Stefan Bradl analysiert den deutschen Dreifachsieg

Von links: Anina Urlaß, Stefan Bradl, Fynn Kratochwil und Thias Wenzel
Es war zumindest ein Lichtblick in Sachen des viel gescholtenen deutschen Straßenrennsport-Nachwuchses, der Dreifachsieg von Fynn Kratochwil vor Anina Urlaß und Thias Wenzel beim Saisonauftakt des Northern Talent Cups (NTC) 2025 im Rahmen der Superbike-WM in Assen. Die Siegertrophäen zu übergeben war Aufgabe des anwesenden Stefan Bradl, was ihm sicherlich eine besondere Freude war.
Vorausgegen war ein Vierkampf von der ersten bis zur letzten Rennrunde zwischen den drei Trainingsschnellsten Fynn Kratochwil aus dem thüringischen Mühlhausen, Thias Wenzel aus dem niedersächsischen Hermannsburg und Anina Urlaß aus Hohndorf im Erzgebirge sowie dem Belgier Lorenzo Pontillo. Nach unzähligen Überholmanövern setzte sich schließlich Kratochwil vor Urlaß und Wenzel durch, womit der seit Freitagnachmittag erhoffte deutsche Dreifachsieg Wirklichkeit wurde.
Das kommentierte Stefan Bradl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com zunächst folgendermaßen: «Ich bin schon auch wegen des Northern Talent Cups hier und verfolge das Treiben bei Kiefer Racing natürlich mit besonderem Interesse. Ich war auch letztes Jahr schon das eine oder andere Mal dabei und habe diesmal wieder Zeit gehabt. Da habe ich mir gedacht, ich schau mal vorbei, um ein bisschen Support zu machen.»
Konkret zum Rennen meinte er: «Das war ein tolles Rennen und auch schon ein tolles Qualifying. Es ist doch schön, wenn wir ein rein deutsches Podium haben. Es waren gute Fights und es freut mich natürlich, dass alle drei schon bei mir bei den Stefan Bradl Rookie Days waren. Da ist es natürlich schön, dass sie jetzt in einer Meisterschaft und auch vorn mit dabei sind.»
Mit all seiner Erfahrung tritt der Bayer aber auch gleich auf die Euphorie-Bremse. «Wir stehen ja mit dem NTC noch ganz am Anfang von irgendwas. Es ist schön, dass sie hier zusammen kämpfen, und dass sie sich gegenseitig anspornen, um hoffentlich die nächste Stufe erreichen.»
Einen öffentlichen Ratschlag an die drei Talente hatte Bradl auch in petto, was er so formulierte: «Es muss die Motivation und der Antrieb von den Deutschen, die hier dabei sind, sein, dass sie permanent auf dem Podium sind. Den Speed dazu haben sie, was sie auch wissen. Sie müssen sich weiter gegenseitig scharf machen. Das ist das, was mir heute gut gefallen hat. Weiter so, kann ich da nur sagen!»
Von einem echten Lichtblick möchte der Moto2-Weltmeister von 2011 deswegen aber noch nicht sprechen. «Wir sind hier, realistisch betrachtet, noch auf einem relativ niedrigen Niveau. Der NTC ist eine gute Basis, aber das Level ist, ehrlich gesagt, noch ausbaufähig. Wenn ich es mit anderen Talent-Cups vergleiche, die die Dorna führt, sind die Rundenzeiten im NTC noch nicht so, wie sein sollten. Aber ich bin happy, denn wir sind auf einem guten Weg und ich hoffe, dass wir uns stetig steigern können.»
Das weiß auch der strahlende Rennsieger Fynn Kratochwil, der parallel auch im European Talent Cup in Spanien unterwegs ist: «Das war ein sehr gutes Rennen. Ich habe am Anfang versucht wegzufahren, doch das hat nicht geklappt. Ich habe mich dann umgestellt und mit der Gruppe gekämpft. In der letzten Runde den Sieg zu holen, war ein cooles Gefühl.»
Im Rahmen der Superbike-WM anzutreten, war die größte Bühne in der bisherigen Laufbahn des 14-Jährigen, was er allerdings sachlich nüchtern abtat und meinte: «Man konzentriert sich mehr auf das Rennen. Also ich denke zumindest nicht so viel darüber nach, wie viele Leute da sind. Der ganze Trubel im Paddock ist allerdings schon etwas anderes, als was ich bisher erlebt habe. Wenn du mit den Besten der Welt in einem Paddock bist, ist das schon cool.»