Marc Márquez: «Gegner haben sich stärker verbessert»
Marc Márquez verpasste im Mugello-Qualifying den Sprung in die erste Startreihe.
Aber langsam stellt sich die Frage, warum Honda als weltgrösster Motorradhersteller mit unbeschränkten finanziellen Ressourcen und gewaltiger Manpower die RC213V-Werksmaschine des Jahrgangs 2016 nicht endlich besser in den Griff kriegt.
4. Márquez. 7. Pedrosa. 16. Crutchlow. 17. Miller – das ist das erbärmliche Honda-Fazit nach dem sechsten Qualifying in diesem Jahr. Rabat stürzte am Samstag im FP3 – Schlüsselbeinbruch.
Ducati hingegen hat die Startplätze 3, 9, 10, 11, 12 und 13 erreicht, obwohl Dovizioso schwer angeschlagen ist.
Sogar Neueinsteiger Suzuki steht mit den Rängen 2 und 6 deutlich besser da als Honda. Von Yamaha gar nicht zu reden: 1. Rossi 5. Lorenzo. 8. Smith. 14. Pol Espargaró.
«Wir machen Fortschritte, deshalb darf ich mich nicht beklagen, alle HRC-Techniker strengen sich ordentlich an. Aber es ist schwierig, wenn sich die Reifenmarke und die Elektronik ändern. Wir haben uns seit dem ersten Rennen verbessert, aber die Mitbewerber auch. Wir haben Verspätung, aber früher oder später werden wir vorne ankommen.»
Letztes Jahr war der Honda-V4-1000-ccm-Motor ein wahres Kraftpaket, aber das Triebwerk hat über die Renndistanz die Reifen zu stark beansprucht.
Also wurde eine zahmere Motorenversion gebaut. Sind die Honda-Ingenieure bei der Abrüstung der Power zu rigoros vorgegangen?
Márquez: «Nein, nein, wir haben die Power. Aber letztes Jahr konnten wir die Power mit der Factory-Software tadellos kontrollieren, dadurch war das Bike hinten viel stabiler, die Slides waren nicht so brachial. Es sieht so aus, als könnten wir mit der Marelli-ECU diese Power nicht zähmen. Wir sollten sie aber reduzieren. Die Power ist da, aber aus irgendeinem Grund können wir sie nicht nützen. In Le Mans konnten wir die Power nicht nützen, weil wir ein gravierendes Wheelie-Problem hatten. Hier in Mugello ist die mangelnde Stabilität beim Kurvenausgang unsere grösste Sorge. Wenn wir diese Stabilität erzeugen wollen, müssten wir die Leistung einschränken, aber das klappt nicht, deshalb schaffen wir kein sanfteres Handling.»
Wie hat sich die Honda seit 2013 entwickelt? Ist sie jedes Jahr schlechter geworden? «2013 war das Motorrad konkurrenzfähig, wir haben die WM gewonnen. Das Bike war gut, 2014 sind wir auf diesem Level geblieben», sagt Marc. «2015 war das Motorrad am Anfang schlecht, denn ich habe beim Sepang-Test einen Fehler gemacht und das falsche Chassis ausgewählt. Als ich in Assen zum Standard-Chassis zurückgekehrt bin, war es zu spät. Die Qualität der Maschine 2016 ist schwer einzuschätzen, weil sich Reifen und Software geändert haben und wir einen neuen Motor haben. Wir sind besser geworden, aber die andern haben sich noch stärker verbessert.»
«Ich denke, Ducati war bei der Motorsteuerung am schlauesten», sagt der Spanier. «Sie arbeiten seit 2003 mit Magneti-Marelli. Auch bei den Werksmaschinen 2015 hatten sie eine Marelli-Elektronik, das war natürlich nützlich, deshalb haben sie klare Fortschritte erzielt. Bei Honda haben wir diese Motorsteuerung erst in Valencia nach dem WM-Finale erstmals getestet. Wir haben sofort viele Probleme erkannt, wir wussten, diese ECU ist schwer zu managen. Klar, Honda ist ein grosser Konzern. Aber für die Elektronik ist ein Mensch verantwortlich, der die letzte Entscheidung trifft. Und mit dieser Person arbeiten wir jetzt zusammen.»
Und diese Person hat sich offenbar 2014 und 2015 nicht um die fünf Open-Class-Bikes von Honda gekümmert, die in vier verschiedenen Teams von Gresini über LCR bis zu AB Motorracing und Power Electronics unterwegs waren...
Der WM-Zweite von Repsol-Honda, der am Samstag von Landsmann und McLaren-Honda-Formel-1-Pilot Fernando Alonso besucht wurde, erwartet ein packendes Rennen. «Valentino hat einen guten Rhythmus, auch Iannone und Lorenzo, es wird also schwierig, aufs Podest zu kommen. Aber wir werden es versuchen», kündigte Márquez an.