MotoGP 2016: Weniger Spannung durch Michelin?
Nur Werksfahrer von Yamaha, Honda, Ducati und Suzuki schafften es 2016 bisher auf das Podest
Vor der Saison 2016 wurde erwartet, dass die Einheitselektronik und die neuen Michelin-Reifen zumindest in der ersten Saisonhälfte dafür sorgen würden, die Kräfteverhältnisse zu verschieben. Es wurden Satelliten-Piloten auf dem Podest erwartet, doch diese Hoffnung auf mehr Spannung blieb aus. Bei allen bisherigen fünf Rennen dominierten wie auch im Vorjahr die Honda- und Yamaha-Piloten. Mit Andrea Dovizioso, Andrea Iannone und Maverick Viñales schafften es auch zwei Ducati-Fahrer und ein Suzuki-Pilot auf das Podest. Doch Satelliten-Piloten hatten keine Chance auf die Top-3.
Bester Satelliten-Pilot ist derzeit Pol Espargaró auf der Tech3-Yamaha. Er belegt WM-Rang 6 mit 47 Punkten. Seine beste Platzierung war Rang 5 in Le Mans. Der letzte Sieg eines Satelliten-Piloten liegt bereits zehn Jahre zurück: 2006 triumphierte Toni Elias auf der Fortuna-Honda in Estoril in einem nervenzerreißenden Rennen um 0,002 sec über Valentino Rossi.
Hinzukommt, dass 2016 bisher alle Rennen in der ersten Rennhälfte entschieden wurden. In der zweiten Rennhälfte gab es keine Überholmanöver im Kampf um den Sieg. «Ich weiß nicht genau, woran das liegt. Das kann passieren. In Katar lagen vier Fahrer recht eng beisammen, doch es passierte nichts. Meiner Meinung nach kann es ein Grund sein, dass man mit den Michelin-Reifen noch mehr am Setting arbeiten muss und sich so einen Vorteil erarbeiten kann. Das gilt vor allem für lange Rennen mit vielen Runden. Man kann durch das Setting und den Fahrstil noch mehr den Unterschied machen, deshalb können die Abstände zwischen den Fahrern an der Spitze nun größer sein. Mit den Bridgestone-Reifen lag alles enger beisammen, man konnte durch das Set-up und den Fahrstil keinen zu großen Unterschied machen. Nun verändert sich die Leistung aller Fahrer von Strecke zu Strecke.»
Marc Márquez erklärte, dass auch die Wings ein Grund für weniger Überholmanöver in der Königsklasse sind. «Es ist schwierig zu sagen. Wir versuchen noch immer, die Reifen zu verstehen. Es fällt uns noch schwer, sie uns über die gesamte Renndistanz einzuteilen. Wir wissen noch nicht genau, zu welchem Zeitpunkt die Reifen auf der jeweiligen Strecke stark nachlassen. Zudem bin ich auch überzeugt, dass die Wings nicht gerade förderlich für die Show und die Überholmanöver sind. Auch das kann ein Grund sein. Es ist ein bisschen wie in der Formel 1. Wenn man sich im Windschatten befindet, dann wirkt nicht die nach unten gerichtete Kraft, man hat mehr Wheelies, es ist schwieriger zu überholen.»
«In Le Mans war es nicht so schlecht, denn ich zeigte immerhin fünf oder sechs Überholmanöver», stellte Rossi fest, der von Platz 7 in das Rennen gestartet war. Er widerspricht seinem Teamkollegen Lorenzo: «Ich denke, dass die Rennen sehr ähnlich zu jenen mit Bridgestone sind. Der Anfang des Rennens ist sehr wichtig, aber wenn ein Fahrer etwas schneller ist – zum Nachteil für die Show – wird der Abstand immer größer. Es ist wahr, dass alle dafür arbeiten, damit es bessere Kämpfe in den Rennen gibt, das gilt für Elektronik und Reifen. Leider funktioniert das nicht wirklich. Es ist ähnlich wie im letzten Jahr. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, dass man mit den Michelin-Reifen präziser sein muss und bei den Manövern alles besser unter Kontrolle haben muss, denn man kann einfacher Fehler machen.»