James Toseland über den fehlenden Willen der Werke
James Toseland ist ein genauer und kritischer Beobachter der Szene
Seit dem 15. Mai 2016, damals gewann Nicky Hayden auf einer Honda das Regenrennen in Sepang, gewann nur ein anderer Hersteller außer Kawasaki und Ducati in der seriennahen Weltmeisterschaft: Yamaha 2018 in Donington Park (Michael van der Mark) und Brünn (Alex Lowes).
Während Promoter Dorna versucht, durch ein seriennäheres Reglement die Kosten zu senken und die Leistungsdichte zu erhöhen, liegen die Ursachen der sportlichen Eintönigkeit nach Meinung des zweifachen Superbike-Weltmeisters James Toseland tiefer. «Um wieder dahin zu kommen, dass fünf, sechs Burschen auf mehr als zwei Motorrädern siegfähig sind, muss man Werke haben, die etwas erreichen wollen», mahnt der 38-Jährige regelmäßig. «Die Hersteller investieren zwar viel Geld in die Entwicklung der Bikes, können diese aber nicht in ausreichender Stückzahl verkaufen. Das ist ein Problem.»
Dass der Erfolg mit dem Maß an Engagement einhergeht, sieht man am Beispiel der aktuell dominierenden Werke. «Kawasaki hat in den vergangenen Jahren erstaunlich viel für die Superbike-WM getan», sagte JT. «Und Ducati war schon immer ein Champion in dieser Serie.»
Toselands Kritik wurde erhört: 2019 sitzen 16 der 18 Fixstarter auf einer Werksmaschine. Honda baut zum ersten Mal seit 2002 wieder Werksrenner in Japan auf, BMW ist nach fünf Jahren Abstinenz mit einem Werksteam zurückgekehrt.
Toseland war selbst einmal Opfer eines werksseitigen Rückzugs – was sich am Ende aber als Glücksfall für den Engländer herausstellte. «Ich kann mich noch gut daran erinnern, als sich Honda wegen der Einheitsreifen von Pirelli aus der Superbike-WM zurückzog – sie hatten starke Beziehungen zu Michelin», meinte Toseland zu seinem ersten WM-Titel 2004. «Ich hatte Glück, dass mich mein Honda-Team aus dem Vertrag entließ und ich zum Ducati-Werksteam wechseln konnte. Das war das erste Mal, dass sich ein Hersteller aus verschiedenen Gründen aus der Superbike-WM zurückzog. Dann brach 2008 der Markt zusammen.»
Honda und BMW bringen sich 2019 deutlich stärker ein als die letzten Jahre, dafür sind Aprilia und MV Agusta ausgestiegen. Suzuki hat an der Superbike-WM weiterhin kein Interesse und konzentriert sich auf die MotoGP-WM.