Langbahnrennen langatmig und langweilig – stimmt das?
Highlight: Sandbahnrennen in Werlte
«Nein, nicht schon wieder Langbahn, so etwas Langatmiges und Langweiliges. Warum muss das hier auch immer solange dauern?» Eine Aussage eines Kollegen in der Saison 2016 auf einer deutschen Gras- oder Sandbahn. Er bevorzuge Speedwayrennen, da ginge alles viel zügiger voran.
Schaut man im Netz in entsprechende Foren, bekommt man viel über diese Thematik zu lesen. Da sind die einen, die den Langbahnsport mit all’ seinen Stunden über das Wochenende geradezu lieben und dann sind da die anderen, die ihn wegen seiner vermeintlichen Langatmigkeit und seiner angeblichen Rückwärtsgewandtheit als langweilig und vom Aussterben betroffenen Sportart sehen.
Die Speedwayfans dagegen sehen ihren Sport zum Teil von denjenigen herabgewürdigt, die diese Form des Driftsports als «blödes Herumgerutsche» zu disqualifizieren versuchen.
Sind Gras- und Sandbahnrennen, im weiteren Sinne Langbahnrennen, nun tatsächlich langatmig und langweilig? Ja, leider sind sie manchmal langatmig im Sinne von geraume Zeit dauernd, sich in die Länge ziehend, viel Zeit kostend oder einfach zeitraubend.
Nehmen wir mal als Beispiel das Europameisterschaftsfinale der Gespanne im Juli in Vries. Vier Klassen waren am Start, natürlich die Seitenwagen als Hauptevent, dann die I- und B-Solo sowie die Crosser. Bei einer reinen Fahrtzeit von zirka 45 Minuten dauerte die Veranstaltung insgesamt rund fünf Stunden. Und das bei einer Affenhitze.
Da darf man vielleicht doch mal vorsichtig nachfragen: «Wie kann das angehen?»
Es kann tatsächlich angehen. Da steht an vorderster Stelle die Sicherheit der Aktiven, der Fahrerinnen und Fahrer, der Beifahrer und Beifahrerinnen und letztlich auch der Zuschauer hinter der Bande. Die glatte und ebene Speedwaybahn ist nun mal einfacher zu präparieren als eine bis zu 1000 Meter lange Gras- oder Sandbahn, manchmal hoch und runter, das richtige Know-how bei den Bahnmeistern mal vorausgesetzt.
Da braucht es zwischendurch eine gute Präparation der Bahn und genügend Erholungspausen für die Aktiven. Ob es in dem erwähnten Rennen aber ganze fünf Stunden bis zum Ende dauern musste, ob es wirklich so langatmig sein musste, sei dennoch dahingestellt.
Die einzelnen Läufe waren dort jedenfalls nicht langweilig, das heißt, der sportliche Teil stimmte.
Langbahnrennen können aber auch durchaus langweilig sein. Langweilig im Sinne von eintönig, einfallslos, lahm, uninteressant, alter Hut und alte Zöpfe, gleichsam kalter Kaffee. Von einigen Rennen weiß man mittlerweile schon im Vorhinein, was einen erwartet.
Zum Beispiel eine aufwändige Fahrervorstellung vom Topfahrer bis zum letzten Reservisten mit mehr oder minder passenden Sprüchen des Moderators, dazu dann noch die Ansprachen vom Vorsitzenden und vom Bürgermeister oder vom Landrat. Derweil schwitzen die Aktiven gelangweilt in ihren Rennanzügen.
Dann die Musik. Manche haben immer noch nicht gemerkt, dass Abwechslung und Vielfalt in der Auswahl der Stücke die Stimmung auf den Rängen heben. Und niemand will Traktorparaden in den Pausen sehen, sondern zügigen und effektiven Bahndienst. Und vor allem eine effiziente Kommunikation zwischen Turm und Fahrerlagertor. Fahren die einen heraus, müssen die nächsten schon hinein fahren. Dazu braucht es aber oft weniger schläfriges Personal oder aber eine zackigere Einweisung im Vorfeld.
Langweilig ist aber manchmal auch der Langbahnsport selbst, sei es, dass die Fahrerfelder schlecht zusammengestellt wurden und dass einfach zu wenig Fahrer auf der Bahn mitfahren dürfen. Fünf Fahrer beim höchsten Wettbewerb, dem Langbahn-GP, einer Weltmeisterschaft? Ein Witz hoch drei. Fährt dann noch einer ins Band oder fällt im Lauf selbst aus, könnte man getrost auch die 1000er-Gespanne zur gleichen Zeit anders rum fahren lassen, Platz genug hätten alle.
Nein, diese Langeweile ist vorprogrammiert, sozusagen systemimmanent. Um einmal den Langbahn-GP in Polen fahren zu können, hat die FIM von sechs auf fünf Fahrer reduziert. Aber die Hoffnung Polen ist geplatzt, doch den Weg zurück findet anscheinend niemand mehr.
Auch die Disqualifikation nach Bandberührung sollte ein für allemal mit einer Verbannung 15 Meter nach hinten im Re-run verbunden sein. Auf internationaler wie auf nationaler Ebene. Das wäre doch interessant.
Auf jeden Fall steht eines fest: Es gibt solche und solche Langbahnrennen. Die einen sind langatmig und manchmal auch langweilig, dann andere, die sind zügig durchgeführt und damit kurzweilig und oft auch interessant. Das Gleiche gilt allerdings auch für Speedwayrennen.
Nichtsdestotrotz soll doch jeder nach seinem oder ihrem Gusto leben. Wer den Langbahnsport liebt, der geht da eben hin. Und wer eher Speedwayfan ist, der schaut sich das an.
Viele Langbahnfans lieben es, schon ein oder zwei Tage vorher anzureisen, beim Bahnsport Bekanntschaften und Freundschaften zu schließen und diese bei jedem Besuch noch weiter zu vertiefen. Sie lieben die Nähe zu den Teams, die Beschaulichkeit und auch Hektik in und um das Fahrerlager, die Trainings, die ausgedehnte Mittagspause und all’ das.
Andere dagegen haben nicht so viel Zeit. Sie wollen einen zügigeren Tages- und Rennverlauf und wollen dann auch wieder rechtzeitig heimfahren. Das ist durchaus verständlich.
Aber nur meckern bringt meist nicht viel auf dem mühsamen Weg voran. Besser ist es, sich offen einzubringen in die Belange der Clubs, durch Mitarbeit oder konstruktive Kritik. Sagt den Vereinen, wie ihr es besser machen würdet, macht Vorschläge, wie es besser laufen könnte.
Oder bietet ihnen einfach eure Dienste an. Sie werden sich freuen über euer Engagement. Dann bleibt uns der geliebte Sport auch noch länger erhalten.