MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Ein Künstler: Chris Pfeiffer tanzte mit dem Motorrad

Von Ivo Schützbach
Der Tod von Chris Pfeiffer hat die Motorsport-Szene erschüttert, seine schwere psychische Erkrankung hat ihn das Leben gekostet. Erinnerungen an den grandiosen Akrobaten aus dem Allgäu.

Bis 2015 tingelte Stuntfahrer Chris Pfeiffer um die Welt und ließ die Besucher seiner Shows mit heruntergeklappter Kinnlade zurück. Was der Allgäuer auf zwei Rädern zeigte, meistens war er nur auf einem unterwegs, spottete den Gesetzen der Physik. «Die Schwerkraft nützen», nannte er das.

Chris fuhr nicht mit einem leichten Trial-Bike, er war die letzten Jahre mit einer BMW F800R unterwegs. Selbst mit einem Chopper habe ich ihn Wheelies und Stoppies machen sehen.

Bei zahlreichen Rennsport-Events unterhielt er die Zuschauer, ich erinnere mich an Auftritte bei den MotoGP-Rennen auf dem Sachsenring und in Laguna Seca, bei der Superbike-WM im Miller Motorsport Park, bei der Swissmoto in Zürich, der Intermot in Köln und einige weitere.

Zum Motorsport kam Chris über Trial, anschließend fuhr er Enduro und gewann viermal das Erzbergrodeo. Weltbekannt wurde er seit 2001 als einmaliger Showman, je viermal war er Stuntweltmeister und -Europameister. Pfeiffer konnte das Publikum einfangen, es mitreißen und begeistern. Als er 2010 und 2011 auf großer Indien-Tour war, flippten bei seinen Shows bis zu 35.000 Fans aus. Bei einem NASCAR-Rennen in den USA riss er eine Viertelmillion Motorsportverrückte von den Sitzen.

Pfeiffer hatte Auftritte in 94 Ländern, er selbst sagte einmal, er habe Stuntriding salonfähig gemacht. Wer Chris kannte, weiß, das hatte absolut nichts mit Arroganz zu tun. Er sagte es mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen, das Lausbübische gehörte immer zu ihm.

Als sich Chris aus dem Sport zurückzog, hörte man nur noch wenig von ihm. «Ich war auf der ganzen Welt unterwegs, habe mich aber auch selbst ausgebeutet», nannte er neben dem Alter als Grund für seinen Rücktritt.

Seit 2015 widmete sich Chris seiner Frau Renate und seinen drei Kindern, und verwirklichte mit seinen Partnern BMW und Red Bull regelmäßig spektakuläre Projekte. Er versuchte zum Beispiel den Großglockner komplett auf dem Hinterrad nach oben zu fahren und wurde erst auf den letzten Metern von einer Windböe umgeblasen. Auch seine Fahrt auf dem Dach des BMW-Towers in München blieb in Erinnerung.

Die letzten Jahre hatte der 51-Jährige immer wieder mit einer schweren Depression zu kämpfen, zum Schluss wurde er dieser nicht mehr Herr.


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