Kawasaki zittert: «Bautista wird überall stark sein»
Das Supersport-Rennen am gestrigen Sonntag wurde von 18 auf 16 Runden verkürzt, in früheren Jahren fuhr diese Klasse auf Phillip Island noch 21 Runden. Weil befürchtet wurde, dass die Pirelli-Reifen nicht einmal die 16 Runden überstehen ohne zu explodieren, wurde den Fahrern ein Boxenstopp verordnet.
In der Superbike-Klasse gingen die Rennen zwar über die volle Distanz von 22 Runden (97,79 km), zahlreiche Piloten hatten aber mit Blasenbildung auf ihrem Hinterreifen zu kämpfen. Weltmeister Jonathan Rea aus dem Kawasaki-Werksteam klagte: «Phillip Island ist immer wieder bizarr. Wenn man sich die Rundenzeiten in der Superpole anschaut, schöpfen wir unsere Möglichkeiten gefühlt nur zu 60 Prozent aus. Die Reifen werden extrem beansprucht.»
Ganz anders Alvaro Bautista. Der Spanier hatte mit der neuen Ducati Panigale V4R in allen drei Rennen den höchsten Topspeed von 314 km/h und gewann jeweils überlegen. Lauf 1 mit 14,983 sec Vorsprung, das Sprintrennen über zehn Runden 1,176 sec und den zweiten Lauf 12,195 sec vor dem jeweils Zweiten Rea. Im zweiten Rennen nahm der Spanier in den letzten beiden Runden deutlich Speed raus, er lag bereits über 18 sec vorne!
«Bautista hat so viele Vorteile in der Beschleunigung, alleine zwei Zehntelsekunden holte er auf der Geraden», analysierte Marcel Duinker, der Crew-Chief von Leon Haslam im Kawasaki-Werksteam. «Es gibt mehrere Stellen, an denen beschleunigt wird. Er hatte vier Zehntelsekunden durch die Beschleunigung und den hohen Topspeed in der Tasche.»
Hinzu kommt, dass es der Dreifach-Sieger wie kein anderer verstand, das Maximum aus den Reifen zu holen, ohne sie auf der mörderischen Strecke zu zerstören. Duinker: «Als Bautista damals in der MotoGP-WM von Bridgestone auf Michelin wechselte, waren die Michelin-Reifen nicht auf dem gleichen Level. So hat er gelernt, wie er mit den Reifen haushalten kann. Das war einer der Schlüssel. Jetzt tat er das mit den Pirelli-Reifen. Alle Fahrer in den Top-10, bis auf Bautista und Haslam, hatten Probleme mit dem Hinterreifen. Wir hatten weder während des Tests noch während des Rennwochenendes Probleme mit dem Vorder- oder Hinterreifen. Wir hatten nie auch nur eine Blase auf dem Hinterreifen. Bei Leon war es so, dass er das erste Rennen zu zurückhaltend anging. Er hätte die Pace gehabt, um 5 sec hinter Bautista Zweiter zu werden. Dann passierte leider der Sturz, er war einen Meter neben der Ideallinie.»
Vielfach hört man den Ratschlag, Pirelli solle härtere Reifenmischungen nach Phillip Island bringen und auf gute Rundenzeiten pfeifen. «Es würde mit jeder Gummimischung Probleme geben», erklärte Duinker gegenüber SPEEDWEEK.com. «Das Durchdrehen des Hinterrads ist für die hohen Reifentemperaturen und die Blasenbildung verantwortlich. Ein harter Reifen ginge wahrscheinlich noch schneller kaputt, weil er mehr durchdrehen würde. Vielleicht würde man mit einem weicheren Reifen über die Renndistanz kommen, das hängt von vielen Faktoren ab. Für mich ist eindeutig: Wenn zwei Fahrer es schaffen, ohne Blasenbildung auf den Reifen über die Distanz zu kommen, und alle anderen nicht… Ein Ducati-Fahrer gewinnt und der andere liegt weit hinten – der Vordere hat keine Blasenbildung, der Hintere schon… Hätten alle Fahrer Blasenbildung auf ihren Hinterreifen, dann könnte man sagen, dass der Reifen vielleicht nicht gut genug ist. Aber der Reifen war gut genug!»
Beim kommenden Event in Buriram/Thailand in knapp drei Wochen gibt es zwei lange Geraden, mehr Stop-and-go und dazu höhere Temperaturen als in Australien. Werden Bautista und Ducati dann noch überlegener sein? «Phillip Island ist eine spezielle Strecke, das stimmt», holte Duinker etwas aus. «Trotzdem kann man nach diesen Resultaten eine Vorhersage treffen. Ducati hat ein Motorrad gebaut, das bei allen Bedingungen stark sein wird. Sie haben momentan mehr Motorleistung als alle anderen in diesem Fahrerlager, das Motorrad ist auch auf der Bremse gut. Deshalb ist Bautista der Mann, den es in den kommenden Events zu schlagen gilt. Er kann schnell fahren und die Reifen schonen – das sind zwei Schlüssel zum Erfolg. Kawasaki hat Jonathan Rea, den erfolgreichsten Fahrer. Für Bautista wird es eine Herausforderung, Johnny zu schlagen – im Moment schaut es gut für ihn aus.»