Tom Sykes exklusiv: Von BMW überrascht und enttäuscht
Tom Sykes macht aus seiner Enttäuschung kein Geheimnis
Seit der werksseitigen Rückkehr von BMW 2019 in die Superbike-WM, ist Tom Sykes das Aushängeschild des bayerischen Herstellers. Mit sechs Podestplätzen und den WM-Rängen 8, 12 sowie vor Navarra 7 ist Sykes der erfolgreichste BMW-Pilot der letzten drei Jahre.
Am Donnerstagvormittag um 11.30 Uhr verkündete BMW die Verpflichtung von Scott Redding, der Engländer wird 2022 zusammen mit Michael van der Mark im Team Shaun Muir Racing fahren. Tom Sykes wurde am Mittwoch vorab informiert. Dem Weltmeister von 2013 wurde laut BMW ein Angebot für eine weitere Zusammenarbeit unterbreitet, Sykes stellt das anders dar.
Die Idee: Der seit 19. August 36-Jährige soll im deutschen Team Bonovo MGM untergebracht werden und 2022 an der Seite von Jonas Folger fahren!
Ein Ein-Mann-Team wie Bonovo braucht in der Superbike-WM ein Saisonbudget von 1 bis 1,5 Millionen Euro, für einen zweiten Fahrer steigen die Kosten um zirka 50 Prozent. Alles hängt davon ab, wie sehr sich Bonovo-Chef Jürgen Röder in der seriennahen Weltmeisterschaft 2022 einbringen möchte, die Pläne sind bereits weit vorangeschritten. Auch wenn die Ergebnisse von Folger bislang nicht den Erwartungen entsprechen, hinterlässt das deutsche Team mit seiner professionellen Arbeitsweise viel Eindruck bei BMW und wird sehr geschätzt.
Für Sykes ist die BMW-Entscheidung ein Tiefschlag, aus seiner Enttäuschung machte er im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com im Fahrerlager von Navarra keinen Hehl.
«Ich hörte erst sehr spät von dieser Entscheidung und bin enttäuscht», erzählte der 34-fache Laufsieger. «Das habe ich nicht erwartet und wurde wegen der mangelnden Kommunikation überrascht. Ich bin damit aufgewachsen Menschen zu respektieren, egal auf welchem Lebensweg. Was ich im Fahrerlager höre, kam die Sache schon vor längerer Zeit ins Rollen, womit wir wieder beim Respekt sind. Ich hätte mir gewünscht, dass ich direkt mit Dr. Schramm reden kann, vor dem ich sehr viel Respekt habe und den ich sehr schätze.»
BMW will für 2022 weg von der Kategorisierung Werksteam und Satelliten-Team, es soll zwei gleichwertige BMW-Teams geben: Shaun Muir Racing mit van der Mark und Redding sowie Bonovo MGM mit Folger und Sykes. Die Motorräder werden schon jetzt von SMR aufgebaut, alle BMW-Fahrer erhalten identisches Material und stehen direkt bei BMW Motorrad unter Vertrag.
«Natürlich bin ich sehr interessiert, ich habe viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt und es gibt noch viel zu tun», hielt der Bartträger aus Huddersfield fest. «Ich bin gespannt auf das Feedback der Neuverpflichtung. Michael und ich sind gut genug für die Top-5. Michael wurde verpflichtet, weil er auf Yamaha in die Top-3 fuhr. Einige Leute haben sicher erwartet, dass er diese Leistung zu BMW transferieren kann, unglücklicherweise ist das nicht der Fall. Ich weiß, dass Jonas das gleiche Material wie ich und Michael hat, das ist sehr fair von BMW. Wenn ich auch weiterhin identisches Material haben könnte, wäre das natürlich interessant. Sollte ich ein solches Angebot bekommen, ziehe ich das in Betracht.»
Sykes weiter: «Was mich frustriert und enttäuscht ist die Tatsache, dass dieses Projekt mehr Entwicklung braucht, der Schwung muss mitgenommen werden. Wenn man mich in eine neue Umgebung verpflanzt, bricht man die sehr starke Verbindung, die ich zu meiner Crew habe. Ein solches Projekt braucht Stabilität, diese wird dadurch gestört. Man kann es auch anders betrachten: Scott hätte in das andere Team gehen können.»
BMW versucht zu ermöglichen, dass Sykes seine wichtigsten Leute zu Bonovo mitnimmt. «Das würde das Angebot natürlich attraktiver machen», unterstrich der 36-Jährige.
Sportlich und finanziell reizvolle Angebote abseits von BMW sind rar, Sykes ist einer der Kandidaten als Nachfolger von Alvaro Bautista im Honda-Werksteam, der Spanier kehrt für 2022 zu Aruba Ducati zurück. «Wir reden von Honda, wir alle kennen das Potenzial von Honda», so Sykes. «Natürlich würde ich auch sie in Betracht ziehen.»