IDM nur Zwischenspiel: Reiterberger plant WM-Einsatz
Tiefenentspannt dürfte den Zustand von Markus Reiterberger während des IDM-Wochenendes auf dem Nürburgring gut beschreiben. An die Trainings und Rennen ging der Bayer wie immer konzentriert. Doch dazwischen sah man den zweifachen Deutschen Superbike-Meister im Fahrerlager hier und da plaudern, oder mit seinen Mechanikern Wolfgang Kampe und Papa Tom Reiterberger fachsimpeln.
Sein gelegentlicher Blick aufs Handy bewies allerdings auch, dass es Reiterberger nach seinem Ausstieg aus dem Team Althea und der Superbike-Weltmeisterschaft interessierte, was seine WM-Kollegen so trieben. Zeitgleich zum IDM-Auftakt auf dem Nürburgring gingen die WM-Piloten im italienischen Imola an den Start. Doch in erster Linie kümmerte sich Reiterberger um sich und seine BMW des Teams Van Zon-Remeha-BWM, wohin er nach seinem WM-Ausstieg wieder zurückgekehrt ist, um mit seiner Mannschaft aus den erfolgreichen IDM-Jahren wieder zu altem Selbstvertrauen und zu alter Stärke und Schnelligkeit zurückzufinden.
Das Thema seiner Rückenverletzung aus der WM-Saison 2016 ist noch immer präsent. «Sieben Wirbel hatte ich mir im Vorjahr verletzt», zählte er am vergangenen Wochenende auf. «Nach einem Trainingstag spüre ich die natürlich. Die Winterpause war auch irgendwie nicht wirklich lang. Bei den drei WM-Läufen, die ich dieses Jahr gefahren bin, hatte ich aber keine Probleme damit.»
«Es dauert halt seine Zeit, bis das vollständig ausgeheilt ist», ist sich Reiterberger bewusst. «Aber ich habe einen guten Arzt und einen guten Physio. Die Knochen sind wieder fest zusammen, betroffen sind nur noch Gewebe und Muskulatur.» Auch das Vertrauen in sich und seinen Körper wird von mal zu mal besser. «Ich muss einfach noch besser rausfinden», glaubt er, «was mir am Besten gegen die Schmerzen hilft. Jetzt bin ich in ein gutes Team zurückgekehrt, das ist ein Schritt.»
Den Zweiten um 25 Sekunden deklassiert
Die Erwartungen an Reiterberger in der IDM sind hoch. Immerhin hat er die Serie zweimal souverän gewonnen und bringt über ein Jahr WM-Erfahrung mit. «Ja, manch einer denkt, ich muss die hier alle in Grund und Boden fahren», schätzt Reiterberger. «Aber Werner Daemen hat eine gute Fahrer-Truppe zusammengestellt, die werden sicher gut mithalten. Ich würde mal sagen, die größte Konkurrenz kommt mit Danny de Boer und Jan Bühn aus dem eigenen Team.»
«Die Zeit in der WM war schwierig», gibt der BMW-Pilot zu. «Aber Werner Daemen gibt mir jetzt eine Chance und ich will in die WM zurück. Die Umstellung von meinem IDM-Bike aus der Saison 2015 auf die WM-BMW war allerdings einfacher als jetzt die Umstellung zurück. Mit dem IDM-Reglement von 2015 waren wir nah an einem WM-Bike dran, es hat nicht viel gefehlt. Das hat man beim Wildcard-Einsatz damals gesehen. Mit dem IDM-Reglement 2017 ist es schon ein Schritt rückwärts durch die Einschränkungen beim Motor und der Elektronik. Früher konnten wir uns für jede Kurve die richtige Einstellung erarbeiten, jetzt muss eine Einstellung für jede Kurve passen. Man fährt jetzt eher wieder wie früher. Da war ich natürlich verwöhnt, auch in der WM. Ich bin seit ein paar Jahren nicht mehr in der Stocksport-Konfiguration gefahren.»
«Aber mein Fahrwerk ist super», schwärmt er, nachdem er sich am Nürburgring die Pole-Position und in den Rennen die Plätze 2 und 1, diesen mit 25 Sekunden Vorsprung im Trockenen, gesichert hat. «In der WM hat mir immer das Vertrauen zum Vorderrad gefehlt, jetzt kann ich wieder voll reinhalten. Da muss ich jetzt einfach noch mehr Vertrauen aufbauen. Natürlich habe ich auch nicht soviel Drehmoment zur Verfügung.»
Reiterberger hat nach dem IDM-Auftakt Zeit, Stress kommt beim aktuellen IDM-Kalender keiner auf und der Bayer kann die Zeit neben Physiotherapie und Testfahrten genießen. Der nächste IDM-Lauf findet vom 7. bis 9. Juli im belgischen Zolder statt, eine von Reiterbergers Lieblingsstrecken im Kalender. In der Weltmeisterschaft sehen wir den Obinger vom 18. bis 20. August wieder, wenn er auf dem Lausitzring mit Wildcard im Team Althea BMW dabei sein wird.