MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Bongers: «Toprak zu ersetzen, wird eine harte Nuss»

Von Ivo Schützbach
Mit Toprak Razgatlioglu surft BMW auf einer Welle des Erfolgs, sein Vertrag für die Superbike-WM läuft noch bis Ende 2025. «Er wird nicht fünfmal auf einer BMW Weltmeister», meint Sportdirektor Marc Bongers.

Die Geschichte von BMW in der Superbike-WM lässt sich in drei Kapitel aufteilen. Ab der Premierensaison 2009 gab es vier Jahre lang ein Werksteam, das der damalige Geschäftsführer Stephan Schaller beerdigte, weil für ihn Sport nur ein lästiges, kostenintensives und unnötiges Anhängsel war.

Von 2013 bis 2018 konnten Enthusiasten bei BMW das Engagement in der seriennahen Weltmeisterschaft mit dem Kundensportprogramm notdürftig aufrechterhalten.

Unter Dr. Markus Schramm erfolgte dann 2019 die werksseitige Rückkehr, die 2024 im Titelgewinn von Toprak Razgatlioglu gipfelte.

BMW hatte in den vergangenen 16 Jahren immer Spitzenfahrer unter Vertrag. Mit Troy Corser, James Toseland und Tom Sykes traten drei Weltmeister für die Bayern an, hinzu kamen die WM-Zweiten Ruben Xaus, Leon Haslam, Marco Melandri, Eugene Laverty und Scott Redding. Michel Fabrizio und Michael van der Mark waren vor ihrem Wechsel zu BMW Dritte in der WM, Chaz Davies hatte seine großen Erfolge erst nach seinem Jahr bei den Weiß-Blauen, als er zu Ducati ging.

Auf gewissen Rennstrecken war BMW immer schnell, wie Pole-Positions und Podestplätze belegen. Doch erst mit der Verpflichtung von Ausnahmefahrer Toprak Razgatlioglu gelang der finale Schritt an die Spitze. Der Türke stand in seinen 30 Rennen in der Saison 2024, sechs verpasste er verletzungsbedingt, 27 Mal auf dem Podium und gewann 18 davon. Obwohl ihm durch seine Abstinenz mögliche 124 Punkte durch die Lappen gingen, gewann er die Weltmeisterschaft mit 43 Zählern Vorsprung auf Nicolo Bulega (Aruba.it Ducati).

«Als wir 2019 zum Saisonstart nach Phillip Island kamen, war unser Motorrad kaum entwickelt», erinnerte sich Teamchef Shaun Muir. «Aber wir waren bereit, Änderungen ins Auge zu fassen und taten das auch. Tom Sykes war ein zentraler Bestandteil in der Entwicklung des Motorrads, um es dorthin zu bekommen, wo wir heute sind. Wenn du Fehler machst, musst du die Hände nach oben strecken, sie akzeptieren, einen Schritt zurück und anschließend zwei nach vorne machen.»

Alle bei BMW sind sich einig, dass die Verpflichtung von Toprak das i-Tüpfelchen ist, das diesem Projekt fehlte. Doch vorausgegangen ist sehr viel Arbeit, auch alle anderen Fahrer leisteten ihren Beitrag, um das Gesamtpaket so gut zu machen, wie es heute ist.

«Michael van der Mark wurde in den vergangenen Jahren von Verletzungen geplagt», betonte Sportdirektor Marc Bongers. «Ende 2021 war er oft Vierter oder Fünfter, dann verletzte er sich. Mit Scott Redding holten wir nicht die Resultate, die wir erhofft hatten. Als wir ihn unter Vertrag nahmen, war er Zweiter in der Meisterschaft, als er zu uns kam Dritter. Er kam mit der BMW aber nicht klar. Wir waren in den vergangenen Jahren besser, als wir zeigen konnten. Zu Toprak haben auch einige Leute gesagt, es würde sein Karriereende bedeuten, wenn er zu BMW geht. Toprak ist ein exzellenter Fahrer, der den Unterschied ausmacht, wie jeder sehen konnte. Aber auch er braucht das Paket dafür. Es ist kein Geheimnis, dass bei seinem vorherigen Arbeitgeber der Motor sein größtes Problem war. Aber es hilft dir auch nicht, wenn du nur einen schnellen Motor hast und der Rest passt nicht. Es braucht jedes Puzzleteil, damit es funktioniert. Es ist immer die Kombination aus einem Fahrer und seinem Motorrad.»

«Jedes Wochenende kommt Toprak in die Box und sagt uns, dass er es liebt, dieses Motorrad zu fahren», hob Muir gegenüber SPEEDWEEK.com hervor. «Sein Crew-Chief Phil Marron hat uns erzählt, dass er das in all den Jahren zuvor, in denen er mit ihm gearbeitet hat, noch nie gesagt hat.»

Razgatlioglus BMW-Vertrag läuft bis Ende 2025. Der Türke hat bereits angemerkt, dass er nach seinen Titelgewinnen mit Yamaha und BMW noch mit weiteren Herstellern triumphieren will. Er sieht sich also nicht mit BMW verheiratet.

Das hat auch Bongers registriert. «Wir haben ein gutes Paket und noch ein Jahr mit ihm vor uns», hielt der Niederländer fest. «Klar ist aber auch, dass er Ziele in seinem Leben hat, er ist extrem wettbewerbsorientiert und ihm wir schnell langweilig. Er wird nicht fünfmal auf einer BMW Weltmeister, weil er Herausforderungen braucht – wir gehen das Schritt für Schritt an. Was nach der nächsten Saison kommt, lässt sich noch nicht sagen, dafür ist es zu früh. Zu einem bestimmten Zeitpunkt müssen wir ihn womöglich ersetzen, das wird eine harte Nuss zu knacken.»

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