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Giampiero Sacchi (Ioda): Keine Petro-Dollars in Sicht

Von Günther Wiesinger
Giampiero Sacchi: düstere Zukunft

Giampiero Sacchi: düstere Zukunft

Iodaracing-Teambesitzer Giampiero Sacchi hoffte auf Geld von Petróleos de Venezuela (PDVSA). Aber bisher bahnt sich kein Geldsegen an. Das MotoGP-Team steht auf wackligen Beinen.

Seit Jahren balanciert Giampiero Sacchi mit seinem Iodaracing Project-Rennstall in der Weltmeisterschaft am finanziellen Abgrund. 2014 musste er Leon Camier als zweiten MotoGP-Fahrer kurz vor dem Saisonstart in seinem Aprilia-ART-Team entlassen, weil rund 1 Million Euro in der Teamkassa fehlten.

Sacchi, einst erfolgreicher General Manager für die Rennabteilungen der Piaggio Group (Aprilia, Gilera, Derbi), hat in den letzten Jahren als Teambesitzer einen Flop nach dem anderen gelandet.

Dadurch hat er etliche Sponsoren verloren wie Game und Octo, andere haben nicht bezahlt wie die Energy-Drink-Firma Pure. In der Moto2-WM konnte er in den letzten zwei Jahren nur noch Bezahlfahrer wie Randy Krummenacher (2014) und Florian Alt (2015) einsetzen, der in der abgelaufenen Saison keinen einzigen WM-Punkt holte.

Sacchi hat sich mehrmals verspekuliert. 2012 erlebte er mit dem Eigenbau-Emir-Moto3-Motor (er wurde bei Robby Motor Engineering gebaut) einen Riesenreinfall. Dann setzte er in der MotoGP-WM Pesek und Petrucci auf Suter-BMW ein und bildete sich ein, auf diese Weise eines Tages der logische Partner für BMW in der MotoGP-WM zu werden. Nur: Bei BMW wurden die MotoGP-Pläne nie verwirklicht.

Und als Aspar Martinez Ende 2013 von ART-Aprilia zu Honda wechselte, stürzte sich Sacchi auf das Werk in Noale, wieder in der Hoffnung, 2015 oder 2016 das offizielle Aprilia-MotoGP-Team leiten zu dürfen.

Aber Aprilia verbündete sich lieber für vier Jahre mit Teambesitzer Fausto Gresini. Auch ein lukrativer – und etwas blauäugiger – Deal mit dem Suzuki-Werk scheiterte: Im Juni 2013 wollte Sacchi den Japanern seine beiden MotoGP-Startplätze für den Phantasiepreis von 5 Millionen Euro verscherbeln.

Die Dorna vergab schliesslich zwei Plätze kostenlos an Suzuki, sie mussten allerdings im ersten Jahr auf alle Zuschüsse (Startgeld, TV-Geld, Fracht- und Spesenzuschüsse) verzichten.

Und jetzt steht Iodaracing wieder vor einem Schlamassel.

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta bemüht sich seit rund zwei Jahren, die armen Bastlerteams aus der WM zu verbannen. Vor einem Jahr ist er das Team Paul Bird Motorsport (PBM) losgeworden, jetzt nach der Saison 2015 Forward Racing und AB Motoracing.

Die Hinterbänkler-Teams sollen ausgehungert werden, um nach Suzuki auch noch Platz für KTM zu schaffen, denen für 2017 zwei Plätze zugesagt wurden.

Der Trick: Das im IRTA-Ranking (da zählen auch Testergebnisse und Trainingsresultate) jeweils letztplatzierte MotoGP-Team erhält für die nachfolgende Saison kein Geld mehr.

Deshalb weiss bei der Dorna und IRTA bisher noch niemand, ob Sacchi sein MotoGP-Team 2016 weiter betreiben kann.
Sacchi bemühte sich im Herbst um die 2015-Werksmaschinen von Aprilia, konnte jedoch die erforderlichen Leasingraten für die RS-GP-Maschinen nicht gewährleisten.

Deshalb plant er vorläufig mit den alten Claiming-Rule-Bikes von Aprilia Racing Technology (ART), die sich technisch quasi auf dem Stand von 2012 befinden.

Bei Dorna und IRTA ist Sacchi nicht mehr gern gesehen. Denn es wird ihm nachgesagt, er habe rund 15 Mitarbeitern die Saläre für die Saison 2014 nicht bezahlt, darunter auch Danilo Petruccis gleichnamiger Vater, der jetzt als Lkw-Chauffeur bei Leopard Racing tätig ist. Iodaracing bezahlte 2014 auch den renommierten Crew-Chief Gianni Sandi nicht; dessen Salär wurde 2015 mit den IRTA-Zuschüssen abgestottert.

Seit September fantasiert Giampiero Sacchi gegenüber der Dorna mit einem ominösen grossen Sponsor aus Venezuela. Jetzt ist durchgesickert, dass er dabei an Petróleos de Venezuela (PDVSA) dachte, die in der Formel 1 hinter Pastor Maldonado standen. Aber durch den Ölpreisverfall hat PDVSA wohl andere Sorgen, als einem Nachzügler-Team in der MotoGP das Leben mit Petro-Millionen zu versüssen.

Aber bisher gibt es keine Zusage.

Sacchi würde sein MotoGP-Team gerne in der Saison 2016 durchfüttern, denn 2017 wird die Dorna jedem Fahrer 2,8 Millionen Euro an Zuschüssen zahlen.

Momentan umfasst das Startfeld mit Iodaracing 22 statt 25 Fahrer.
«Ich habe keine neuen Informationen von Ioda. Aber bis Mitte oder Ende Januar muss klar sein, ob sie in der MotoGP weitermachen oder nicht», sagt Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta. «Es kann ja sein, dass sie sich auf die Moto2-WM mit Vazquez beschränken.»

Michelin muss laut Dorna-Vertrag bis zu 24 Fahrer ausrüsten.

Bisher stehen 22 Fahrer auf der Liste. Wenn Iodaracing aussteigt, werden es 21 Fahrer sein. Alex De Angelis wäre dann arbeitslos.

Eines ist klar: Selbst bei einem Fahrer und altem ART-Material braucht Ioda für den Betrieb des MotoGP-Teams mindestens 1,5 bis 2 Millionen Euro im Jahr.

Von der Dorna erhält Ioda nur kostenlos die Reifen und Frachtzuschüsse für die Übersee-Rennen, aber kein Geld.

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