Wohin geht die Reise für Jorge Prado: MXGP oder USA?
Jorge Prado zeigte sich in Argentinien in Topform
Die Motocross-WM 2019 hat gerade erst begonnen und schon ist die Zukunft von Red Bull-KTM-Jungstar Jorge Prado in aller Munde. Falls der 18-Jährige seinen MX2-Titel erfolgreich verteidigt – und er präsentierte sich in Argentinien mit zwei Laufsiegen verdächtig gut in Form – dann muss er gemäß FIM-Regeln in die Königsklasse aufsteigen und 2020 sein Debüt auf der KTM 450 SX-F geben. Das wäre die einzige Möglichkeit für den Spanier, um die Zusammenarbeit mit der KTM-Truppe um Claudio De Carli fortzusetzen und dem GP-Paddock erhalten zu bleiben.
Prado macht aber auch keinen Hehl aus seinem Interesse am Supercross. Zur Vorbereitung auf die EMX250-Saison 2016 verbrachte er übrigens schon einen Winter in den Vereinigten Staaten, um dort zu trainieren: Ein Wechsel nach Amerika in das Troy Lee Designs KTM Team wäre eine mögliche Option, um auf der 250er-Maschine zu bleiben.
Die oben genannte Regel für den MX2-Titelverteidiger kam 2012 ins Spiel, um die kleinere Klasse in ihrer Rolle als Talentschmiede zu bestärken. Das U23-Alterslimit, das 2010 eingeführt wurde, war der erste Schritt in diese Richtung. Angesichts der Erfolge von Jeffrey Herlings und der Aussicht darauf, den niederländischen Teenager zum Umstieg auf das größere Bike zu zwingen, wurde das Reglement vor fünf Jahren angepasst – und anschließend trat die Regel wieder in Kraft, um sicherzugehen, dass Herlings, der von 2012 bis 2016 insgesamt drei MX2-Titel holte, seine Dominanz auf der 250er nicht zu sehr ausreizte.
Der Weltmeister von 2017, Pauls Jonass – der im Übrigen immer noch in der MX2 fahren dürfte – war im letzten Sommer in der gleichen Situation, als er gegen Prado um seine zweite WM-Krone kämpfte. Prado, der in seiner Debüt-Saison 2017 die Grand Prix in Italien und Portugal wegen Erschöpfung nicht zu Ende fuhr, ist zwei Jahre jünger als der Lette und würde 2020 die ersten Vorbereitungsrennen auf der 450 SX-F wohl noch vor seinem 19. Geburtstag bestreiten.
KTM Offroad Vizepräsident Robert Jonas erklärte im offiziellen Blog des österreichischen Herstellers, dass er glaube, Prado sei mehr als nur im Stande, sich in der MXGP-WM und auf dem größeren Bike zurecht zu finden. KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer sah das ähnlich: «Jorge ist ein herausragender Fahrer. Es gibt großartige Fahrer am Start, aber dann gibt es die Besonderen – und er ist einer davon. Wir können ihn gemeinsam mit Herlings und Roczen nennen, die so jung ein hohes Level erreicht haben. Jorge ist auf demselben Weg.»
Beirer schien außerdem anzudeuten, dass die FIM gezwungen sein könnte, die Regeln noch einmal zu überdenken, um Prado nicht eine Serie aufzuzwingen, für die er sich noch nicht bereit fühlen könnte. Wenn es keine Anpassungen gibt, dann ist wohl nicht auszuschließen, dass Red Bull KTM 2020 mit Tony Cairoli, Jeffrey Herlings und Prado drei starke Fahrer in der MXGP-Klasse stellt. «Ich glaube nicht, dass die Regel 'abgemacht' ist, aber ich glaube, dass dieser Junge damit umgehen kann, weil er das Motorrad durch seine Technik mit viel Stil und Power bewegt», so der Deutsche. «Sollte er ein 450er-Bike brauchen, dann wird er von KTM eines bekommen, das verspreche ich dir.»