Jörg Tebbe fährt nur noch hobbymäßig auf der Langbahn
Knapp vier Monate ist es her, dass Jörg Tebbe einen Tag nach dem Langbahn-GP im französischen Morizes in Berghaupten stürzte und danach nicht mehr weiterfahren konnte. Zu dieser Zeit hatte der 37-Jährige aufgrund seiner WM-Platzierung noch gute Chancen, sich am Ende direkt für die WM 2017 zu qualifizieren.
Die Schwere seiner Verletzungen wurden erst eine Woche später in Deutschland erkannt. Die Bänder, die das linke Schlüsselbein am Eckgelenk festhalten, waren gerissen, dazu kam eine Absplitterung im rechten Handgelenk.
Damit war die Saison 2016 für Jörg Tebbe beendet und so auch der Traum von der direkten Qualifikation für die Langbahn-WM 2017. Auch die Hoffnung, eine der begehrten permanenten Wildcards von der FIM zu bekommen, erfüllte sich bekanntermaßen nicht. SPEEDWEEK.com sprach mit Jörg Tebbe.
Jörg, du kommst gerade vom Arzt zurück nach Hause. Wie geht es dir?
Es geht wieder aufwärts. Heute sind die Fäden gezogen worden, nachdem in der Vorwoche das Metall aus meiner Schulter herausoperiert wurde Das Schlüsselbein sitzt jetzt wieder fest und ich kann langsam mit der Belastung anfangen.
Wer hat die Operation durchgeführt?
Das war Dr. Andreas Sandhaus, ein Chirurg und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am St. Vinzenz-Hospital Haselünne. Der hat im September auch schon die OP gemacht und eine Hakenplatte auf das Schlüsselbein aufgeschraubt. Die ist jetzt wieder draußen.
Tut es noch weh und wie sieht dein Plan zur Gesundung aus?
Schmerzen habe ich keine mehr, ich kann jetzt mit Krankengymnastik und Physiotherapie anfangen und die Belastungen kontinuierlich steigern, nachdem ich die Schulter nach der OP zirka 12 Wochen gar nicht belasten durfte. Das REHA- und Sportmedizinische Zentrum Cloppenburg hat schon einen Trainingsplan für mich entwickelt, da werde ich demnächst hart arbeiten.
Willst du wieder fit werden für die kommende Bahnsportsaison? Bei der WM bist du ja nicht mehr dabei. Hast du nicht daran gedacht, den ganzen Kram hinzuschmeißen?
Also erstmal will ich grundsätzlich wieder fit werden, auch für die Langbahn, denn ich hänge zu sehr an dem Sport. Aber um es vorweg zu sagen: Ich werde mein Engagement hier etwas weiter zurückschrauben.
Du wirst den Bahnsport nicht wie bisher relativ professionell angehen?
Genau. Ich habe bisher auch gearbeitet, aber mit weniger Stunden. Mein Arbeitgeber hat immer wieder angefragt, ob ich nicht Vollzeit arbeiten wolle. Das mache ich, wenn ich wieder gesund bin. Das wird wohl Anfang Februar sein. Dann werde ich den Sport nur noch hobbymäßig betreiben, das heißt, ich werde versuchen, die Arbeit und den Bahnsport unter einen Hut zu bekommen. Steht zukünftig eine Entscheidung zwischen Arbeit oder Sport an einem Wochenende an, werde ich mich für die Arbeit entscheiden.
Ist es die Verletzung oder die Nichtberücksichtigung der FIM als Wildcard-Fahrer für die Langbahn-WM, die dich zu diesem Entschluss gebracht hat?
Eindeutig die Nichtberücksichtigung. Ich verstehe nicht, warum diese Fahrer für die Wildcards ausgesucht wurden und ich nicht. Das hat meiner Meinung nach nichts mit Leistung zu tun. Ich habe mich tatsächlich mit Rücktrittsgedanken beschäftigt und mich gefragt, wofür ich das Ganze eigentlich mache. Aber dann habe ich beschlossen, der Arbeit die Priorität zu geben und die Rennen zu fahren, die mir wirklich Spaß machen. Meine Karriere ist also noch nicht zu Ende.
Kann es sein, dass du vielleicht doch noch in den WM-Kader hinein rutschst?
Ich bin vierte Generalreserve, da rechne ich mir nicht viel aus. Aber es gibt ja immer noch die Wildcards der Veranstalter, vielleicht ergibt sich da noch mal die Möglichkeit, einen GP zu fahren.