Formel 1: Lewis Hamiltons erster Ferrari-Tag

Scott Redding auf Anhieb Top-3: Keine alten Pantoffel

Von Ivo Schützbach
Scott Redding und dem Team MGM Bonovo fiel eine Tonnenlast von den Schultern: Nach dem Wechsel von BMW zu Ducati mischte der Engländer bei den Superbike-WM-Tests in Jerez am ersten Tag gleich an der Spitze mit.

Die Erleichterung war greifbar, als SPEEDWEEK.com nach Scott Reddings erstem Tag auf der Ducati in der Box des Teams MGM Bonovo vorbeischaute. Der Engländer saß grinsend auf seinem Stuhl, den halbjährigen Sohn Hudson im Arm, Frau Jacey neben sich.

Auf Ducati triumphierte Scott 2019 in der Britischen Superbike-Meisterschaft, 2020 und 2021 beendete er die WM im Ducati-Werksteam auf den Rängen 2 und 3, er gewann zwölf Rennen und stand 37 Mal auf dem Podium.

An die BMW konnte er sich in drei Jahren nie optimal anpassen, sein sehnlichster Wunsch war, auf eine Panigale V4R zurückzukehren. Am 22. Januar war es in Jerez endlich so weit – und Redding lieferte prompt. Als die Fahrer auf Zeitenjagd gingen, gelang dem 32-Jährigen die drittbeste Runde, nur die Markenkollegen Nicolo Bulega und Andrea Iannone waren schneller.

«Ich wollte mehr», schmunzelte Scott. «Nein, ich bin ganz zufrieden, der Auftakt war aber schwieriger, als ich erwartet hatte. Ich dachte, das Motorrad würde sich wie meine Trainingsmaschine anfühlen, aber es ist ganz anders. Auch anders als das Bike, das ich vor einigen Jahren fuhr. Leistung, Elektronik, Abstimmung – es war wohl etwas zu ambitioniert von mir zu denken, ich würde in alte Pantoffel schlüpfen. Ich bin noch nicht annährend bei perfekt, aber wir kommen langsam hin. Wir sind jetzt in einem Bereich, in dem ich Druck machen kann und mich ganz gut fühle. Das war schön, ich will dieses Gefühl. Die meisten anderen hatten hier bereits vier Testtage, während ich in der Box saß und es mir nicht erlaubt war zu fahren.»

«Wir dürfen nicht vergessen, das war mein erster Tag auf diesem Motorrad», betonte der ehemalige Vizeweltmeister. «Und dieses Bike ist ganz anders als jenes, das ich die vergangenen drei Jahre fuhr. Es ist auch für das Team neu. Die ersten Stunden fragten sich alle, weshalb ich auf keine Rundenzeit komme. Ich beruhigte alle und erinnerte sie, dass das Tag 1 war. Ich nahm mir meine Zeit, stresste mich nicht und arbeitete konzentriert. Ich habe gute Jungs um mich, wir haben voneinander gelernt. Ich habe nicht erwartet – nein, jetzt lüge ich –, ein Teil von mir hat erwartet, dass ich der Schnellste bin. Ein anderer Teil wusste aber auch, dass es gut sein würde, wenn ich am ersten Tag in die Top-5 fahre.»

Redding fuhr wie alle in der Spitzengruppe seine beste Runde mit einem Qualifyer, er war aber auch mit dem SCX-Standardhinterreifen bei der Musik. «Ich war auf Kurs für eine 1:38er-Runde, was verrückt gewesen wäre am ersten Tag», erzählte er. «Dann gab es gelbe Flaggen und ich büßte dadurch zwei Zehntelsekunden ein.»

Nach seinen drei erfolglosen Jahren mit BMW fragen sich Fans wie Fahrerlagermitglieder, was Redding noch leisten kann. Ihm ist das bewusst: «Ich habe über den Winter viel mit meinen Jungs geredet, das ist unser Jahr, wir müssen es hinbekommen. Jetzt erwarten es alle. Ich muss in den Tests konkurrenzfähig sein, damit meine Jungs ruhig bleiben. Als ich bereit war für den Qualifyer, musste ich das Motorrad nicht überfahren, ich war nicht im Ansatz am Limit. Das ist gut – vor zwölf Monaten hätte ich dir erzählt, dass ich keine Ahnung habe, was ich tun soll, um auch nur eine Zehntelsekunde zu finden. Jetzt weiß ich, dass ich sicher eine 1:38er-Runde fahren kann. Das ist ein schönes Gefühl. Für die Mentalität ist es wichtig, dass wir noch nicht perfekt, aber wettbewerbsfähig sind. Zumindest an diesem Tag war es so. Das Motorrad macht, was ein Motorrad in meinen Augen machen soll. Wenn wir Dinge am Bike umbauen, dann spüre ich den Unterschied. Ich begann mit der Basis von Iannone – warum nicht? Aber damit waren wir genau am anderen Ende des Bereichs, wo wir sein müssen. Den ersten halben Tag brauchten wir, um Schritt für Schritt in die richtige Richtung zu kommen.»

Zeiten Superbike-WM-Test Jerez (22.1.):

1. Nicolo Bulega (I), Ducati, 1:38,731 min
2. Andrea Iannone (I), Ducati, +0,450 sec
3. Scott Redding (GB), Ducati, +0,549
4. Garrett Gerloff (USA), Kawasaki, +0,601
5. Axel Bassani (I), Bimota, +0,732
6. Danilo Petrucci (I), Ducati, +0,817
7. Xavi Vierge (E), Honda, +1,185
8. Alvaro Bautista (E), Ducati, +1,404
9. Sam Lowes (GB), Ducati, +1,476
10. Alex Lowes (GB), Bimota, +1,539
11. Michael van der Mark (NL), BMW, +1,554
12. Remy Gardner (AUS), Yamaha, +1,562
13. Jonathan Rea (GB), Yamaha, +1,637
14. Ryan Vickers (GB), Ducati, +1,855
15. Andrea Locatelli (I), Yamaha, +2,258
16. Markus Reiterberger (D), BMW, +2,545
17. Bahattin Sofuoglu (TR), Yamaha, +2,565
18. Yari Montella (I), Ducati, +2,577
19. Dominique Aegerter (CH), Yamaha, +2,757
20. Tetsuya Nagashima (J), Honda, +2,767
21. Borja Gomez (E), Honda, +2,794
22. Tito Rabat (E), Yamaha, +2,860
23. Tarran Mackenzie (GB), Honda, +2,984
24. Xavi Fores (E), Bimota, +3,195
25. Sylvain Guintoli (F), BMW, +4,056

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