Ducati: Mehr Seriennähe ist Gift für die Superbike-WM
Ducati ist der erfolgreichste Hersteller der Superbike-WM und stellte oftmals die meisten Bikes im Teilnehmerfeld. Vor allem für Privatteams war das Material aus Bologna lange Zeit erste Wahl, doch das hat sich geändert. In der Superbike-WM 2017 steht neben den beiden Werksmotorrädern nur eine weitere Ducati 1199 Panigale R von Barni Racing in der Startaufstellung. Der heute dominierender Hersteller: Kawasaki mit sieben Motorrädern!
Durch die Annäherung des Reglements der Superbike-WM zu immer mehr Serie, verschärft sich die Situation. Unternimmt die Dorna weitere Schritte, könnte eine Abschaffung der Superstock-1000-Serie drohen, weil der Abstand zur Superbike-WM zu gering wäre.
«Es wäre ein Riesenfehler, wenn man diese Serie abschaffen würde – allein wenn man sieht, wie viele Piloten daran teilnehmen», sagte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Außerdem ist es die Serie, die der Superbike-WM am nächsten steht. Die neue 300er-Klasse ist für Ducati uninteressant, aber es scheint ein guter Weg zu sein, junge Piloten ins Paddock zu bringen. Die aktuelle Aufteilung an Serien ist gut. Die Streichung der Superstock 1000 würde ein Verlust von 30 Piloten und deren Teams bedeuten.»
Auch der Verlust von Herstellern, wenn das Reglement der Superbike-WM noch mehr Serie bedeutet? «Der Performance-Unterschied zwischen den verschiedenen Serien-Bikes ist sehr unterschiedlich», grübelt der Italiener, der auch schon im Management der Superbike-WM tätig war. «Manche Hersteller bauen sehr extreme Sportmotorräder, andere Werke sind weniger extrem. Diese brauchen die Freiheit, ihr Motorrad innerhalb des Reglements zu verbessern. Wenn die Regeln also wie im Stock-Sport wären, dann wäre die Superbike-WM für manche Hersteller nicht sehr interessant.»
Damit meint Ciabatti weniger Ducati, sondern Hersteller wie Honda oder MV Agusta!
Ciabatti warnt vor den Folgen für die Superbike-WM und malt schwarz: «Ich denke, manche Hersteller würden schnell die Lust an der Serie verlieren – und dadurch die Superbike-WM ihren Reiz. Ohne einen engagierten Hersteller im Hintergrund wird es auch schwierig, die großen Namen in der Serie zu halten, denn diese Fahrer kosten Geld. Aber möglicherweise wäre die Serie dann immer noch interessant für die Fans an der Strecke oder am Bildschirm.»