Honda denkt über ein neues Homologationsmodell nach
Die Honda CBR1000RR-R Fireblade SP ist nicht die erhoffte Waffe
In den vergangenen zwei Jahren (nur ein dritter Platz) hat sich herausgestellt, dass mit der aktuellen Honda CBR1000RR-R nichts zu gewinnen ist. Werksfahrer Alvaro Bautista sagt, dass er sämtliche Probleme schon in der Vorbereitungsphase im Winter von 2019 auf 2020 hatte, als das Motorrad frisch auf den Markt kam und die Schmach des jahrelangen Hinterherfahrens wettmachen sollte.
Längst ist Bautista zu dem Schluss gekommen, dass diese Probleme im Rahmen des SBK-Reglements nicht zu lösen sind – und es eine neue Fireblade braucht.
«Wenn wir in dieser Meisterschaft zum Beispiel die Steifigkeit des Rahmens oder die Geometrie ändern dürften, wie das in MotoGP der Fall ist, dann würden wir unsere Ziele schneller erreichen», betonte der Spanier im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber das ist nicht erlaubt. Für uns ist alles schwieriger, weil wir nicht viel am Motorrad ändern dürfen.«
In Navarra ist durchgesickert, dass Honda inzwischen dahintergekommen ist, was mit der CBR1000RR-R nicht stimmt. Da bis auf den Rahmen fast alles am Motorrad geändert werden darf, und der Motor der Fireblade zu den schnellsten im Feld zählt, kann es sich nur um die von Bautista angesprochenen Bereiche handeln.
Honda müsste kein grundsätzlich neues Bike bauen, es braucht lediglich ein neues Homologationsmodell für die Superbike-WM. So machten es auch Kawasaki mit der ZX-10RR, BMW mit der M1000RR und Ducati mit der V4R.
Voraussetzung für ein neues Homologationsmodell ist, dass mindestens 500 Stück gebaut werden. Außerdem darf das Motorrad in Serie maximal 40.000 Euro kosten. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass solche Sondermodelle beeindruckenden Absatz finden. So gut, dass Ducati und BMW weit mehr als die verlangten 500 Stück produzieren. Vorstellbar, dass sich auch ein Sondermodell der Honda Triple-R gut verkaufen würde. Wirtschaftlich könnte sich das auch lohnen, weil die Maschine deutlich teurer als die aktuelle SP-Version sein dürfte, welche gut 26.000 Euro kostet.
Honda wollte mit Bautista auch 2022 weitermachen, doch dieser Plan ist gescheitert. Der Spanier kehrt ins Aruba-Team und auf die Ducati Panigale V4R zurück, mit welcher er 2019 insgesamt 16 Rennen gewann, 24 Mal aufs Podium brauste und Vizeweltmeister wurde.
Mit Leon Haslam könnte es weitergehen, der 38-jährige Engländer wird aber auch für das Honda-Projekt in der Britischen Superbike-Meisterschaft immer wieder genannt.
Es ist möglich, dass wir 2022 eine komplett neue Fahrerpaarung im Team HRC sehen. Mit Tom Sykes (36 Jahre, 34 Siege, 114 Podestplätze) und Chaz Davies (34 Jahre, 32 Siege, 99 Podestplätze) sind zwei Hochkaräter auf dem Markt. Ihre Erfahrung mit verschiedenen Herstellern wäre für die Entwicklung der Honda wertvoll, doch sie sind beide nicht mehr die Jüngsten.
Honda denkt deshalb darüber nach, neben einem erfahrenen Piloten einen jüngeren einzusetzen. Supersport-WM-Leader Domi Aegerter hat vorgefühlt, doch der Schweizer ist auch bald 31 Jahre alt. Philipp Öttl als Dritter der Supersport-WM hat ebenfalls angeklopft, beide würden gerne in die Superbike-WM aufsteigen. Mit 25 Jahren gehört Öttl zu den jüngsten Bewerbern.
In der MotoGP-WM verliert der im Oktober 31-jährige Danilo Petrucci seinen Job und hört sich im SBK-Fahrerlager um. Doch dem Italiener werden bei den Ducati-Teams Go Eleven und Barni deutlich bessere Chancen ausgerechnet als bei Honda.
Auch Iker Lecuona verliert seinen MotoGP-Platz bei KTM. Der Spanier ist erst 21 Jahre alt und hat sein Talent mit fünf Top-10-Platzierungen immer wieder aufblitzen lassen. Doch das ist zu wenig, um sich in der Königsklasse zu halten.
Auch sein Landsmann Xavier Vierge (24) wird immer wieder mit Honda in Verbindung gebracht, der 24-Jährige ist aktuell Zehnter der Moto2-WM. Seit 2015 fährt er in der mittleren GP-Kategorie und konnte in diesen sieben Jahren zwei zweite und zwei dritte Plätze erobern. Die Weltmeisterschaft schloss er seit 2016 auf den Plätzen 20, 11, 11, 13, 10 und 10 ab. Eine beeindruckende Vita, um sich für einen Platz im Honda-Werksteam zu bewerben, sieht anders aus.
Honda braucht dringend Erfolg in der Superbike-WM: Den letzten und bis heute einzigen Podestplatz mit der CBR1000RR-R holte Alvaro Bautista am 30. August 2020 in Aragon. Den letzten Sieg eroberte Nicky Hayden am 15. Mai 2016 im Regen von Sepang, seit dem 6. Juli 2014 (Johnny Rea in Portimao) triumphierte Honda nicht mehr im Trockenen.
Und Honda gewann in der Superbike-WM erst sechsmal den Titel, die allesamt lange her sind: Mit Fred Merkel (1988, 1989), John Kocinski (1997), Colin Edwards (2000, 2002) und James Toseland (2007).