Cal Crutchlow (Honda): «Muss im Rennen kreativ sein»
Cal Crutchlow: Hier bahnt sich der Quali-Sturz bereits an
Sturz im Qualifying 1 in Mugello, deshalb nur auf Platz 16 in der Startaufstellung, die Misere des britischen LCR-Honda-Piloten Cal Crutchlow (30) setzt sich auch beim sechsten MotoGP-WM-Lauf der Saison 2016 fort.
Die gute Laune hat der ehemalige Supersport-Weltmeister deshalb noch lange nicht verloren, auch wenn im LCR-Team manchmal kritisiert wird, Crutchlow hänge noch zu sehr dem Bridgestone-Fahrstil nach, er belaste den Vorderreifen zu stark, das sei meistens dann auch die Sturzursache.
«Ich bin nicht runter gefallen, ich bin runter gesprungen», grinste Crutchlow am Samstagnachmittag.
Dann wurde Cal etwas ernster. «Klar, eine enttäuschende Qualifying-Session. Ich weiss nicht einmal genau, wo ich jetzt stehe, in der sechsten Reihe vielleicht, oder? Ich wollte gar keine Ergebnisliste sehen... Ich bin sauer. Aber was kann ich tun? Es hat sich nichts verändert: Wir verlieren beim Beschleunigen zu stark, deshalb müssen wir in den Kurven und beim Bremsen viel riskieren. Ich habe den K-Vorderreifen genommen, das ist die Medium-Version. Ich hätte vielleicht besser den B-Reifen nehmen sollen, der eine Stufe härter ist. Den habe ich im FP4 verwendet. Aber ich wollte den B-Reifen im Q2 verwenden... Das war ein bisschen ein Desaster mit den Vorderreifen.»
«Ohne den Sturz hätte ich den Sprung ins Q2 schaffen können, denn ich habe kurz vor dem Crash in den letzten zwei Sektoren meine persönlichen Bestzeiten gefahren. Was soll ich jetzt sagen? Ich habe diese Runde nicht zu Ende gebracht! Ich kann mit diesem Bike momentan keine schnelle Quali-Runde herausquetschen. In all den MotoGP-Jahren mit Yamaha und Ducati war es meine grosse Stärke, zu jeder Zeit eine schnelle einzelne Runde hinknallen zu können, wenn die Notwendigkeit bestand. Jetzt ist das unmöglich mit dem Material, das wir haben.»
«Marc Márquez hat ja auch seine Schwierigkeiten im Qualifying. Erinnert euch an die Zeiten, als er um 1 oder 0,8 Sekunden schneller war im Quali als der Rest? Zumindest in Las Termas war das der Fall. Jetzt muss er Kopf und Kragen riskieren, um nur 0,3 Sekunden auf die Gegner zu verlieren.»
«Wir verlieren zwischen der Ausfahrt Zielkurve bis zum Bremspunkt nach der Zielgeraden jede Runde 0,3 Sekunden auf die Ducati. Wir verlieren auch drei Zehntel auf die Yamaha und 2,5 Zehntel auf die Suzuki. Im Laufe eines Rennens büsse ich also auf der Zielgeraden vier Sekunden auf Dovi und acht Sekunden auf Iannone ein. Das sind geschenkte Sekunden... Wir können wir diese acht Sekunden wettmachen? Du musst später bremsen und in den Kurven mehr pushen. Und dann passieren halt Stürze. Ich kann nichts anderes erzählen als in Jerez und Le Mans. Ich suche nicht nach Ausreden; ich bin gestürzt, mein Fehler, es gibt nichts zu beschönigen. Es gibt kein Weekend, an dem ich nicht runterfliege. Das hat viel mit dem Motorrad zu tun.»
Crutchlow hat in fünf Rennen viel Stürze hingezaubert und mit Platz 11 in Jerez bisher nur fünf Punkte kassiert.
Wird Cal also im Rennen von Mugello auf Ankommen fahren?
«Wenn ich nicht aggressiv fahre, werde ich von Platz 16 nicht weit nach vorne kommen», ahnte er. «Denn es ist sehr schwierig, mit diesem Bike jemanden zu überholen. Die Jungs, die hinter mir stehen, können mich alle auf den Geraden schnappen. Ganz sicher. Wir müssen also auf einen guten Start hoffen und in der Anfangsphase nach vorne stürmen. Dann wird sich zeigen, wo wir ankommen. Aber wie gesagt: Wo soll ich überholen? Es gibt viele Überholmanöver beim Reinfahren in Turn 1. Aber die Gegner kommen mit mehr Schwung und Punch auf die Zielgerade und erreichen dort mehr Top-Speed. Wir können nicht einmal anständig im Windschatten mithalten. Es wird eine mörderische Aufgabe, in Turn 1 jede Runde eine Attacke auf irgendeinen Vordermann zu starten. Ich muss kreativ agieren. Das ist das einzige, was ich tun kann.»