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Honda-Dilemma: Die drohende Grundsatzentscheidung

Von Ivo Schützbach
Red-Bull-Teammanager Kervin Bos (re.) mit Leon Camier

Red-Bull-Teammanager Kervin Bos (re.) mit Leon Camier

Bis zum Europa-Auftakt der Superbike-WM in Aragón muss Honda festlegen, welche Elektronik für den Rest der Saison 2018 eingesetzt wird. Seit dem Spitzenergebnis in Buriram wird gegrübelt.

Im Herbst 2017 wurde von Honda Motor Europe beschlossen, für die Superbike-WM 2018 auf die Elektronik von Marktführer Magneti Marelli umzurüsten. Mit diesem System arbeiten auch Kawasaki, Ducati, MV Agusta und Yamaha.

Im ersten Jahr der neuen CBR1000RR Fireblade SP2 wurde die Cosworth-Elektronik viel gescholten, mit der Hondas Superbike-WM-Team seit 2014 arbeitet.

Aus unbekannten Gründen brachte es der weltgrößte Motorrad-Hersteller, der 2017 mit Magneti Marelli die MotoGP-WM gewann und beim Langstreckenklassiker in Suzuka ebenfalls auf das italienische Produkt vertraut, nicht auf die Reihe, dass zum ersten Wintertest im November 2017 ein funktionierendes Marelli-System installiert war, obwohl auf dem Prüfstand seit letzten September damit gearbeitet wird.

Beim Saisonstart in Australien war nur das Honda-Satelliten-Team Triple-M mit der Marelli-ECU unterwegs, das Red-Bull-Team testete erst Mitte März auf der spanischen Rennstrecke in Monteblanco bei Sevilla damit.

Weil der Test aufgrund schlechter Wetterbedingungen wenig Fortschritte brachte, Leon Camier war dem Vernehmen nach eine Sekunde zu langsam, und es auch logistisch nicht anders möglich war, traten der Engländer und sein amerikanischer Teamkollege Jake Gagne auch in Thailand mit der elektronischen Motorsteuerung von Cosworth an.

Mit für Camier durchschlagendem Erfolg: Der 31-Jährige zeigte starke Trainingsleistungen am Freitag (sechster Platz, nur 0,204 sec hinter der Spitze) und sorgte mit Startplatz 3 für das beste Superpole-Ergebnis der neuen Fireblade. Im ersten Rennen wurde er Vierter, nur 0,863 sec hinter Chaz Davies (Ducati) auf Platz 3.

Jetzt fragen sich natürlich alle bei Honda, ob es sinnvoll ist die inzwischen funktionstüchtige Cosworth-Elektronik gegen Magneti Marelli auszutauschen und die nächsten Rennen möglicherweise wegen Abstimmungsarbeiten zu vergeigen.

SBK-Technikchef Scott Smart hat Honda eine Frist bis Aragón eingeräumt, um die 2018 für alle Honda-Teams verbindlich einzusetzende Elektronik zu homologieren. Ob das die neue von Magneti Marelli sein wird, oder die bisherige von Cosworth, ist offen.

«Bis Aragón müssen wir unsere Elektronik homologieren, wir haben zwei Optionen auf dem Tisch», bestätige Kervin Bos, Teammanager von Red Bull Honda, gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir müssen Schritt für Schritt analysieren, wie wir uns entscheiden. So eine Entscheidung zu treffen, ist sehr schwierig. Das wahre Potenzial erkennt man erst, wenn man etwas im Rennen einsetzt. Tests sind nur Tests. Fahrer geben in Tests auch nicht alles.»

Um weitere Erkenntnisse zu erhalten, testet Red Bull Honda vor dem Aragon-Rennen Mitte April zwei Tage in Assen.

Die Testvorschriften besagen, dass zwischen dem ersten Europa-Rennen und dem letzten im Kalender nur acht Tage getestet werden darf. Die drei Tage in Monteblanco sowie die zwei in Assen fallen für Red Bull Honda deswegen nicht ins Gewicht.

«Wir werden uns in Assen auf die Elektronik konzentrieren, die Zeit aber natürlich auch für Arbeit an der Abstimmung nützen», erzählte Camier. «Im Nassen ist Assen ausgesprochen schwierig. Da kannst du beim Geradeausfahren einen Highsider haben. Eine gute Strecke zum Testen, dort kannst du jede Art von elektronischen Problemen haben, wenn das Wetter schlecht ist.»

Entscheidet sich Honda für die Homologation von Cosworth, muss das Triple-M-Team, von Anfang an mit Marelli unterwegs, bis Aragón umrüsten.

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