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Markus Reiterberger: «Das hat ganz schön weh getan»

Von Ivo Schützbach
Markus Reiterberger

Markus Reiterberger

Drei Tage, nachdem er von BMW mitgeteilt bekam, dass es in der Superbike-WM keine gemeinsame Zukunft gibt, spricht Markus Reiterberger in aller Offenheit über die Vorkommnisse. Teil 1 des exklusiven Interviews.

Seit vergangenen Freitag ist gewiss, was absehbar war: Markus Reiterberger verliert seinen Platz im BMW-Werksteam, 2020 wird Eugene Laverty an der Seite von Tom Sykes fahren.

Reiti nützte das Wochenende, um die Nachricht zu verarbeiten und einen klaren Kopf zu bekommen. Am Montagnachmittag gab er SPEEDWEEK.com ein ausführliches Interview und schilderte, was dieses Jahr schief lief.

Markus, wie hast du die schlechte Nachricht verdaut?

Geht schon, es hat sich in letzter Zeit ja ein bisschen angedeutet. Realistisch betrachtet habe ich damit gerechnet. Gehofft hatte ich, dass ich noch eine Chance krieg.

Du hast es auch erst kurz vor der offiziellen Pressemitteilung erfahren?

Ich fang mal von vorne an. Nach Laguna Seca habe ich mich hingesetzt und eine Woche lang eine E-Mail präpariert, in der ich meine Sicht der Saison geschildert habe. Die habe ich Teamchef Shaun Muir, Marc Bongers von BMW und meinem Manager Werner Daemen geschickt. Mit meinen Wünschen, Anträgen und was ich denke, was falsch gelaufen ist – von meiner Seite und Teamseite. Ich hoffte, dass sie sich das zu Herzen nehmen, etwas ändern und mir für nächstes Jahr noch mal eine Chance geben.

Daraufhin bekam ich von Shaun eine kurze E-Mail, dass er sich das durchgelesen hat und er sich die nächsten Tage mit uns in Verbindung setzt. Werner hat ein paar Mal probiert ihn anzurufen, ihn aber nie erwischt.

Dann kam eine E-Mail, in der drin steht, dass die Zusammenarbeit nicht verlängert wird, und dass wir telefonisch nicht zu erreichen gewesen wären. Das stimmt so nicht, das war schade. Aber was soll man groß drüber reden, die E-Mail sagt alles. Jetzt muss ich schauen, wie ich die Saison zu Ende fahre und dann um etwas anderes gucken.

Was hättest du dir im Team anders gewünscht?

Es ist kein Geheimnis, dass ich mit dem Bike von Anfang an Probleme hatte. Ich tat mir schwer damit es so zu fahren, wie ich das in der Vergangenheit mit der alten Maschine gemacht habe. Man hat aber gesehen, wenn das Bike einigermaßen funktioniert hat und ich relativ viel in die Technik und die getroffenen Entscheidungen involviert war, dann haben wir einigermaßen gute Ergebnisse eingefahren.

Ich rede von Assen, auch Aragon war gut. Dieses Setting hätte ich gerne weiterverfolgt, auch wenn es in Imola in die Hose ging. Für Jerez wurde aber entschieden, dass ich mich komplett raushalten muss, was ich akzeptiert habe. Da bin ich auch dafür, ich will mich aufs Fahren konzentrieren und nicht immer diskutieren, was wir wann wo und wie fahren. Das ist nicht mein Job. Aber es hat dann halt leider gar nicht mehr funktioniert. Ich habe mich auf alle verlassen und bin das gefahren, was ich gekriegt habe.

Dabei haben wir den Weg verloren. In Aragon und Assen haben wir die Richtung eingeschlagen, die ich wollte. Das hat besser funktioniert. Wir haben das aber nicht weiterverfolgt, weil alle gesagt haben, dass dieses Extrem-Setting nur auf einer und nicht auf allen Strecken funktioniert. Das war aber kein extremes Setting, sondern nur anders als das von Tom Sykes, es war weit weg davon. Aber es hat für mich funktioniert. Laut meines Crew-Chiefs war das nicht zielführend und sie haben die Richtung von Sykes eingeschlagen. Seit Jerez bekam ich mehr oder weniger Kopien seiner Abstimmung.

Es wurde immer schwieriger. Ich mache auch kein Geheimnis daraus, dass ich mich mit meinem Crew-Chief überhaupt nicht verstehe. Den ersten Knacks gab es in Imola, ich merkte schon davor, dass er einen sehr starken Charakter hat. Das Miteinander ist schwierig. Wenn man über Sachen normal redet, dann hat er seinen Standpunkt und aus.

Was hättest du besser machen können?

Ich kann nicht auf den Tisch hauen. Shaun hat mir öfter gesagt, dass wenn mir nicht passt was sie einbauen, dann muss ich das sagen. Ich habe ihnen das auch gesagt, aber ich habe keinen so starken Charakter, dass ich in der Box mit meinem Crew-Chief das Streiten anfange. Irgendwann saß ich halt drauf und bin gefahren.

Das hätte ich anders machen können. Und ich hätte schauen müssen, dass ich permanent einen Riding-Coach dabei habe. Nicht, weil ich einen Babysitter brauche, sondern weil ich jemanden brauche, der mir an der Strecke hilft.

Was sagt du zu deinem Nachfolger, dem acht Jahre älteren Eugene Laverty?

Was soll ich groß sagen? Ich dachte mir, dass ich meinen Platz für einen Topfahrer räumen muss. Dann hätte ich das nachvollziehen können. Ohne Laverty etwas wegzunehmen, finde ich es enttäuschend, dass ich für jemanden, der die meiste Zeit dieses Jahr hinter mir war, den Platz räumen muss. Nur, weil er gute Beziehungen zum Team hat. Für das Team ist es mit einem weiteren Briten vielleicht leichter und besser, sie kennen ihn gut, kommen gut miteinander aus und sind befreundet. Das spielt in der Superbike-WM auch eine Rolle, um einen Platz zu kriegen. Ich kann es aus Teamsicht nachvollziehen.

Ich hoffe, dass mir BMW nach wie vor etwas den Rücken stärkt und mich weiter fördert. Wir haben viel erreicht und gemacht, die Motorräder heute würden ohne uns nicht so dastehen. Ich hatte daran einen großen Anteil und hoffe, dass wir weiter zusammenarbeiten können. Falls das nicht der Fall ist, werde ich sicher nach etwas anderem schauen.

Das ganze Jahr hieß es, dass ich jung bin, sie mir keinen Druck machen und ich schauen soll, dass ich mich stetig verbessere. Das Projekt ist jung und langfristig ausgelegt und in der Vergangenheit war ich ein großer Teil der BMW-Familie. Dass ich dann mit meinen Wünschen nicht noch eine Chance kriege, hat mir ganz schön weh getan.

Ich sah es kommen und die Entscheidung war hart, ich bin aber auch ein bisschen erleichtert. Mir fällt eine Last von den Schultern und ich weiß, wie es weitergeht – oder wie es nicht weitergeht. Das war eine harte Saison, ich konnte das Fahren nicht mehr genießen, weil mich das Drumherum gestresst hat, wenn es nicht so läuft, wie man das gerne hätte. Und wenn man das Bike nicht so trimmen kann, wie man das will. Weil einzelne Leute in deiner Crew das nicht wollen. Oder weil der Teamkollege so stark ist, dass alles nach ihm gerichtet wird. Dann muss man sich als zweiter Fahrer anpassen – und das habe ich nicht geschafft.

Was war dein schönster Moment in diesem Jahr?

Es waren coole Sachen dabei. Zum ersten Mal habe ich mich in Aragon im freien Training gut gefühlt. Leider hat es dann in den Rennen nicht so gut funktioniert. Das beste Wochenende war trotz des miesen Wetters Assen. Am Samstag konnte ich in der Superpole den dritten Platz rausfahren, wenn auch mit Glück. Da bei der Siegerehrung zu sein, war das beste Gefühl. Zehn Runden hinter Bautista auf Platz 2 zu fahren, war auch der Wahnsinn. Leider gab es nicht mehr von diesen Momenten. Da lag ich auch zweimal vor Sykes.

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