Assen-GP: Jack Miller siegt im Regen-Chaos!
Das Wetter war das dominierende Thema vor dem Start zum MotoGP-Rennen in Assen, das zum ersten Mal in der Geschichte der Motorrad-WM am Sonntag über die Bühne ging. Denn die Piloten mussten auf nasser Strecke und unter schweren Regenwolken zur Startaufstellung ausrücken.
Das wurde Eugene Laverty zum Verhängnis: In der fünften Kurve rutschte ihm praktisch im Schritttempo das Motorrad weg. Der Brite musste das Rennen in der Folge auf der Ersatz-Maschine vom letzten Startplatz aus in Angriff nehmen.
Kurz darauf bestätigte die Rennleitung, was ohnehin schon allen klar war: Der Grand Prix wurde als Regenrennen deklariert – es ist also ein Flag-to-Flag-Race, bei dem Motorradwechsel möglich sind. Entsprechend vorsichtig gestaltete sich der Start: Erst setzte sich Scott Redding mit einem starken Start in Führung, doch schon in der ersten Kurve übernahm Valentino Rossi das Zepter.
Der Yamaha-Star durfte das Feld knapp zwei Runden anführen, bevor sich Yonny Hernández an die Spitze schob. Rossis Teamkollege Jorge Lorenzo erlebte derweil einen Albtraum: Der Spanier, der das Rennen vom zehnten Startplatz in Angriff nehmen durfte, schob sich in der ersten Runde bis auf die sechste Position vor. Doch kurz darauf wurde er durchgereicht – schon in der siebten Runde fand sich der Weltmeister abgeschlagen auf dem 18. Platz wieder.
In die andere Richtung ging es für Stefan Bradl. Der Aprilia-Werksfahrer überzeugte in den ersten Runden mit Positionsgewinnen und war zeitweise sogar auf Position 11 unterwegs, rutschte jedoch auf Platz 13 ab, bevor der Regen in der zehnten Runde wieder einsetzte. Für Spannung sorgte aber nicht das Wetter, sondern Andrea Dovizioso, der in Runde 11 Rossi schnappte und trotz Verbremser die zweite Position verteidigen konnte.
Rote Flagge wegen Regen
Der Italiener sorgte damit für eine Ducati-Doppelspitze, während Rossi schon Danilo Petrucci herannahen sah. Allerdings hielt die Freude darüber bei den Ducati-Fans nicht lange an: Im zwölften Umlauf stürzte Leader Hernández in der ersten Kurve! Im Schleichgang fuhr der Kolumbianer zur Box zurück, um mit dem zweiten Bike noch einmal auszurücken – weit abgeschlagen vom Rest des Feldes.
Das nächste Opfer der schwierigen Streckenbedingungen war Andrea Iannone. Der Ducati-Werkspilot rutschte in Runde 14 auf Position 5 liegend im strömenden Regen von der Piste. Für Spannung sorgten nicht nur die Bruchpiloten, sondern auch die Spitzenreiter, die sich einen engen Vierkampf lieferten.
In der 15. Runde übernahm Petrucci die Führung vor seinem Marken-Kollegen Dovizioso – kurz bevor die rote Flagge geschwenkt wurde, weil der Regen zu stark wurde. Beim Restart durfte aber der Werksfahrer von der ersten Position los, denn in der Startaufstellung reihten sich die MotoGP-Stars in der Reihenfolge auf, in der sie zuletzt die Start-Ziel-Linie gekreuzt hatten.
Folglich durften Petrucci, Rossi, Redding, Marc Márquez, Pedrosa, Cal Crutchlow, Jack Miller, Pol Espargaró und Alvaro Bautista von den restlichen Top-Ten-Positionen losfahren. Dahinter reihten sich Bradl, Bradley Smith, Maverick Viñales, Tito Rabat, Aleix Espargaró, Hector Barberá, Iannone, Laverty, Lorenzo und Michele Pirro ein.
Crash von Valentino Rossi
Kaum waren die MotoGP-Stars wieder unterwegs, folgten die nächsten Stürze: Pedrosa machte den Anfang, konnte danach aber weiterfahren. Danach folgten Crutchlow, Dovizioso, Smith und schliesslich auch Valentino Rossi, der an der Spitze Gas gab, weil er seinen kurz vor ihm gestürzten Landsmann noch auf der Strecke wähnte. Vergeblich versuchte der 37-Jährige, sein Bike wieder in Gang zu bringen.
Nach dem neunfachen Weltmeister stürzte auch Aleix Espargaró, während Miller mit einem mutigen Manöver an Márquez vorbei an die Spitze schob. Das Rennen aufgeben musste vor Rossis Sturz Petrucci, der auf Position 5 liegend dem Technik-Pech zum Opfer fiel.
Lorenzo hatte sich derweil auf die elfte Position vorgearbeitet, wagte aber keine grossen Manöver. Auch Bradl durfte sich freuen, denn für ihn ging es wieder weiter nach vorne. Vier Runden vor dem Fallen der Zielflagge lag der auf Position 8. Einen Umlauf später sorgte Smith erneut für Aufregung, weil er ins Kies ausweichen musste. Der Brite konnte aber weiterfahren.
Zwei Runden vor dem Ende des Rennens arbeitete sich Redding an Pol Espargaró vorbei und war damit auf Podestkurs unterwegs. An der Spitze änderte sich nichts mehr, Miller, der nach seinem zehnten Platz beim GP in Barcelona vor zwei Wochen erst seine zweite Top-10-Platzierung in der MotoGP feiern durfte, sicherte sich den Sieg.
In seinen 23 MotoGP-Einsätzen vor dem heutigen Rennen sammelte der 21-Jährige 25 Punkte. Mit seinem Assen-Sieg verdoppelte er somit sein Punkte-Konto in der höchsten WM-Klasse. Der Marc VDS-Honda-Pilot realisierte auch den ersten MotoGP-Sieg eines Kunden-Teams, seit Toni Elias in Estoril 2006 Rossi auf der Honda des Gresini-Teams besiegt hat.
Hinter dem Australier kamen Márquez, Pol Espargaró, Redding, Iannone, Barberá, Laverty, Bradl, Vinales, Lorenzo, Rabat, Pedrosa und Smith ins Ziel.