Winglets & ShiftCam: Michael vd Mark über BMW M1000RR
Michael van der Mark in Miramas
Zwei Tage hatte BMW-Werksfahrer Michael van der Mark seit Saisonende Zeit, um sich mit seinem neuen Arbeitsgerät vertraut zu machen: Am 19. Oktober fuhr der neue Teamkollege von Tom Sykes in Estoril, dazu am 5. Dezember in Miramas.
Noch ist die BMW nicht auf dem technischen Stand, wie wir sie beim voraussichtlichen Saisonstart Ende April 2021 in Assen sehen werden. In Miramas war die neue Verkleidung mit Flügeln montiert, die restlichen Neuheiten am Bike kommen nach und nach zum Einsatz. Von Januar bis zum ersten Rennen hat BMW um die zehn Testtage angesetzt.
«Ich habe kaum Erfahrung mit dem Motorrad – wenn ich jedes neue Teil einzeln probiere, dann kann ich klare Aussagen treffen», sagte van der Mark gegenüber SPEEDWEEK.com. «Die BMW nächstes Jahr wird nicht komplett anders sein, für mich ist sie aber trotzdem neu.»
Erstmals fuhr der Supersport-Weltmeister von 2014 ein Superbike mit an der Frontverkleidung montierten Winglets. «Sie wirken sich positiv aus, du kannst den Unterschied fühlen», hielt er fest. «Man muss sich an sie gewöhnen, das Bike verhält sich mit ihnen anderes. Es ist nicht so, dass du Flügel an das Bike schraubst und es ist automatisch besser.»
Die Winglets bringen mehr Anpressdruck aufs Vorderrad, haben aber den Nachteil, dass sie den Topspeed verringern, weil der Luftwiderstand steigt. Für van der Mark überwiegen die Vorteile: «Sie helfen sehr gegen Wheelies. Wenn du jede Runde die Leistung reduzieren oder die Hinterradbremse betätigen musst, um den Wheelies entgegenzuwirken, dann ist das nicht so konstant, wie der zusätzliche Anpressdruck. Es stimmt, durch die Wings hat man einen kleinen Nachteil auf den Geraden. Dafür fährt man aber konstanter aus den Kurven hinaus, das bringt letztlich deutlich mehr Zeit.»
Als einziger Hersteller in der Superbike-WM verwendet BMW das patentierte ShiftCam-System. «Das sind zwei Einlassnocken, die bei einer gewissen Drehzahl umgeschaltet werden können», erklärte BMW Motorsport Direktor Marc Bongers. «Wir haben kein variables Timing, sondern zwei unterschiedliche Nocken: Einmal für Drehmoment und einmal für Leistung. Damit kriegen wir ein breites Drehmomentband hin.»
Van der Mark tut sich schwer damit zu beurteilen, ob das nur in der Theorie Vorteile bringt, oder auch bei den Rundenzeiten. «Ich komme von einem Big-Bang-Motor», meinte der 28-Jährige, der jetzt bei BMW einen Screamer hat. «Für mich fühlt sich der ganze Motor anders an, deshalb sind sie schwer zu vergleichen. Ich fuhr auch noch nicht viele Runden mit der BMW. Überrascht war ich vom sehr guten Handling, ich kam bereits nach wenigen Runden auf ordentliche Zeiten.»