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Chaz Davies: «Brauchen keine 2 Mio teuren Motorhomes»

Von Ivo Schützbach
Ducati-Werksfahrer Chaz Davies wurde nach seinen Siegen bei der Superbike-WM in Imola wie ein Rockstar gefeiert. «Ich fühlte mich wie Mitte der 1990er, überall war Party, so etwas gibt es nur in Italien», schwärmte er.

Was in Italien los ist, wenn Ducati oder Ferrari beim Heimrennen vorne fährt, kann nur nachfühlen, wer es erlebt hat. Bei der Siegerehrung wurde die Nationalhymne noch aus voller Brust mitgeschmettert, als die Musik dazu längst ausgeblendet war. Tausende Fans auf den Tribünen waren von Ducati oder einem der vielen Teamsponsoren. Als Chaz Davies im zweiten Rennen die Führung übernahm, riss es jeden Einzelnen von seinem Sitz, der Applaus war tosend.

Davies gab der geschundenen Ducati-Seele, wonach sie beim Heimrennen verlangte: zwei überragende Siege!

In der WM-Wertung schaut es für den Hersteller aus Borgo Panigale trotz Rang 2 trist aus: Doppel-Weltmeister Jonathan Rea ist mit seiner Kawasaki ZX-10RR an der Spitze bereits um 74 Punkte enteilt. Und dessen Teamkollege Tom Sykes sitzt Davies mit nur einem Punkt weniger im Nacken.

«Kawasaki hat die Messlatte in diesem Jahr höher gelegt», ist sich Davies bewusst. «Ende letztes Jahr waren wir sehr dominant, aber seitdem hat sich alles weiterentwickelt. Du musst dir nur in Imola den Abstand zu den anderen Bikes ansehen. Zwei Hersteller und ihre Fahrer pushen sich gegenseitig. Es wäre schön gewesen, wenn ich noch ein paar Punkte mehr gutgemacht hätte. Das war viel Aufwand für zehn Punkte mehr als Rea. Doch besser als nichts. Das ist Johnnys Qualität: die Konstanz. Wenn er nicht gewinnt, dann wird er Zweiter. Er weiß, wann er siegen kann und wann er Platz 2 sichern muss. Zehn Punkte sind nicht viel, aber ein Anfang.»

Ducati und Kawasaki fuhren in Imola in ihrer eigenen Liga – sehr zum Unmut der Gegner, die immer lauter nach einem neuen Balance-System verlangen.

Davies glaubt, dass Ducati die kommenden Rennen dauerhaft konkurrenzfähig sein wird. «Wir erzielten im Aragón-Test gute Fortschritte», hielt der 30-Jährige im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «In Assen zeigte sich das noch nicht, weil diese Strecke Kawasaki so gut liegt. In Imola war ich vorne. Und in Donington kommen wir immer näher an Kawasaki heran, jedes Jahr ein paar Zehntelsekunden. Sie sind dort seit 2013 die Messlatte. Ich fühle mich in Donington immer wohler auf der Panigale, hoffentlich ist das auch diesmal der Fall. Imola unterstreicht die Stärken von mir und Ducati – Donington ist ähnlich für Kawasaki.»

Nachdem du von den Tifosi so gefeiert wurdest: Ist Imola das bessere Heimrennen als Donington für dich?

«Imola war ein herausragendes Rennwochenende», unterstrich der 23-fache Laufsieger. «Die Atmosphäre ist... man spürt eine natürliche Empathie. Sehr viele Menschen kommen nach Imola, das ist großartig. Für mich fühlt es sich – als ein Teil von Ducati – wie ein Heimrennen an. Aber ich denke, dass alle Fahrer diesen zusätzlichen Schub beim Heimrennen bekommen. Das fehlt der Superbike-WM in anderen Ländern. In Spanien ist Superbike fast tot, in Großbritannien ist es nicht so schlecht, aber in Imola spürt man die Begeisterung. Es ist wie Mitte der 1990er bei den Superbikes. Wenn du ins Hotel fährst, siehst du überall Partys, die Fans feiern und trinken. Es ist nicht alles so reglementiert wie bei der Formel 1. Wir müssen nicht alle in zwei Millionen Euro teuren Motorhomes leben. Du siehst das so nirgends mehr. Eigentlich nur noch bei den Superbikes – und besonders in Italien.»

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