Michael Bartholemy (Marc VDS): Klare Ziele für 2016
MotoGP-Rookie mit Teamprinzipal Michael Bartholemy
Beim Sepang-Test (1. bis 3. Februar) sah es so aus, als würde das Repsol-Honda-Werksteam mit der neuen Einheits-ECU von Magneti-Marelli deutlich mehr Probleme haben als die Movistar-Yamaha-Werkspiloten Jorge Lorenzo und Valentino Rossi, die die Plätze 1 und 2 belegten, während Marc Márquez und Dani Pedrosa nicht über die Ränge 3 und 6 hinauskamen.
Beim belgischen Marc VDS Racing Team lebt jedoch vorläufig noch die Hoffnung, dass die Honda-C213V-Factory-Piloten Tito Rabat und Jack Miller mit der neuen Einheits-Elektronik auf keine unüberwindbaren Hindernisse stossen.
«Als privates Team hast du mit dieser Motorsteuerung mehr Möglichkeiten. 2015 war die Elektronik noch stärker von Honda kontrolliert», sagt Marc-VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy. «Im Winter hat uns die neue ECU noch grosse Kopfschmerzen gemacht, denn nach den November-Tests hat man wenig Erfreuliches dazu gehört. Aber bei dem System von Magneti Marelli funktioniert alles ein bisschen langsamer als früher bei der Factory-Software von HRC. Deshalb ist diese ECU nicht so schwierig zu handeln, sie macht das Leben der Elektronik-Ingenieure simpler. Wenn du nach ein paar Outings eine 'smoothe' Linie findest, funktioniert dieses System gar nicht so schlecht wie wir befürchtet haben. Wir sind bei den November-Tests noch mit der Factory-Software von HRC unterwegs gewesen. Man hat uns dann weisgemacht, wir würden uns über diese Einheits-ECU noch wundern...»
Bartholemy hat einen Drei-Jahres-Vertrag mit HRC bis Ende 2017 und fühlt sich gut behandelt. «Bisher kann ich nur sagen, was Honda mit uns macht, ist Fairplay. Wir hatten 2016er-Maschinen in Sepang, den gleichen Stand wie Márquez und Pedrosa. Wir hatten zwar keine 2016er-Motoren, aber das hat uns HRC schon im November angekündigt. Jetzt wird darüber diskutiert, ob wir für den Phillip-Island-Test einen oder zwei 2016-Motoren bekommen. Dann hätten wir zumindest ein komplettes 2016er-Paket.»
Honda will nach momentanem Stand nur eine Motorspezifikation homologieren und alle fünf Piloten (Márquez, Pedrosa, Crutchlow, Miller und Rabat) mit 2016er-Motoren ausstatten.
Das Marc VDS Team tritt mit zwei unterschiedlichen Designs auf, denn nur für Rabat wird Geld von der Bierfirma Estrella Galicia 0,0 bezahlt, Miller fährt im Marc VDS Design, dafür hat er einen HRC-Werksvertrag.
Ein Ziel lässt sich für Marc VDS leicht verwirklichen. «Rabat wird die Rookies-Wertung gewinnen, er ist ja der einzige», schmunzelt Bartholemy.
«Wenn wir bestes Honda-Kundenteam werden könnten, wäre das für uns natürlich top», ist sich Bartholemy bewusst. «Vor einem Jahr habe ich mich ein bisschen aus dem Fenster gehangen, als ich gesagt habe, bei Saisonmitte könnten wir mit Scott Redding vielleicht Podestplätze erzielen. In der WM wollten wir ihn unter den Top-7 der Gesamtwertung sehen. Da habe ich daneben gelegen. 2016 war eine schwierige Saison, es waren aber mit Scott auch ein paar Highlights dabei. Wir sind neu in die MotoGP-WM gekommen und sind an jedem Wochenende mit einem weissen Blatt Papier in den Grand Prix gestartet. In diesem Jahr brauchen alle Teams und Fahrer bis zum Katar-Test von 2. März, um sich ein bisschen zu finden. Alle müssen sich an die Michelin-Reifen und die neue ECU gewöhnen. Die Reifen ändern sich von Test zu Test, dazu haben wir zwei Liter mehr Benzin an Bord. In Katar wird man besser einschätzen können, wo wir stehen. Aber wir sind auch mit dem Katar-Test nicht unzufrieden. Wenn wir momentan mit Rabat an 17. Position liegen, ist das nicht top. Aber Tito sortiert Sachen aus; er wird sich bald näher an die Spitze heranarbeiten. Dass in Malaysia nach eineinhalb Tagen die weichen Hinterreifen nicht mehr eingesetzt werden durften, war ärgerlich, denn für einen Rookie ist es immer schwer, mit harten Hinterreifen zu fahren. Mit weichen Reifen kann man ein paar Probleme übertünchen. Tito ist am zweiten Tag mit dem weichen Reifen nach sechs Runden schon 1,2 sec schneller gefahren als am ersten Tag. Aber nach dem Unfall von Loris Baz wurden keine weichen A-Mischungen mehr herausgerückt.»
Bartholemy erzählte, Rabat habe vor seiner ersten MotoGP-Saison mehr Muskelmasse aufgebaut. «Trotzdem haben seine Unterarme nach dem ersten Tag geschmerzt. Das ist normal beim ersten Wintertest.»
«Dass Jack Miller nach seinem Motocross-Unfall nicht nach Malaysia kommen konnte, war für uns natürlich ein dicker Hund», sagt Bartholemy. «Aber 90 Prozent der Motorsport-Welt hat letztes Jahr kritisiert, er trainiere nicht viel, er sei nicht fit und zu dick. Jetzt hat er 7 kg abgenommen. Ich weiss, wie fit Jack heute aussieht. Er hat einen durchtrainierten Körper. Wir möchten, dass er fit ist, also können wir ihm keinen Vorwurf machen, wenn er Motocross trainiert. Jack war fast den ganzen Winter in Europa, nur wenige Tage hat er in Australien verbracht. Jack war auch bei seinem Manager Aki Ajo in Finnland zum Trainieren, dann wieder in Spanien. Es ist dumm, dass er einen Schien- und Wadenbeinbruch erlitten hat. Aber wir müssen das akzeptieren und sind froh, dass Jack jetzt in Australien ab Mittwoch wieder fahren kann. der Bruch war nahe unten am rechten Fussgelenk, also ziemlich kompliziert. Die Ärzte haben sofort nach der Operation gesagt, Jack darf das Bein 14 Tage nicht belasten.»