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Sykes’ Donington-Skandal: Nicht die Regeln versagten

Von Ivo Schützbach
Der Moment in dem Tom Sykes auf der Ölspur seines BMW-Kollegen Peter Hickman ausrutschte

Der Moment in dem Tom Sykes auf der Ölspur seines BMW-Kollegen Peter Hickman ausrutschte

Tom Sykes’ Disqualifikation nach dem Sprintrennen der Superbike-WM in Donington Park stellt das Reglement in Frage. Der Sturz des BMW-Fahrers hätte gar nicht erst passieren müssen.

Als der Motor an Peter Hickmans BMW S1000RR hochging und Öl auf der Rennstrecke versprühte, kam es im Sprintrennen der Superbike-WM in Donington Park am Sonntagmorgen zu einem Massensturz von Sandro Cortese, Leandro Mercado, Ryuichi Kiyonari, Alessandro Delbianco und Michael Rinaldi, woraufhin das Rennen abgebrochen und nach der siebten Runde gewertet wurde.

In der Auslaufrunde konnte Sieger Jonathan Rea (Kawasaki) nur mit viel Können einen Sturz neben der Ölspur vermeiden, Tom Sykes hatte weniger Glück. Der zweitplatzierte BMW-Star rutschte aus, sein Bike überschlug sich und hätte fast einen Streckenposten erwischt.

Dann griff Paragraph 1.26.1 des Reglements: Dieser besagt, dass ein Fahrer nach Rennabbruch mit seinem Motorrad innerhalb fünf Minuten in der Boxengasse sein muss – schiebend oder fahrend.

Sykes’ BMW lag kaputt im Kiesbett, er wurde von einem Streckenposten zur Siegerehrung gefahren – wo man ihm seine Disqualifikation mitteilte.

Anschließend entbrannten heftige Diskussionen über die Sinnhaftigkeit dieser Regel.

Als sie vor über einem Jahrzehnt eingeführt wurde geschah das mit der Intension, dass Abbruchverursacher nicht in die Wertung kommen oder zu einem Neustart zugelassen werden. Die Regel richtet sich im Fall eines Abbruchs auch gegen Fahrer, die es zum Beispiel auf Grund eines platten Reifens, Spritmangels oder mit kaputtem Motor nicht zurück in die Boxengasse schaffen. Sie haben kein Recht auf eine Wertung oder die Teilnahme am Neustart, da sie bei normalem Rennverlauf auch ausgefallen wären, so das Verständnis.

Dass diese Regel nicht für jede Ausnahmesituation taugt, wurde am Sonntag offensichtlich.

Trotzdem übte kaum ein Fahrer Kritik an Paragraph 1.26.1, sondern daran, wie es zum Sturz von Sykes kommen konnte.

«Regeln sind Regeln», hielt der geschädigte Sykes fest. «Man muss aber auch die Umstände sehen. In Foggy Esses wurde die rote Flagge geschwenkt, aber keine für Öl. Dann fuhren wir zu Melbourne hoch, innen von Melbourne Loop sah ich die erste Ölflagge. Jetzt versuchen einige ihren Arsch zu retten. Weshalb standen auf der Kuppe keine Streckenposten und lotsten die Fahrer auf die andere Seite der Strecke, wo kein Öl war? Sie ließen uns weiterfahren., es gab keine Warnung. In der Rennleitung erzählten sie mir dann, dass genügend Flaggen geschwenkt wurden.»

«Ich hasse diese Regel», unterstrich Yamaha-Werksfahrer Alex Lowes. «Das Rennen war abgebrochen, der Sturz war nicht Toms Schuld. Ich will auch gar nicht negativ über die Streckenposten reden, sie machen das alle ehrenamtlich und ich weiß ihre Unterstützung und anstrengende Arbeit sehr zu schätzen. Aber wir wurden nicht genügend gewarnt. Vom Motorrad aus kannst du Öl auf der Strecke nicht sehen. Tom fuhr langsam, auch Johnny stürzte fast. In der Schikane sah ich eine Ölflagge, aber die kann viel bedeuten. Außerdem ist es da schon zu spät. Die Flaggen hätten viel früher geschwenkt werden müssen. Für mich ist Toms Disqualifikation nicht richtig.»

Leon Haslam, der durch die Disqualifikation von Sykes auf Platz 3 aufrückte, zeigte weniger Verständnis. «Es ist egal, ob Flaggen geschwenkt wurden oder nicht», meinte der Engländer. «Wenn du dein Motorrad nicht innerhalb der fünf Minuten zurückbringst, dann wirst du disqualifiziert – so sind die Regeln. Das war einfach Pech, Tom hätte den zweiten Platz verdient gehabt, er fuhr sehr gut. Jeder konnte sehen, dass es an der Stelle einen Vorfall gab, auch wenn wir nicht wussten was. Aber die rote Flagge war schon eine dreiviertel Runde lang draußen. Der Sturz war nicht Toms Schuld, so etwas kann passieren.»

WM-Stand nach Donington Park: 1. Jonathan Rea 376 Punkte, 2. Alvaro Bautista 352, 3. Michael van der Mark 206, 4. Alex Lowes 192, 5. Leon Haslam 187, 6. Toprak Razgatlioglu 153, 7. Tom Sykes 139, 8. Chaz Davies 130, 9. Marco Melandri 124, 10. Sandro Cortese 96 ... 14. Markus Reiterberger 56.

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