Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Bleibt Donington Park das Heim der Superbike-WM?

Von Günther Wiesinger
Neben der MotoGP stand der «Circuit of Wales» auch als Schauplatz für die Superbike-WM zur Debatte. Das Projekt wurde aber zum Reinfall des Jahrhunderts, 10 Millionen wurden in den Sand gesetzt.

Eigentlich hätte der Britisch Motor Cycle Grand Prix bereits 2015 auf dem neuen Circuit of Wales stattfinden sollen, aber bekanntlich hat bisher in Blaenau Gwent kein Spatenstich stattgefunden. Noch schlimmer: Das von Skandalen geschüttelte Projekt verfügt bisher noch nicht einmal über eine gesicherte Finanzierung. Und sie wird auch nie mehr kommen.

Dabei hatten die Wales-Promoter schon einen Fünf-Jahres-Vertrag mit Dorna Sports abgeschlossen, auch die Abwanderung der ebenfalls von der Dorna organisierten Superbike-WM von Donington nach Wales war im Bereich des möglichen.

Für die Superbike-WM ist Donington die Rennstrecke, auf der alles seinen Anfang nahm. 1988 wurde hier das erste Rennwochenende der Serie überhaupt ausgetragen, es gewann der Italiener Davide Tardozzi mit einer Bimota. Aber das Meeting ist nicht in Stein gemeißelt: Von 2002 bis 2006 wurde in Brands Hatch (und Silverstone) gefahren  Dass der «Circuit of Wales» von einem Skandel in den nächsten rutscht, stärkt die Position der seriösen Veranstalter in Donington.

Denn der Oberste Rechnungshof von Wales hat jetzt die Waliser Regierung stark kritisiert, weil sie bereits 9,3 Millionen Pfund Steuergeld in die geplante Rennstrecke investiert hat. Die Bilanzprüfer äußerten ernsthafte Bedenken, weil die beteiligten Firmen ein «limited understanding», also ein mangelhaftes Fachwissen, für ein Projekt haben, das in Ebbw Vale einen Circuit mit Gesamtkosten bis zu £ 425 Millionen entstehen lassen soll. Das ist eine der gottverlassensten Gegenden von Wales.

Die Buchprüfer stellten auch die Frage, ob das bisher ausgegebene Geld nicht überwiegend zweckentfremdet wurde. Im Mittelpunkt der Kritik steht die «Head of the Valley Development Company (HoVDC) von Carrick.

Die Vorwürfe:

– £ 300,000 Steuergeld wurde benützt, um eine Motorradfirma in Buckinghamshire zu kaufen, die dann Bankrott machte. Es handelt sich um FTR moto.

– Zahlungen in der Höhe von fast £ 1 Million wurden einer anderen Firma zugeschanzt, die vom umstrittenen Circuit of Wales-Director Michael Carrick betrieben wird. Es habe wenige Hinweise gegeben, dass Carricks Firma auch entsprechende Gegenleistungen erbracht habe.

– Das «Welsh Government» habe keine Hinwise, dass die kritisierte Firma Dienstleistungen zu konkurrenzfähigen und nachhaltigen Preisen eingekauft habe, wie es in der Vereinbarung gefordert wurde. Insgesamt habe Carricks Firma bei diesem Darlehen bis zu £ 2 Millionen beziehen können, alles Steuergeld wohlgemerkt.

– Der Rechnungshof beanstandete auch, dass «fast die Hälfte der Gesamtsumme» beim Einkauf der Dienstleistungen mit oder durch nahestehende Personen der beteiligten Firmen getätigt wurden. Zumindest neun fragwürdige Personen seien bereits identifiziert worden. Die Rechnungen seien bezahlt worden, ohne darauf zu achten, ob ein echter Gegenwert existiere.

Das Circuit of Wales-Projekt wurde von der Landesregierung in Wales mit einem Darlehen in der Höhe von 2 Millionen Pfund unterstützt, dazu gab es einen Kredit in der Höhe von £ 7,33 Millionen. Dieser Betrag musste zur Gänze im April 2016 frei gegeben werden, als der Firma von Carrick das Geld ausging.

Wirtschafts-Staatssekretär Ken Skates überlegt jetzt, ob eine weitere Bankgarantie in der Höhe von 210 Millionen fällig wird. Fakt ist: Wenn dieses Steuergeld nicht frei gegeben wird, muss das Projekt beerdigt werden.

Michael Carrick faselt seit fünf Jahren davon, dass eines Tages 6000 Jobs entstehen werden, dazu sollen 750.000 Besucher im Jahr angelockt werden und diesen verlassenen Landstrich in der Nähe von Cardiff zu neuem Leben erwecken. Dave Davies, Minister-Präsident von Wales, hat inzwischen starke Zweifel an diesen hochtrabenden Plänen.

Die Gegner des Circuit of Wales sagen: Es gibt bereits genug Rennstrecken in Großbritannien, die um ihre Existenz kämpfen.

Und da kann niemand ernsthaft widersprechen. Auch der pompöse Rockingham Circuit ist inzwischen zu einer Rennstrecken-Ruine geworden.

Inzwischen wird die Geschäftsgebarung der Firma HoVDC von Michael Carrick detailliert unter die Lupe genommen. Zwei Spesenabrechnungen in der Höhe von 19.000 Pfund wurden zuerst vom Welsh Government bezahlt, aber dann wieder zurückgefordert, weil HoVDC keinen richtigen Gegenwert darstellen konnte. Dazu hat Carrick 1 Million im Jahr an eine Beratungsfirma bezahlt, die sich zu 100 Prozent in seinem Besitz befindet.

Huw Vaughan Thomas, Oberster Rechnungsprüfer in Wales, erklärte, er sehe keinerlei Rechtfertigung, warum das Geld, das für den Bau einer Rennstrecke im Moorgebiet von Ebbw Vale dienen sollte, auf so zweifelhafte Weise zweckentfremdet wird.

Für den Bau des Circuit of Wales sollte ein «Fundraising» gestartet werden. Und zwar schon im Januar 2012, bevor die Regierung von Wales angezapft wurde. Aber Carrick hielt seine Versprechen nicht, er unterschrieb den Vertrag gleich für zwei beteiligte Parteien – für Aventa und HoVDC.

Deshalb musste die Regierung zwei Jahre später mit 1 Million Pfund einspringen. Ein Beamter fertigte eine Aktennotiz an. «Ich bin jetzt zufrieden, weil sich jetzt keiner der Direktoren von HoVDC an diesen Beträgen persönlich bereichern kann.»

Doch HOVDC reichte das Geld an das Unternehmen Aventa weiter – das ebenfalls Carrick gehört, wie sich später herausgestellt hat.

Jetzt sagt der Rechnungsprüfer: «Die Rechnungen, die Aventa an das Welsh Government stellte, waren einfach monatliche Vorschüsse, für die es keinen Gegenwert gibt und keine Dienstleistungen, welche diese Summen rechtfertigen würden.»

Jetzt darf man sich fragen: Sind die Dorna und die Politiker in Wales mit Michael Carrick einem üblen Schwindler und Hochstapler auf den Leim gegangen?

Man darf davon ausgehen, dass dieses 425 Millionen Pfund-Projekt und die Pläne für die 5,6 km lange GP-Piste bald beerdigt werden.

Carrick fordert mit seinen fadenscheinigen Konzepten bis heute von der Landesregierung Zusagen in der Höhe von 210 Millionen. Nach seinem fahrlässigen Umgang mit Steuergeld wird ihm kein ernstznehmender Politiker dieser Welt auch nur noch einen Cent zukommen lassen. Er hatte sogar private Gärtnerrechnungen mit Steuergeld bezahlt... Und es stellt sich ohnedies längst die Frage, ob Zuschüsse für Rennstrecken mit EU-Recht vereinbar wären.

Aber der Brexit wird diese Frage sowieso überflüssig machen.

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