Neuer Motor: Red Bull Honda ändert die Strategie
Notgedrungen rückte Stefan Bradl Ende April beim WM-Event in Assen am Freitag mit der neuen Motorkonfiguration 17.1 aus, weil von seinen drei Basis-Motoren 17.0 einer kaputt ist (Aragón) und zwei mit ihrer Laufleistung am Ende sind.
Weil sich der neue Motor als nicht ausgereift und schlagkräftig erwies, fuhr der Bayer die Rennen trotzdem mit einem alten Aggregat und eroberte im Samstag-Rennen mit Platz 6 sogar die beste Platzierung der neuen Fireblade.
In Imola waren Bradl und Red-Bull-Teamkollege Nicky Hayden erneut mit dem Basismotor unterwegs, für Bradl wurde ein neuer 17.0 aufgebaut. Diesen konnte er nach seinem Sturz im Training in den Rennen aber nicht nützen, weil das Team nicht sicherstellen konnte, dass der Motor dabei nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Zwischen den nächsten Events in Donington Park und Misano Adriatico testet Red Bull Honda zwei Tage in Misano die neuen Motoren. Die Ausbaustufe 17.1 wird dann zum ersten Mal in den Rennen an der Adria Mitte Juni eingesetzt.
Honda-Plan wurde geändert
Bei Honda gab es nach Assen einen Strategiewechsel. Wegen der ausbleibenden Erfolge wurde seit Saisonbeginn Vollgas entwickelt, manche Lösung wurde überhastet gebracht, die Fahrer und das Team wirkten zunehmend verwirrt.
Die ursprünglich für Aragón geplante und dann auf Imola verschobene Umstellung auf die Motorspezifikation 17.1 wurde deshalb um vier Wochen und auf Misano verschoben und soll dafür einen umso größeren Schritt nach vorne darstellen.
«Wir sind nicht nur die Racing-Crew, sondern auch für die Entwicklung zuständig», erklärte Pieter Breddels, Technischer Manager von Red Bull Honda. «Klar, das war schon immer so. Jetzt haben wir aber so viel zu tun, die Entwicklung nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass unsere Vor- und Nachbereitung der Rennen nicht mehr optimal war. Wir müssen die Qualität verbessern, also entschieden wir uns, die Entwicklung anders zu handhaben. Wir testen in Misano, neben dem Motor kommen vielleicht auch eine neue Schwinge und ein neuer Tank zum Einsatz. Dann wissen wir, wie wir weitermachen und welche Spezifikation wir verwenden wollen.»
Schlag ins Gesicht
Nach Assen hat Stefan Bradl eine eindeutige Strategie von Honda gefordert. So ungeduldig er als Rennfahrer ist, so klar ist ihm auch, dass unausgereifte Änderungen ihn und das Team nicht vorwärts bringen.
«Assen war ein Schlag ins Gesicht», so Bradl. «Ich wurde Sechster mit einem kuriosen Rennen, das ist okay. Aber trotzdem sieht man den Zeitrückstand. In Imola war es gleich. Wenn man Schritte nach vorne machen will, dann sollten die auch was bringen und nicht ein Riesenchaos innerhalb kurzer Zeit auslösen. Wenn du etwas Neues bringst, von dem du dir nicht sicher bist ob es besser ist, dann verlierst du die Richtung.»
«Es liegt am Motorrad», sind sich der Bayer und die Honda-Verantwortlichen einig. «Nicky war letztes Jahr schneller, das ist ja schon das ganze Jahr so. Der mechanische Grip ist nicht der Beste, ich weiß aber nicht, wie sehr das von der Leistungsentfaltung des Motors abhängt. In Imola war das Motorrad im ersten Gang sehr aggressiv, das Hinterrad drehte direkt durch. Insgesamt funktioniert es ja, aber wir sind halt zu langsam. Das Hauptproblem ist die Leistungsentfaltung des Motors, der Drehmomentverlauf. Es ist nicht mehr so, dass es unglaublich stark aushaut, aber die Details funktionieren nicht vernünftig. Die Detailprobleme werden von den großen Problemen überlagert. Wenn du am Chassis arbeiten willst, dann musst du eine vernünftige Basis mit dem Motor und der Elektronik haben.»