Stefan Bradl zum Baz-Crash: «Das ist ein Albtraum»
Stefan Bradl auf der 2015-Aprilia beim Sepang-Test
Stefan Bradl lag mit 2:02,073 min am späten Nachmittag des zweiten MotoGP-Testtags in Malaysia an 17. Stelle von 21 Piloten, aber riesige Fortschritte erzielte das Aprilia-Werksteam mit der letztjährigen Maschine erwartungsgemäss nicht.
Es gibt Probleme mit dem Benzindruck, auch mit den neuen, leichten Ansaugtrichtern, die schon vom 2016-Motor stammen, das ganze Paket harmoniert noch nicht nach den Vorstellungen der Techniker.
Stefan, sind gegenüber dem ersten Tag Fortschritte spürbar?
Wir sind ein bisschen vorwärts gekommen. Wir haben bei der Elektronik leichte Fortschritte erzielt, aber wir sind weiter zu langsam.
Es ist eine Verbesserung zum Montag spürbar, aber sie ist bei weitem nicht ausreichend.Wir haben uns heute bis zur Mittagspause in erster Linie um die Reifen gekümmert und werden heute in den letzten zwei Stunden und morgen nur noch Elektronik-Veränderungen machen.
Aber das kostet zwischen den Runs immer extrem viel Zeit.
Du wirst also hier an den drei Tagen keine dicken Stricke zerreissen? was kannst du noch erreichen?
Naja, nach dem Sturz von Loris Baz dürfen wir jetzt keine weichen Hinterreifen mehr verwenden... Aber das ist jetzt für uns nicht so wichtig. Wir müssen eher vorwärts kommen, was die Fahrbarkeit des Motors betrifft.
Aber grosse Sprünge werden wir nicht rechnen müssen. Wir werden hier auch nicht unter die Top 15 kommen. Und wir werden keine Bäume ausreissen bei diesem Test. Wir dürfen uns aber nicht aus der Fassung bringen lassen.Denn wir sind noch mit dem alten Motorrad unterwegs, dazu mit Spezifikationen, die noch nicht richtig harmonieren. Und wenn so ein Paket nicht einmal zu 90 Prozent passt, muss man bei den Resultaten Abstriche machen. Dann fährt man hinterher und hat auch kein Gefühl für das ganze Motorrad.Man sieht ja: Alvaró und ich war beim Testen, bei den Qualifyings und bei vielen Rennen immer auf gleicher Höhe. Jetzt sind wir beide weit hinten. Also liegt es grossteils am Motorrad.
Mit welchem Gefühl bist du heute nach 12 Uhr wieder auf die Piste gegangen, nachdem du erfahren hast, dass bei Loris Baz der Hinterreifen auf der Zielgeraden bei Tempo 290 zerplatzt ist?
Ja, das war kein angenehmes Gefühl. Vor allem hat zuerst keiner genau gewusst, was passiert ist. Die einen haben gesagt, es war der Reifen, andere sagten, der Motor sei explodiert. Letztlich war es dann der Reifen.
Das Resultat aus diesem Zwischenfall war eigentlich nur, dass wir den weichen Reifen nimmer fahren dürfen. Aber es ist jetzt kein beunruhigendes Gefühl gewesen.Mei, man hofft natürlich, dass das nicht passiert. Denn das ist das Schlimmste, was einem widerfahren kann. Gott sei Dank ist Loris glimpflich davon gekommen. Das ist das Wichtigste bei dieser Sache.
290 km/h... Da brauchen wir nicht lange diskutieren. Das ist ein Albtraum.
Du hast am Vormittag eineinhalb Stunden pausiert, weil wegen Baz unterbrochen wurde. Dann gab es mehr als zwei Stunden Mittagspause. Sehr viel kommst du hier nicht zum Fahren.
Es werden so 50 Runden am Tag zusammen kommen. Mir wäre es auch lieber, wenn wir mehr zum Fahren kommen würden.
Können die Ingenieure die Erkenntnisse von diesem Test wenigstens auf die 2016-Maschine übertragen? Oder geht es beim nächsten Test in drei Wochen in Katar wieder bei Null los?
Ja, das ist auf alle Fälle wichtig, dass wir wissen, in welche Richtung es geht. Aber ich habe die leichte Befürchtung, dass die Situation mit der 2016-Aprilia wieder eine ganz andere sein wird. Andere Motorspezifikation, komplett anderes Motorrad. Die Elektronik sollte dann besser darauf abgestimmt sein und besser damit harmonieren.
Deshalb können wir jetzt nichts anderes tun als im Kreis zu fahren und Informationen zu sammeln. Dann müssen wir schauen, dass wir diese Informationen in Zukunft am neuen Bike anwenden können.