Jorge Lorenzo (1.): «Hatte großes Glück, Rossi nicht»
Weltmeisterlich: Jorge Lorenzo in Mugello
Jorge Lorenzo (29) gönnte sich beim sechsten MotoGP-Rennen in diesem Jahr den dritten Sieg, er baute den WM-Vorsprung von 5 auf 10 Punkte aus. Rossi liegt jetzt als Dritter schon 37 Punkte hinten.
Aber Lorenzo hatte an diesem Sonntag auch Riesenglück: Sein bester Motor platze in der vorletzten Runde des Warm-ups.
«Ich will gar nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn dieses Motorproblem erst im Rennen aufgetaucht wäre. Da hatte ich Glück. Rossi im Gegensatz hatte kein Glück, sein Rückstand in der WM ist beträchtlich geworden», sagte der Sieger.
Zwei kapitale Motorschäden an einem Tag, da versanken die Yamaha-Ingenieure in Nachdenklichkeit. «Vielleicht haben wir eine Serie mit fehlerhaften Teilen», mutmasste Rossi in einem ersten TV-Interview mit SKY.
Ein anderer Experte stellte eine andere Vermutung an: «Yamaha hat deutlich mehr Leistung als in der Vergangenheit, sie reizen den Motor bis zum Letzten aus. Vielleicht hat die Hitze die Motoren gekillt. Oder der Motor von Rossi hat im Windschatten zu heftig überdreht... Übrigens: Die Motoren des Tech3-Yamaha-Kundenteams müssen 500/min weniger drehen als die aus dem Werksteam. Deshalb besteht dort weniger Gefahr für Motorschäden.»
Glück für Yamaha: 2016 dürfen sieben statt fünf Motoren verwendet werden, weil Ducati mit fünf (wie 2014 und 2015 bei Honda und Yamaha) nicht einverstanden war.
«Im Warm-up habe ich mich gut gefühlt. Wir hatten ein paar Veränderungen am Set-up gemacht, dadurch wurde mein Gefühl beim Bremsen besser. Auch der Grip in den Kurven wurde eine Spur besser. Aber leider war der Belag nach dem Moto2-Rennen rutschiger als vorher, deshalb war die Pace nicht sehr schnell. Aber mir ist aus der zweiten Reihe ein guter Start gelungen, ich konnte in der ersten Runde die Führung übernehmen. So konnte ich meinen Rhythmus fahren.»
«Ich habe nicht erwartet, dass Márquez so schnell und so konstant sein wird. Als er an meinem Hinterrad war und ich dauernd versuchte, ihn abzuschütteln, habe ich viel Energie verbraucht. In den letzten Runden fehlte mir die nötige Kraft. Also dachte ich: Wenn Marc mehr Energie hat, soll er mich überholen. Als er in der letzten Runde vorbeifuhr, blieb ich hinter ihm. Ich wartete, ob er Fehler machen würde, aus denen ich Profit schlagen könnte. Als ich in der letzten Schikane eintraf, ist mir das 250er-Rennen von 2005 eingefallen, als ich dort De Angelis überholt habe. Mich befiel dann die verrückte Idee, dieses Manöver zu wiederholen. Warum nicht? Ich habe das Gas weit aufgedreht, vielleicht zu weit, denn ich wurde von Marc wieder überholt. Ich fürchtete, jetzt sei das Rennen verloren, denn normal kannst du in Mugello in der MotoGP vor dem Zielstrich aus dem Windschatten heraus nicht mehr überholen. Aber ich hatte Glück, dass heute unser Gegner Márquez mit der Honda war. Honda hat in diesem Jahr bekanntlich Mühe mit dem Motor. Ich habe also geschaut, dass ich schnell aus der letzten Ecke rauskomme und mich dann möglichst klein gemacht. Ich habe viele Meter wettgemacht, ich bin immer näher gekommen – und habe dann überraschend noch das Rennen gewonnen.»
Der Zeitabstand: 0,019 sec. Es war der fünfte MotoGP-Sieg für Lorenzo in Mugello.
Lorenzo musste sich zuerst gegen Rossi wehren, dann gegen Márquez, am Schluss musste er den Angreifer spielen. «Um ehrlich zu sein, ich habe mich im Rennen nicht sehr wohl gefühlt. Der Vorderreifen ist in der Kurvenmitte immer am Wegrutschen gewesen, denn wir hatten hinten viel Gewicht, vorne wenig. Deshalb rutschte das Vorderrad ab Rennmitte, ich konnte deshalb keine 1:47er-Zeiten fahren, was ich erhofft habe. Márquez hat sich nach dem Training gesteigert, Vinales und Iannone konnten uns nicht folgen. Jedenfalls bin ich froh über die 25 Punkte. Zwischendurch habe ich schon gedacht, ich muss mich mit 20 Punkten abfinden, denn Márquez hat überall die Türen gut zugemacht, als er vorne war. Jetzt komme ich mit zehn Punkten Vorsprung nach Barcelona, das ist beruhigend. Es ist erfreulich, dass mein Motor heute im Rennen schnell genug war...»