf Punkte für die Gesamtwertung.

• Am Donnerstag vor dem Malaysia-GP beschuldigte Valentino Rossi Marc Márquez in der offiziellen Pressekonferenz, dass Marc auf Phillip Island gegen ihn gefahren wäre und Jorge Lorenzo geholfen hätte.

• Beim Malaysia-GP drückte Rossi Marc absichtlich neben die Ideallinie, was ihn zu Sturz brachte. Die Race Direction bestrafte ihn für diese Aktion, was von der FIM bestätigt wurde.»

So legte HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto die Faktenlage vor dem Saisonfinale in Valencia dar. Die Stimmung kochte zuletzt in sozialen Netzwerken immer wieder hoch. Es wurden Morddrohungen gegen Marc Márquez, Alex Márquez und Jorge Lorenzo formuliert. Den traurigen Höhepunkt erreichte die Hetzjagd, als Marc Márquez von zwei italienischen TV-Journalisten verletzt wurde, die in sein Haus eindringen wollten.

«Die oben genannten Fakten sind die einzigen Tatsachen, die wir anerkennen dürfen. Alle anderen Diskussionen beruhen auf Vermutungen. Weiter über Vermutungen zu sprechen, würde die negative Atmosphäre nur weiter fördern, die wir im Moment erleben. Doch es wird nichts an der Realität der Geschehnisse ändern», ist Nakamoto überzeugt.

Wie ist ihre Meinung zur aktuellen Situation nach dem Malaysia-GP?

Die Honda Racing Corporation erlebt diese Situation mit großem Bedauern. Wir wollen betonen, dass Marc nach dem Rennen auf Phillip Island zum Gegenstand von Anschuldigungen ohne Beweise wurde. Natürlich gibt es keinen Grund, warum er einem anderen Fahrer im WM-Kampf hätte helfen wollen. Er pushte für den Sieg und erreichte ihn. Wenn man sich die Bilder erneut ansieht, dann ist erkennbar, dass ich Valentino und Marc nach der Zieldurchfahrt die Hand geben, um ihren großartigen und fairen Kampf anzuerkennen.

Denken Sie, dass der Kampf zwischen Marc und Valentino ein Resultat von Valentinos Anschuldigungen war?

Wir denken wirklich nicht, dass dies der Fall ist. Wir wissen alle, dass Marc immer hundert Prozent gibt. Das ist einer der Gründe, warum wir ihn alle lieben und er weltweit so viele Fans hat. Marc pusht immer am Maximum, um die bestmöglichen Resultate zu erreichen. Er hatte in seiner Karriere bereits großartige Kämpfe mit vielen Fahrern. Niemand hat sich darüber beschwert.

In Malaysia hatte Marc zunächst Probleme mit dem vollen Tank. So war es schon bei einigen Rennen in dieser Saison. Auch in Sepang unterlief ihm zu Beginn ein Fehler, der es Jorge erlaubte, ihn zu überholen. Dann kam Valentino und sie begannen, um Platz 3 zu kämpfen. Die Überholmanöver waren extrem, aber sicher – von beiden Fahrern. Zwei der großartigsten Champions, die wir je im Kampf auf der Strecke sahen.

Ist es möglich, dass Marc Valentino in diesen Runden verlangsamte?

Die Rundenzeiten, die sie fuhren, waren ziemlich schnell, was zeigt, dass Marc nicht vorhatte, Valentino zu verlangsamen. Nachdem Marc gestürzt war und Valentino freie Fahrt hatte, waren seine Rundenzeiten nicht schneller als während des Kampfes mit Marc. Wir glauben, beide pushten am Maximum. Beide wollten den dritten Platz und versuchen, zu Dani und Jorge aufzuschließen, aber natürlich schuf dieser Kampf eine Lücke zu den zwei Piloten an der Spitze. Das ist Rennsport. Wenn man zwei Talente wie Marc und Valentino hat, dann kann man so wundervolle Kämpfe wie diesen sehen.

Hat Valentino gegen Marcs Bike getreten?

Es ist klar, dass Valentino Marc absichtlich nach außen drückte, was gegen die Regeln verstößt. So hatte Marc keine andere Wahl, als weit zu gehen. Die Daten von Marcs Bike zeigen, dass der Hebel seiner Vorderbremse einen plötzlichen Schlag bekam und der Vorderreifen blockierte, obwohl er die Maschine aufgestellt hatte, um den Kontakt mit Valentino zu vermeiden. Das war der Grund für seinen Sturz. Wir glauben, dass dieser Druck ein Resultat von Rossis Tritt war. Die Daten von Marcs Bike können von allen Verantwortlichen der Dorna, FIM und den Medienvertretern eingesehen werden.

Hat Marc die Wahrheit gesagt, als er behauptete, dass er nicht versucht hat, Valentino in Sepang zu verlangsamen?

Ich kenne Marc sehr gut. Er ist ein guter Junge mit starken und ehrlichen Werten. Marc versuchte, seine Position zu verteidigen, wie es jeder Fahrer tun würde. Wir glauben ihm.

Wie ist die Reaktion der Race Direction zu bewerten?

Wir respektieren die Entscheidung der Race Direction. Wir wollen nicht beurteilen, ob die Strafe nun richtig oder falsch war. Doch wir denken, dass es genug Beweise gab, um die Entscheidung schon während des Rennens zu treffen. Es war nicht nötig, bis zum Ende zu warten.

Was ist von Valentinos Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof gegen die Entscheidung der Race Direction und der FIM zu halten?

Das ist sein Recht. Wir werden die Entscheidung des Gerichts respektieren.

Manche Fans sagen, es sei unfair, dass Marco so unerbittlich gegen Valentino gekämpft hat, weil Marc nichts mehr mit der WM-Entscheidung zu tun hat, Valentino hingegen schon.

This is racing. Es gab keine Beschwerden oder Kommentare als Dani Pedrosa in Aragón mit Valentino in den letzten Runden um Platz 2 gestritten und ihn besiegt hat. Auch bei Iannone in Phillip Island hat sich keiner aufgeregt. Keiner hat Andrea vorgeworfen, er habe einem Gegner mehr geholfen als einem anderen.

Es war eine schwierige Saison. In Sepang wollte Marc einfach das bestmögliche Resultat erzielen – für sich und das Team. Es liegt nicht in der Natur von Marc, sich einfach auf Platz 4 niederzulassen, wenn er Chancen auf Platz 3 sieht.

Wir sollten auf Motegi 2010 zurückblicken, als Valentino keine Titelchance mehr hatte, sich aber trotzdem grundlos ein heftiges Gefecht gegen seinen Teamkollegen Jorge geliefert hat.
Nach diesem Rennen hat sich Jorge über Valentino beschwert. Valentino entgegnete: «Ich habe zu Yamaha gesagt: Was erwartet ihr von mir? Einfach hinter ihm zu bleiben? Dann würde ich lieber gleich daheim bleiben.»

Wir stimmen völlig mit der Einstellung von Valentino überein. Wir unterstützen unsere Fahrer immer, wenn sie sich bemühen, das bestmögliche Ergebnis anzustreben.

Welche Meinung haben Sie über Valentino im Moment?

Valentino ist der größte Fahrer aller Zeiten in unserem Sport. Wir sind der Meinung, er hat in dieser Saison sehr gute Arbeit geleistet. Wenn er die Meisterschaft gewinnt, hat er das wahrlich verdient, denn er war das ganze Jahr über schnell und konstant.

Die Tatsache, dass er 36 Jahre alt ist, erhöht den Respekt für einen so großartigen Champion. Indem ich das sage, verstehen wir aber seine Anschuldigungen in Bezug auf Phillip Island nicht und auch nicht sein Manöver in Sepang. Wir hoffen, dass sich Valentino darüber Gedanken macht und seinen Fehler einsieht.

Was ist euer Ziel für Valencia?

Wie immer ist es unser Ziel, das Rennen zu gewinnen. Unsere Hoffnung ist, dass Marc und Dani um den Sieg fighten können. Wenn sie auf den Plätzen 1 und 2 landen können, die Reihenfolge spielt für uns keine Rolle, werden wir sehr glücklich sein. Erstens wäre es der vierte Sieg hintereinander, zweitens wären dann beide Fahrer vor Jorge und Valentino, ihr Resultat hätte also keinen Einfluss auf die Weltmeisterschaft.

Und außerdem hoffen wir, dass dann alle verstehen, dass die Honda-Fahrer um Siege fahren und dass es nur um den Wettbewerb geht, um sonst nichts.

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