BMW-Fahrer Jonas Folger ratlos: «Bin kein Hellseher»
Lediglich beim Saisonstart konnte Jonas Folger im zweiten Hauptrennen in Aragon Punkte holen, als er sich im Reifenpoker richtig entschied und von Startplatz 18 bis auf Rang 8 nach vorne stürmte. Bei den folgenden fünf Events in Estoril, Misano, Donington Park, Assen und Most ging er leer aus. Nach 18 Rennen hat der ehemalige MotoGP-Pilot magere acht Punkte auf dem Konto und ist WM-19.
«Wir sind alle enttäuscht, es ist ein Auf und Ab – mehr Ab als Auf», hielt Jonas im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Ich werde nicht warm mit dem Bike. Ich weiß nicht, warum es in Assen einigermaßen funktioniert hat, in Most hatten wir die gleichen Probleme wie vor Assen. Es sind mechanische Probleme, ich kann kein Vertrauen zum Vorderrad aufbauen, kann keine Schräglage fahren und nicht so auf der Bremse in die Kurven hineinfahren, wie ich das möchte.»
Ist es vorstellbar, dass Jonas Folger und BMW schlicht nicht harmonieren? Solche Erfahrungen mussten schon andere Weltklassefahrer vor ihm machen.
«Dass es nicht einfach ist, wissen wir», sagte der 28-Jährige aus Schwindegg. «Michael van der Mark hat auch zu kämpfen, aber wir geben alle unser Bestes. Das gilt auch für die Jungs von BMW. Wir finden immer wieder Kleinigkeiten, die sich in Assen bewähren, aber in Most nicht. Es ist zäh, ich weiß nicht, wo genau wir ansetzen sollen. Was als Erstes in Angriff genommen werden muss, damit wir besser zurechtkommen. Das weiß BMW am besten. Ich als Fahrer kann nur sagen, dass ich in Assen einen Aufwärtstrend spürte und in Most extrem zu kämpfen hatte.»
2020 wurde Folger auf Yamaha Deutscher Meister, Yamaha-Werksfahrer Toprak Razgatlioglu ist in der laufenden Weltmeisterschaft der härteste Widersacher von WM-Leader Jonathan Rea (Kawasaki). In Most brauste Wildcard-Fahrer Marvin Fritz im ersten Rennen mit einer sieben Kilogramm schwereren R1 in Endurance-Konfiguration auf den umjubelten zehnten Platz.
«Da darf ich nicht drauf schauen, sonst würde ich mich verrückt machen», betonte Folger. «Die Yamaha ist bekannt dafür, dass sie ein leicht zu fahrendes Motorrad ist. Die BMW hat auch ihre Vorteile, nur müssen wir etwas finden, um diese ausspielen zu können. Immer wieder merke ich das Potenzial, dann komme ich auf eine andere Strecke und es wirft mich gefühlt um Welten zurück. Das ist als Fahrer, für das Team und auch für BMW nicht einfach. Der Einzige, der es auf seinem Level immer wieder durchzieht, ist Tom Sykes. Aber bei ihm kann ich mir nichts abschauen, weil seine Abstimmung und sein Fahrstil so anders sind. Vom Fahren kommt mir Michael am nächsten, er hat mit den gleichen Dingen zu kämpfen. Er kann das Motorrad aber auch immer ein bisschen mehr ausreizen als ich – wir leiden am meisten.»
Bist du vielleicht in Assen besonders gut und konntest die Probleme deshalb dort umfahren? «Dass mir eine Strecke liegt, spielt sicher mit hinein. Ich glaube aber nicht, dass das einen Unterschied von eineinhalb Sekunden macht», meinte der einzige deutsche Superbike-WM-Pilot. «Das kann ich mir nicht vorstellen. Es liegt an beiden Seiten – am Bike und am Fahrer. Wenn ich mich auf einer Strecke wohlfühle, kann ich die Probleme vielleicht ein bisschen umfahren. Wobei Assen auch der BMW liegt. Aber es ist ja nicht das Ziel und der Sinn, dass wir nur auf einer Strecke schnell sind. Wir müssen auch auf Strecken, die der BMW nicht so gut liegen, nach vorne kommen. Ich glaube zu meinen, dass es am Rahmen liegt, ich bin aber kein Hellseher. Ich kann nur sagen, was ich spüre – das Motorrad spüre ich gar nicht. Wenn ich es probiere, stürze ich. Das ist schwierig, weil dann das Vertrauen verloren geht. Was soll ich machen? Ich kann nicht mehr machen.»
Folger verwendet bereits die steifste Chassis-Version von BMW, eine noch steifere ist derzeit nicht geplant.
Die Platzierungen und Punkte der vier BMM-Fahrer in der Superbike-WM nach sechs Events: 7. Sykes (121), 9. Van der Mark (113), 18. Laverty (14) und 19. Folger (8).