Strafe gegen Rea: Weshalb die FIM so lange brauchte
Jonathan Rea
Nach dem ersten Superbike-Rennen in Jerez mussten wir zirka eine Viertelstunde warten, bis der Zieleinlauf von der Rennleitung bestätigt wurde. Jonathan Rea (Kawasaki) und Alex Lowes (Pata Yamaha) hatten sich rundenlang um Platz 3 duelliert, in der letzten Kurve der letzten Runde setzte der Weltmeister zum finalen Angriff an. Lowes fuhr die Kurve mittig an, Rea bog nach innen, erwischte den Engländer am linken Arm, woraufhin dieser stürzte, ins Kiesbett schlidderte und Rea hinter dem überragenden Alvaro Bautista (Ducati) und dem sehr schnellen Michael van der Mark (Yamaha) als Dritter die Ziellinie kreuzte.
Samstagabend um 19.30 Uhr kam die Mitteilung, dass das Ergebnis geändert wurde. Rea wurde vom dritten auf den vierten Platz zurückgestuft und musste im Sprintrennen am Sonntagmorgen vom letzten Startplatz losbrausen.
Rennsportfans weltweit fragten sich, weshalb der Motorrad-Weltverband FIM fast fünf Stunden gebraucht hat, um diese Entscheidung zu fällen.
Das Protokoll ist eindeutig.
Geschehen fragwürdige Manöver auf der Rennstrecke, schaut sich die Rennleitung diese an und entscheidet. In diesem Fall entschied sie, nach Zieleinlauf zu werten.
Wenig später legte Crescent Racing, die Truppe hinter Lowes’ Yamaha-Werksteam, Protest gegen Rea ein. Damit war das Thema nicht mehr Sache der Rennleitung, sondern lag in den Händen des FIM WorldSBK Stewards Panel.
Die Stewards sprachen mit Rea und Lowes und ließen sich ihre Sicht der Dinge schildern. Auf Lowes mussten die Offiziellen länger warten, weil er sich in ärztlicher Behandlung befand. Außerdem mussten sämtliche Fernsehaufnahmen der Geschehnisse erst herausgesucht und dann gesichtet werden. Die Stewards wollten sich ein möglichst umfassendes Bild machen.
Weil gleichzeitig das erste Rennen der Supersport-300-WM lief, waren sämtliche Kamera-Ressourcen erschöpft, die Offiziellen mussten bis nach diesem Rennen warten.
Als sämtliches Material gesichtet war und die Stewards mit den beiden Fahrern gesprochen hatten, zogen sie sich zur Beratung zurück und entschieden wie bekannt. Für sie ist erwiesen, dass Lowes nur deshalb stürzte, weil Rea «verantwortungslos» fuhr. «Die ausgesprochene Strafe entspricht der Schwere des Vergehens», teilte die FIM mit.