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Sandro Cortese (31) über vorstellbare neue Lebenswege

Von Ivo Schützbach
Sandro Cortese (li.) würde gerne weiter fürs Fernsehen arbeiten

Sandro Cortese (li.) würde gerne weiter fürs Fernsehen arbeiten

So lange er sich von seinen Verletzungen nicht vollständig erholt hat und sich ihm in der Superbike-WM keine reizvolle Möglichkeit bietet, sucht Sandro Cortese nach Alternativen zum Dasein als Profi-Rennfahrer.

Jeder Rennfahrer fragt sich zwangsläufig, was nach der Karriere als Profisportler kommt. «Keiner will mit einer Verletzung aufhören», sagte Sandro Cortese, der einen schweren Sturz bei der Superbike-WM in Portimao am 8. August 2020 nur mit viel Glück ohne bleibende Schäden überlebt hat.

Inzwischen ist Sandro wieder fast vollständig genesen, voraussichtlich Ende April werden ihm die Metallplatten und Schrauben aus dem Rückgrat entfernt, welche die zertrümmerten Wirbel fixieren.

Bis auf die beiden wenig reizvollen Plätze bei MIE Honda sind alle Motorräder für die Superbike-WM 2021 vergeben, in die Supersport-Klasse will der Weltmeister von 2018 nicht zurückkehren.

Cortese wird sich nicht darauf verlassen, dass sich ein Fahrerkollege verletzt und so ein Platz für ihn frei wird, er kann sich zukünftig auch ein anderes Leben vorstellen. «Ich habe noch einmal die Chance, einen anderen Weg einzuschlagen», bemerkte der Schwabe im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Sandro wägt derzeit verschiedene Optionen ab. Er kann sich gut vorstellen, bei Track-Days als Instruktor zu fungieren und als Markenbotschafter oder Mitarbeiter für einen seiner langjährigen Partner tätig zu werden. Auch das Thema Fernsehen ist interessant. 2018 kommentierte er bereits für Eurosport als MotoGP-Experte und machte dabei eine gute Figur, außerdem die letzten zwei Jahre bei DAZN an der Seite von Edgar Mielke. Auch für den österreichischen Privatsender ServusTV wäre Cortese eine Bereicherung für die Berichterstattung von der Superbike-WM.

Zuhause in Berkheim könnte er die Schweißerei von Papa Antonio übernehmen. Doch Sandro winkt ab: «Ich habe ihm schon vor langer Zeit gesagt, dass ich sie nicht haben möchte, meine Schwester macht auch was anderes. Er hat noch ein paar Jahre, dann übernimmt die Firma vielleicht ein Mitarbeiter oder er verpachtet sie. Ich kann nicht einfach mit Anfang 30 die Firma übernehmen, ich muss mich ja auch damit identifizieren, das Handwerk verstehen und wissen, wovon ich rede. Das ist, als würde ich jetzt Fußballtrainer werden: Ich habe zwar mein ganzes Leben Sport getrieben und bin Motorrad gefahren, von einer Aufstellung habe ich aber trotzdem keine Ahnung.»

Cortese hat an der Realschule die mittlere Reife gemacht und wurde direkt im Anschluss Profirennfahrer – für eine Berufsausbildung blieb keine Zeit. «Wenn ich lerne und mich reinhänge, spielt das keine Rolle», ist der zweifache Weltmeister überzeugt. «Ich bin bereit für Neues, auch wenn es ungewohnt ist. Das ist meine Zukunft, ich muss ja auch schauen, wie ich mein Geld verdiene. Leicht ist die jetzige Situation nicht, weil ich mich noch nicht so alt fühle. Wenn ich 35 oder 36 wäre, keine Motivation mehr hätte und mich um ein Kind kümmern wollte, wie das bei Marco Melandri der Fall war, dann ist das anders. Mir war klar, dass das Jahr mit Pedercini Kawasaki hart wird, ich hoffte aber, dass sich für dieses Jahr etwas ergibt. Dass es dann so ausging… Ich bin trotzdem sehr dankbar, auch wenn ich ab und zu wehmütig werde, wenn nach 20 Jahren auf einmal Schluss ist. Wenigstens bin ich gesund. Ich will alt werden – es gibt auch andere schöne Dinge im Leben.»

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