Markus Reiterberger: «Verkrampft und kräfteraubend»
Markus Reiterberger auf der neuen BMW S1000RR
Nach 1,6 sec Rückstand auf Teamkollege Tom Sykes und 2 sec auf die Spitze war Markus Reiterberger am Mittwochabend sichtlich geknickt. Am Donnerstag sah die Welt für den Bayern bereits wieder etwas freundlicher aus: Reiti konnte sich um 1,2 sec verbessern, auf Rennreifen reduzierte er den Rückstand zur Spitze auf 1,2 sec. Und an Teamkollege Sykes robbte er sich bis auf eine halbe Sekunde heran. Doch dieser Vergleich hinkt, weil der Engländer nach einem Sturz über die Hälfte des Testtags verpasste und er erst wieder auf die Strecke konnte, als die besten Bedingungen für eine Spitzenzeit längst vorbei waren.
«Wir begannen in der Früh mit einer anderen Sitz- und Lenkerposition, weil ich am Mittwoch falsch auf dem Motorrad saß», schilderte Reiti SPEEDWEEK.com. «Jetzt sitze ich deutlich mehr im Bike und kann dadurch mit mehr Hang-off fahren. Das war ein Aspekt. Dann hat sich die neue Schwinge besser angefühlt, sie ist stabiler und hat beim Aufrichten des Motorrads etwas Unruhe herausgenommen. Leider war das das einzige große Thema, das wir gefunden haben. Wir probierten weiterhin viel mit der Geometrie und dem Fahrwerk, ich fühle mich aber immer noch nicht perfekt auf dem Bike, es ist sehr anstrengend zu fahren. Das ganze Fahrverhalten ist sehr aggressiv und kräfteraubend. Wenn man sich von der Sitzposition nicht wohlfühlt, wird das noch schlimmer.»
Wir halten uns vor Augen: Jerez war erst der vierte Testtag von Reiterberger auf der neuen BMW S1000RR, das Projekt steckt in frühesten Kinderschuhen.
«Wir müssen daran feilen, damit ich mich auf diesem Motorrad so wohl fühle wie auf meinem letztjährigen Bike, auf das ich locker draufsitzen konnte und alles gespürt habe», bemerkte der Superstock-Europameister. «Noch sitze ich seltsam verkrampft drauf und muss sehr viel mit Kraft fahren. Mit 1,2 sec Rückstand auf Rennreifen sieht es besser aus als am Mittwoch. Sykes wäre ohne den Crash aber definitiv deutlich schneller geworden, das muss ich mit einrechnen. Immerhin habe ich mich um 1,2 sec verbessert. Dafür, dass ich mich nicht wohl fühle, ist das ganz okay. Trotzdem ist es schwierig für mich anzusehen, dass der Rückstand auf den Teamkollegen so groß ist. Meine Truppe bemüht sich sehr mir zu helfen. Bis wir uns eingearbeitet haben, dauert aber noch ein bisschen.»
Reiterberger arbeitete in Jerez erstmals mit seinem neuen Crew-Chief Pete Benson, der viele Jahre im MotoGP-Fahrerlager tätig war, zuletzt bei Marc VDS, und 2006 bei Repsol Honda mit Nicky Hayden Weltmeister wurde.
«Pete schreibt sich sehr viel auf und hört sehr gut zu», ist Reiti aufgefallen. «Er ist auch sympathisch. Ich habe auch schon zwei Crew-Chiefs erlebt, mit denen ich nicht auf einer Wellenlänge lag. Die haben dann gesagt, ich muss halt Gas geben, das ist bei ihm nicht der Fall. Er hört sich alles an und versucht sich seine eigene Meinung zu bilden. Er geht sehr strukturiert vor, das gefällt mir. Wir können uns auf Englisch gut verständigen, das war mit anderen nicht immer so. Es dauert halt seine Zeit, bis er weiß was ich brauche. Wir müssen geduldig sein.»
Zeiten Jerez-Test, Donnerstag, 24. Januar 2019:
1 Jonathan Rea (GB), Kawasaki, 1:39,160 min
2 Alex Lowes (GB), Yamaha, 1:39,372
3 Leon Haslam (GB), Kawasaki, 1:39,502
4 Alvaro Bautista (E), Ducati, 1:39,620
5 Toprak Razgatlioglu (TR), Kawasaki, 1:39,942
6 Sandro Cortese (D), Yamaha, 1:40,075
7 Michael van der Mark (NL), Yamaha, 1:40,145
8 Marco Melandri (I), Yamaha, 1:40,469
9 Michael Ruben Rinaldi (I), Ducati, 1:40,540
10 Chaz Davies (GB), Ducati, 1:40,621
11 Leandro Mercado (RA), Kawasaki, 1:40,794
12 Eugene Laverty (IRL), Ducati, 1:40,879
13 Jordi Torres (E), Kawasaki, 1:41,066
14 Tom Sykes (GB), BMW, 1:41,206 (1:40,7 ohne Transponder)
15 Markus Reiterberger (D), BMW, 1:41,231
16 Alessandro Delbianco (I), Honda, 1:42,353