Nie mehr gleich: Zeitenwende bei KTM

Marvin Fritz: «Hoffen alle, dass Yamaha aufwacht»

Von Ivo Schützbach
Gemessen an den Ansprüchen von Yamaha war die Superbike-WM 2024 eine Katastrophe. Endurance-Vizeweltmeister Marvin Fritz kann die Probleme der R1 von einem relativ neutralen Standpunkt aus beurteilen.

Nach dem Titelgewinn von Toprak Razgatlioglu 2021, dem erst zweiten für Yamaha in der Superbike-WM nach Ben Spies 2009, ist der japanische Hersteller spätestens 2022 motorisch ins Hintertreffen geraten. Selbst der überragende Türke konnte 2022 und 2023 gegen Alvaro Bautista auf der schnellen Ducati Panigale V4R nichts ausrichten. Toprak flüchtete anschließend zu BMW, dominierte die Saison 2024, obwohl er verletzungsbedingt sechs Rennen verpasste, und wurde zum zweiten Mal Champion.

Yamaha kaufte mit Rekordweltmeister Jonathan Rea den bestmöglichen Nachfolger ein, doch der Nordire kam mit der R1 völlig unter die Räder. Pata-Teamkollege Andrea Locatelli wurde als bester Yamaha-Pilot lediglich WM-Siebter, Rea strandete auf Gesamtrang 13. Remy Gardner aus dem Giansanti-Satelliten-Team wurde Zehnter und der lange verletzte Dominique Aegerter nur 16. In der Konstrukteurs-WM stürzte Yamaha mit mickrigen sechs Podestplätzen (kein Sieg) auf den vierten und damit vorletzten Platz ab, nur Honda war erfolgloser.

Marvin Fritz, 2023 mit Yamaha Endurance-Weltmeister und in diesem Jahr Vize, sprang bei den Events in Cremona und Aragon als Ersatz für Aegerter ein und konnte zusätzliche Anregungen für die Entwicklung beisteuern.

«Es kamen mehrere Faktoren zusammen, es war nicht nur der Motor, dem Leistung fehlte», analysierte der 31-Jährige aus Mosbach in Baden-Württemberg für SPEEDWEEK.com. «Fehlende Spitzenleistung ist gar nicht mal das Problem. Im zweiten, dritten, vierten Gang verloren wir ein bisschen in der Beschleunigung, die Elektronik ist nicht perfekt. Wir hoffen alle, dass über den Winter etwas passiert.»

«2023 hat Locatelli in Aragon um Platz 2 gekämpft, bevor sein Ölkühler kaputt ging», schilderte Marvin. «Auch Toprak hat ums Podest gekämpft. Und ein Jahr später sind die Unterschiede so gravierend. Niemand schläft, jeder macht Fortschritte. Vielleicht hat Yamaha in die falsche Richtung entwickelt, das weiß ich nicht genau. Das Bike war auch für mich sehr schwierig zu fahren, ich hatte mir das viel einfacher vorgestellt. Ich war in Aragon bei 12 Grad Celsius und Wind beim Testen mit dem Endurance-Bike und um eine oder eineinhalb Sekunden schneller als mit dem Superbike, das 20 PS mehr hat. Yamaha arbeitet an verschiedenen Sachen, mit der Elektronik kannst du nur kleine Schritte machen, nicht den großen Schritt, den sie brauchen. Wir hoffen alle, dass sie aufwachen. Wenn sie Verbesserungen für das Superbike erzielen, dann bekommen wir das auch für die Langstrecke.»


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