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Johnny Rea (Kawasaki) und das Trauma von Magny-Cours

Von Kay Hettich
Razgatlioglu und Rea lieferten sich 2021 ein packendes Duell

Razgatlioglu und Rea lieferten sich 2021 ein packendes Duell

Das Meeting in Magny-Cours verbindet Jonathan Rea mit neun Siegen und 18 Podestplätzen, aber auch mit einem Tiefpunkt seiner Superbike-Karriere. Der Kawasaki-Star erinnert sich.

Noch befindet sich die Superbike-WM 2023 in der Sommerpause, erst am 8. September in Magny-Cours/Frankreich drehen sich die Räder nach sechs Wochen in offiziellen Trainings wieder. Für Jonathan Rea ist es mit neun Siegen Rückkehr zu einer seiner besten Pisten – nur in Assen (17) und Portimão (13) hat der Kawasaki-Pilot häufiger gewonnen.

Seinen letzten Triumph feierte der 36-Jährige im Superpole-Race 2021. Bis in die letzte Runde lieferte sich der Nordire und Toprak Razgatlioglu (Yamaha) ein hochklassiges, hartes und zu jedem Zeitpunkt faires Duell um den Sieg. Das bessere Ende hatte der Yamaha-Pilot, der 0,148 sec vor dem Rekordweltmeister über die Ziellinie brauste. Doch Kawasaki legte Protest ein und der Nordire bekam vier Stunden später den Sieg zugesprochen.

Der Unterschied waren zwölf statt neun Punkte. Hätte Rea damals geahnt, was er damit ins Rollen bringt, hätte er sicher lieber auf die drei WM-Punkte verzichtet. Denn anschließend wurde in den sozialen Medien heftig über den Zwischenfall diskutiert. Denn der Verstoß von Razgatlioglu war minimal, außerdem veröffentlichte die Dorna bei Twitter ein Video aus dem Parc-fermé. Es war zu hören, wie Rea seinem Crew-Chief Pere Riba auf den Razgatlioglu-Verstoß hinwies.

Für Fans weltweit brach eine Welt zusammen. Der Respekt, den sich der Rekordweltmeister und sein Team in den vergangenen Jahren mit konstanten Leistungen erarbeitet haben, wurde von Spott und Häme und einem gigantischen Shitstorm abgelöst.

«Wenn dieses Video nicht herausgekommen wäre, wäre alles in Ordnung gewesen. Sie stellten mich als Bösewicht dar und entschuldigten sich nicht einmal dafür», beklagte sich Rea später in einem BBC-Interview über die Dorna. «Ich war auf dem Weg nach Hause und habe einen Blick auf meinen Instagram-Account geworfen. Mein Kumpel hatte einen Beitrag mit einem allgemeinen Zitat über das Rennen verfasst, und eine Stunde später gab es etwa 500 Kommentare ... einer lautete: ‹Du wirst sterben, wir wissen, wo Du wohnst, Du bist dies oder das›. Ich fühlte mich wirklich schlecht.»

Die Welle der Hasskommentare dauerte mehrere Tage an.

«Ich hatte immer großes Glück mit meinen Fans. Normalerweise lieben mich 95 Prozent von ihnen und die anderen 5 Prozent hassen mich. Dieses Mal war es umgekehrt, ich war also nicht in einer optimalen Position», erinnerte sich der zweifache Familienvater. «Ich denke, das ist etwas, das nicht ignoriert werden sollte. Soziale Medien sind ein so mächtiges Werkzeug, dass der Umgang damit in der Schule unterrichtet werden sollte. Ich kann mich nicht grundsätzlich beklagen, denn ich habe das bisher immer zu meinem Vorteil genutzt. Sponsoren interessieren sich sehr dafür, was auf deinen Social-Media-Kanälen passiert. Es gibt also finanzielle Vorteile, es hat also seine guten und schlechten Seiten. Aber wenn man nicht in einer guten Position ist, ist es schwer. Ich habe meinen PR-Leuten gesagt, dass ich nicht das Monster bin, für das mich die Leute halten.»

Rea erklärte auch, warum sein Hinweis, der zum Kawasaki-Protest führte, aus seiner Sicht normal und rechtmäßig war.

«Eine Weltmeisterschaft steht auf dem Spiel, jeder Punkt kann entscheidend sein. Ich trainiere nicht hart und gehe das Risiko ein, um zu akzeptieren, dass ein anderer das ausnutzt. Mein Team und mein Hersteller geben nicht Jahr für Jahr Millionen aus, damit ich das einfach so hinnehme.»


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