Triple-M Honda: So wird Marelli-Elektronik entwickelt
Honda war in Brünn nur mit Patrick Jacobsen unterwegs
Bei der Superbike-WM in Aragón brach sich Leon Camier drei Rippen, in Assen erlitt Jake Gagne nach einem furchteinflößenden Highsider eine Wirbelprellung. Weil Hondas Nummer-1-Team in den Niederlanden keinen Ersatz für Camier dabei hatte, stand die Red-Bull-Truppe am Freitagabend ohne Fahrer da, sie mussten für beide Rennen passen.
Als Konsequenz daraus fehlte Red Bull Honda auch beim zweitägigen Brünn-Test diese Woche. Die Arbeit blieb somit am deutschen Satelliten-Team Triple-M hängen, das mit Patrick Jacobsen fleißig Runden abspulte.
«PJ musste sich erst an die Strecke gewöhnen, er ist noch nie in Brünn gefahren», erzählte Teamchef Matthias Moser SPEEDWEEK.com. «Wir haben uns auf die Entwicklung der Elektronik konzentriert, für uns war es wichtig, möglichst viele Runden und Longruns zu fahren, weil wir immer das Problem haben, dass in der zweiten Rennhälfte der Reifenverschleiß zu hoch ist. Das haben wir alles sehr gut vorangebracht.»
Während das Red-Bull-Team erst zum Europa-Auftakt in Assen auf die Elektronik von Magneti Marelli umstellte und die ersten beiden Events noch mit Cosworth unterwegs fahr, arbeitet Triple-M schon das ganze Jahr mit dem italienischen Hersteller.
Wie genau sieht die Arbeit aus, wenn du von Verbesserung der Elektronik redest? «Du kannst bei so einem Motorrad sehr viel einstellen», holte Moser aus. «Traktionskontrolle, Wheeliekontrolle, Motorbremse, Ride-by-wire – und das für verschiedene Fahrsituationen und Abschnitte auf der Strecke. Das reagiert unterschiedlich, je nachdem wie das Fahrwerk eingestellt ist. Insofern gibt es beliebig viele Einstellmöglichkeiten und zusätzlich hast du immer mit Problemen zu kämpfen, wie Chattering oder mangelnde Querbeschleunigung. Die Optimierungsmöglichkeiten sind unendlich – daran arbeiten wir. Das ist immer dann schwierig, wenn du kein gut funktionierendes Grund-Set-up hast, was wir nicht haben. Da müssen wir uns hin entwickeln.»
Der Frankfurter weiter: «Dann wird natürlich auch der Fahrer schneller. PJ fährt los und kennt die Strecke nicht. Dann lernt er sie kennen, optimiert seine Linie und fährt auch mal dem Davies oder dem Rea hinterher. Dann macht er verschiedene Sachen anders und hat plötzlich andere Anforderungen, was das Fahrwerk und die Elektronik betrifft.»
Und wie können eure Erkenntnisse Red Bull Honda schneller machen? «Wir teilen online sofort alle Daten», erklärte Moser. «Wenn wir zum Beispiel am Vorderrad Chattering haben und eine Einstellung finden, welche dieses Chattering verringert, dann hilft das auch dem Camier. Weil sie dann wissen, dass sie das probieren können, wenn sie auch Chattering haben.»
Wo Jacobsen mit der Honda Fireblade in Brünn zeitlich steht, konnte Moser nicht sagen, weil alle Teams ohne Transponder fuhren. «Wir haben auch gar nicht auf die Zeiten geachtet», meinte der Teamchef. «Wir haben nicht gemessen, vom Augenschein waren wir aber ganz gut dabei.»
Vom 8. bis 10. Juni 2018 kehrt die Superbike-WM nach sechs Jahren Pause nach Brünn zurück.