Wie sich SBK-Weltmeister James Toseland selbst heilte
James Toseland erfand seine eigene Therapie
Als James Toseland 2011 sein Lederkombi an den Nagel hängte, war das keine freiwillige Entscheidung. Der zweifache Superbike-Weltmeister hatte keine Wahl, weil er Anfang 2011 bei Testfahrten in Aragón gestürzt war und sich dabei komplizierte Verletzungen an seiner rechten Hand zugezogen hatte.
Der heute 39-Jährige litt sehr unter dem unfreiwilligen Abschied vom Rennfahrer-Dasein, Trost lieferte seine Leidenschaft für die Musik, der er schon in seiner aktiven Zeit frönte. Mit seiner Band «Crash» sorgte er in den Fahrerlagern dieser Welt für Unterhaltung. Und mit der Band «Toseland» fand er nach dem Karriere-Ende einen Weg, um über das jähe Ende seiner Motorrad-Karriere hinwegzukommen.
«Wir haben uns als Band traditionell nach oben arbeiten müssen, und das war das Schwierigste am Ganzen, wieder bei Null anfangen zu müssen», gesteht Toseland. «Ich wusste, wie viel Zeit und Energie es braucht, um wieder der Beste zu werden. Und wenn du depressiv bist und Mühe hast, mit dem Leben klarzukommen, ist es das Schwierigste, die nötige Energie zu finden, um einen solchen Jon zu machen. Aber wenigstens hatte ich ein Ziel, das ich verfolgen konnte.»
Mit der Rennfahrerei und den damit verbundenen Emotionen hatten die ersten Auftritte aber nicht viel gemein, wie Toseland klarstellt: «Erst als wir das Publikum von Deep Purple unterhalten durften und vor fünfzehn- oder zwanzigtausend Leuten auf der Bühne standen, fühlte es sich ähnlich an. Es war die gleiche nervenaufreibende Spannung, die sich ergibt, wenn eine grosse Herausforderung auf dich wartet und du hohe Erwartungen erfüllen musst, auf diesem Niveau war ich auch bei meinem alten Job.»
«Doch wir haben in kleinen Clubs begonnen und dieses Leben hatte wenig mit den Business-Class-Flügen und den netten Hotels an der Rennstrecke zu tun, die ich früher hatte», betont der 35-fache MotoGP-Teilnehmer. «Ich habe zwei Alben geschrieben und war ständig auf Tour mit meiner Band, als Therapie. Ich hatte viele Glück, dass ich eine weitere ernsthafte Karriere-Chance hatte, auf die ich mich konzentrieren konnte. Doch seit ich keine Rennen mehr fahre, ist alles, was ich bisher gemacht habe, eine Therapie.»