Stefan Bradl: «Was Casey zeigt, ist eindrucksvoll»
Stefan Bradl in Sepang
Stefan Bradl kümmerte sich Dienstagnachmittag und Mittwoch in erster Linie um Reifentests, wobei am Mittwoch erst nach 12 Uhr begonnen wurde, weil die Piste vorher nach einem nächtlichen Regen noch nass war. Und um 15 Uhr kam der nächste Regenguss, es wurde wieder mehr als eineinhalb Stunden Pause gemacht.
Der deutsche Aprilia-Werksfahrer ruhte sich in dieser Phase nach einem kurzen Mittagessen in seinem Umkleideraum aus.
Er stand zu diesem Zeitpunkt mit 2:02,792 min auf Platz 17 der Zeitenliste, Teamkollege Bautista war an 20. Stelle zu sehen – mit einer Zeit von 2:03,183 min.
«Die Michelin-Reifen wurden gegenüber November auf jeden Fall verbessert», versicherte Bradl. «Die Vorderreifen vermitteln jetzt mehr Gefühl. Man hat jetzt mehr Gefühl im Grenzbereich, besonders wenn man von der Bremse runtergeht und dann in maximaler Schräglage den Scheitelpunkt der Kurve ansteuert. Sobald die Gabel vorne wieder leicht entlastet wird, kriegt man ein besseres Gefühl als bisher für das Limit des Vorderreifens, egal ob es jetzt die härtere oder die weichere Mischung ist. Das war okay. Am Dienstagnachmittag haben wir vier verschiedene Vorderreifen durchprobiert. Da waren zwei dabei, die haben mir nicht so getaugt. Und es waren zwei darunter, die waren kein schlechter Ansatz.»
«Aber grundsätzlich hat sich nichts geändert. Wir haben gewusst, dass dieser Test mit den letztjährigen Maschinen mühselig wird. Aber wir brauchen uns jetzt kein Kopfzerbrechen machen. Denn wenn wir von 21. bis 23. Februar erstmals in Katar mit dem neuen Motorrad starten, geht das Spiel von neuem los», ist sich Bradl bewusst. «Ich habe hier in Sepang gar nicht auf andere Fahrer und Teams geschaut, weil wir selber noch genug Probleme haben. Das Gute dabei ist: Wir wissen, woran es liegt. Wenn wir zum Beispiel das neue Motorradl schon hätten und trotzdem genau so weit hinten wären, täte ich mir extreme Kopfzerbrechen machen. Aber das Abschneiden hier liegt daran, dass die Komponenten nicht zusammenpassen, weil wir ein paar Motorteile von 2016 auf dem 2015-Motor verbaut haben. Dadurch ist das Limit des Motorrads nicht spürbar, somit kann man nicht schnell fahren. In Katar werden wir wieder viel Arbeit haben. Aber es besteht dort die Aussicht und die Hoffnung, dass wir dort von Tag zu Tag Verbesserungen zustande bringen. Hier ist es so, dass man sich zum Beispiel bei der Motorbremse minimalst verbessert, aber dafür woanders wieder einbüsst. Dadurch dreht man sich im Kreis.»
Yamaha und Ducati scheinen die Hausaufgaben mit der neuen Elektronik und für die neuen Michelin-Reifen am besten gemacht zu haben? Bradl: «Yamaha hat ziemlich genau das gleiche Motorrad wie im Vorjahr. Da sie bis zum Finale zum den Titel gekämpft haben, haben sie zwar anfangs wenig Zeit für die Weiterentwicklung gehabt. Ich weiss es nicht... Sie hatten das beste Motorrad, sie mussten also auch nicht viel ändern. Das ist meine Vermutung. Die M1 war ein totaler Allrounder und hat auf jeder Rennstrecke funktioniert. Natürlich sitzen die richtigem Fahrer drauf.»
Casey Stoner lag heute zu Mittag auf Platz 3, dann verdrängte ihn Márquez auf Platz 4. Überrascht? «Das ist eine gute Nebenbeschäftigung für ihn... Dass er ein schneller Rennfahrer ist, das wissen wir alle», stellte Bradl fest. «Dass er jederzeit und immer aus dem Nichts nach zwei Minuten Warmfahren eine Super-Rundenzeit rauszaubert, das wissen wir auch. Was Casey bei diesem Test gezeigt hat, ist beeindruckend. Für die Zuschauer ist das wieder hoch explosiv und imposant. Aber mich betrifft das wenig. Bisher hat Casey noch kein Rennen geplant. Wenn er eines macht, muss er es zuerst einmal über die Distanz bringen. Für mich sieht es so aus, als wäre ihm das Privatleben langweilig geworden.»