Red Bull Honda: Jetzt wird die Elektronik umgestellt!
Drei Tage lang testet Red Bull Honda seit heute mit Leon Camier auf dem Circuito Monteblanco westlich von Sevilla. Idealerweise funktioniert die Elektronik von Magneti Marelli danach so gut, dass sie bereits beim nächsten Superbike-WM-Event am letzten März-Wochenende in Buriram/Thailand zum Einsatz kommt.
Klappt das nicht, hat Honda drei weitere Wochen Zeit bis zum Europa-Auftakt Mitte April im MotorLand Aragón. Dann müssen sie entweder mit Magneti Marelli fahren, oder den Rest der Saison mit Cosworth. Einen späteren Wechsel in der Saison hat der Motorrad-Weltverband FIM nicht erlaubt.
SPEEDWEEK.com sprach mit Teammanager Manuel Cappelletti aus dem Honda-Satelliten-Team Triple-M, das von Anfang an mit der elektronischen Motorsteuerung von Marelli fährt.
Manuel, wenn du euer Motorrad mit denen des Red-Bull-Teams vergleichst: Was ist anders?
Den Auspuff haben wir von SC statt von Akrapovic, die Räder von OZ statt Marchesini. Und wir benützen die Elektronik von Magneti Marelli, während das Red-Bull-Team in Australien mit Cosworth fuhr.
Schwinge, Gabel, Gabelbrücken, Motor sind gleich.
Habt ihr die unterschiedlichen Komponenten gewählt, weil ihr diese haben wolltet, oder möchte Honda in gewissen Bereichen eine zweite Meinung haben?
Einige der Partner hatten wir bereits in der Vergangenheit als Sponsoren. Honda möchte aber auch andere Optionen prüfen, um Vergleiche zu haben. Wir haben gemeinsam entschieden, mit welchen Partnern wir arbeiten.
Grundsätzlich möchten wir unser Bike so nahe wie möglich an dem des Red-Bull-Teams haben.
Nur mit der Elektronik mussten wir einen anderen Weg einschlagen. Wir hatten auch keinen Plan B. Also starteten wir mit Magneti Marelli, da wir wussten, dass in Zukunft ohnehin damit gearbeitet wird.
Wie leistungsfähig ist die Marelli-Elektronik bei euch?
Schwer zu sagen, weil wir kein anderes Bike zum Vergleich haben.
Das System an sich ist sehr gut, wir hatten von Anfang an null Probleme damit. Aber natürlich befinden wir uns noch in der Entwicklungsphase. Wir sind nicht mehr weit von einem guten Basis-Mapping entfernt, dann können wir uns um die Performance kümmern.
Wir sind noch nicht 100-prozentig bereit. Sobald das Red-Bull-Team mit der gleichen Elektronik fährt, wird die Entwicklungsgeschwindigkeit deutlich steigen.
Kann man sagen, dass ihr die Basisarbeit für das Red-Bull-Team geleistet habt?
Ganz so kann man es nicht sagen. Wir haben von Anfang an sehr eng zusammengearbeitet. Der Unterschied ist, dass sie mit der Marelli-Elektronik noch kein Rennen gefahren sind.
Aber es stimmt, wir leisten Entwicklungsarbeit, weil wir uns so entschieden haben.
Wieso habt ihr von Anfang an auf Magneti Marelli gesetzt und Red Bull stellt erst jetzt um?
Die Antwort ist einfach: Die neue Elektronik war im November, zu Beginn der Wintertests, nicht verfügbar.
Deshalb haben wir den November-Test und auch den ersten im Januar in Jerez ausgelassen und sind erst in Portimao gefahren. Das Material war davor nicht bereit.
Red Bull war mit Leon Camier und Cosworth ja auf einem guten Level. Welches System wirklich besser ist können wir erst sagen, wenn derselbe Fahrer beide Systeme verglichen hat.
Hattet ihr vor der Saison Erfahrung mit der Marelli-Elektronik?
Ja, seit 2014. Wir kamen von Ducati und Ducati hat mit dem selben System gearbeitet.
Für uns geht es nicht darum die Software zu verstehen, sondern eine Basis zu schaffen, auf der man aufbauen kann.
Yamaha hat letztes Jahr die halbe Saison gebraucht, um das hinzubekommen. Du kannst nicht einfach ein MotoGP-System nehmen und anstöpseln, so einfach ist es nicht.
Ist es nicht hinderlich, dass Patrick Jacobsen fast keine Erfahrung mit Elektronik hat? Er kommt aus der Supersport-WM, dort ist kaum Elektronik erlaubt.
Honda hat uns PJ als Fahrer empfohlen. Wir gingen davon aus, dass wir die Elektronik von Marelli früher bekommen und mehr Zeit haben würden.
Einerseits ist es ein Problem, dass er kaum Superbike-Erfahrung hat. Das viel größere Problem ist aber, dass wir keine Vergleiche ziehen können. Dafür wissen das Team und der Fahrer, dass wir von Honda keinen Druck haben.
Uns ist klar, dass wir zu Saisonbeginn etwas straucheln. Unser Ziel ist aber, dass wir ein solides Team auf die Beine stellen und dass PJ gemeinsam mit uns wächst.
Ein Vorteil ist, dass er nur unser System kennt. Manchmal, wenn ein Fahrer zum Beispiel von Yamaha kommt, dann will er eine Yamaha haben. Wir müssen aber mit dem arbeiten, was wir haben.