Scott Redding kann es noch: Was sagen Kritiker jetzt?
Nach drei nicht sehr erfolgreichen Jahren mit BMW ist Scott Redding zu Ducati zurückgekehrt und kämpfte bereits in seinem ersten Rennen ums Podium!
Wir erinnern uns: 2020 und 2021 startete der Engländer für das Ducati-Werksteam, beendete die Weltmeisterschaft auf den Rängen 2 und 3, eroberte 12 Siege und 37 Podestplätze. Weil ihm der erwartete Titel nicht gelang, servierte ihn Ducati zu Gunsten von Alvaro Bautista ab, der in den folgenden beiden Jahren das Werk aus Borgo Panigale zur Nummer 1 machte, und Redding dockte bei BMW an.
Nach der unschönen Trennung vom deutschen Hersteller nach der Saison 2024 ist Scott Redding wieder glücklich. Mit seinem Team MGM Bonovo versteht er sich prächtig, die Chemie stimmt, die Freude ist zurück und er liebt sein Motorrad. Unter solchen Voraussetzungen konnte ihn nicht mal der verunglückte Freitag aus der Bahn werfen: Das Motorrad wollte partout nicht klaglos laufen, daraufhin wurden der gesamte Kabelbaum und auch jedes andere Kabel und jeder Schalter an der V4R getauscht.
Kaum funktionierte die Maschine, lieferte Redding: Achter im FP3 am Samstagmorgen, Sechster im Qualifying, Fünfter im ersten Rennen. Außer Reichweite war für den 32-Jährigen lediglich der überragende Sieger Nicolo Bulega aus dem Aruba-Ducati-Werksteam; mit Weltmeister Toprak Razgatlioglu (ROKiT BMW) sowie seinen Markenkollegen Alvaro Bautista und Danilo Petrucci kämpfte er lange um die Podestplätze.
«Diesem Rennen gebe ich eine 8 oder 9 von 10», grinste Scott in kleiner Journalistenrunde. «Zu Beginn des Rennens dachte ich, dass es fürs Podium reicht, dass mir das Comeback gelingt. Dann verlor ich beim Boxenstopp ein bisschen was und kam mit Alvaro aus der Pitlane. Ich hatte nicht mehr Pace als er, somit war überholen schwierig. Ich versuchte es und machte Druck, aber er konnte auf der Geraden kontern. Hätten wir das jede Runde so gemacht, hätten die Jungs hinter uns die Lücke geschlossen. Also blieb ich hinter ihm. Vor dem Rennen sagte ich, dass die Top-6 eine gute Basis sind. Fünfter ist gut, es hätte auch der vierte Platz werden können, aber Petrucci schnappte mich am Ende. Allein schon in diesem Kampf zu sein, war unglaublich. Zu fühlen, dass ich zurück an der Spitze bin, war zuerst etwas seltsam, aber dann sagte ich zu mir selbst, dass ich es verdient habe, hier zu sein. Ich kann mit diesen Jungs Rennen fahren.»
«Die Hauptsache ist, dass ich an mich, mein Bike und mein Team glaube», betonte der ehemalige Vizeweltmeister. «Und, dass ich eine Vision habe. Jetzt zweifle ich an nichts mehr; meine mentale Einstellung hat sich um 180 Grad gedreht. Ich genieße es, wo ich bin. Ich will hier sein, ich will Rennen fahren, ich will an der Spitze fahren. Diese Schwingungen mit dem ganzen Team zu spüren, ist mega. Sie waren glücklich mit meinem Qualifying, das gab mir ein gutes Gefühl. Mit dem Rennen sind sie auch happy. Nach dem Freitag waren alle ein bisschen nervös, aber ich war ruhig wie ein Zen-Buddhist. Ich sagte ihnen, dass wir den Test hatten, dass sie das Problem nur beheben müssen und sobald das Bike okay ist, werde ich den restlichen Job erledigen. Nach dem FP3 konnten sie durchatmen, wir haben eine perfekte Verbindung untereinander, das hilft mir sehr. Ich könnte mir nicht mehr wünschen.»
Was meint Redding zum erstaunlichen Nico Bulega, der den Test, die Trainings, das Qualifying und auch das erste Rennen nach Belieben dominierte? «Er fährt dieses Bike das zweite Jahr, hat viel Vertrauen und sein Fahrstil und seine Abstimmung helfen ihm auf dieser Strecke sehr», zählte Scott auf. «Er ist schnell. Ich sehe in den Daten, was er macht, und ziehe meinen Hut vor ihm. Nicolo sieht das Potenzial seines Stils und maximiert dieses.»
In den vergangenen drei Jahren musste Redding sehr viele negative Kommentare über sich ergehen lassen, einige unkten, er habe das Fahren verlernt. Was entgegnet er seinen Kritikern jetzt? «Ich lasse die Rennen sprechen und sage sonst gar nichts», grinste er. «Wenn ich mein erstes Rennen gewinne, werde ich etwas zu sagen haben.»
Ergebnis Superbike-WM 2025, Phillip Island, Rennen 1: | |||
Pos | Fahrer | Motorrad | Diff |
1. | Nicolo Bulega (I) | Ducati | |
2. | Toprak Razgatlioglu (TR) | BMW | + 4,811 sec |
3. | Alvaro Bautista (E) | Ducati | + 5,108 |
4. | Danilo Petrucci (I) | Ducati | + 6,813 |
5. | Scott Redding (GB) | Ducati | + 6,986 |
6. | Andrea Iannone (I) | Ducati | + 7,548 |
7. | Andrea Locatelli (I) | Yamaha | + 8,892 |
8. | Alex Lowes(GB) | Bimota | + 9,588 |
9. | Axel Bassani (I) | Bimota | + 11,035 |
10. | Sam Lowes (GB) | Ducati | + 13,429 |
11. | Xavi Vierge (E) | Honda | + 15,661 |
12. | Dominique Aegerter (CH) | Yamaha | + 18,039 |
13. | Ryan Vickers (GB) | Ducati | + 29,734 |
14. | Tetsuta Nagashima (J) | Honda | + 42,501 |
15. | Bahattin Sofuoglu (TR) | Yamaha | + 42,730 |
16. | Tarran Mackenzie (GB) | Honda | + 55,663 |
-. | Remy Gardner (AUS) | Yamaha | |
-. | Michael vd Mark (NL) | BMW | |
-. | Garret Gerloff (USA) | Kawasaki | |
-. | Tito Rabat (E) | Yamaha | |
-. | Yari Montella (I) | Ducati | |
Superbike-WM 2025: Stand nach 1 von 36 Rennen | |||
Pos | Fahrer | Motorrad | Punkte |
1. | Nicolo Bulega (I) | Ducati | 25 |
2. | Toprak Razgatlioglu (TR) | BMW | 20 |
3. | Alvaro Bautista (E) | Ducati | 16 |
4. | Danilo Petrucci (I) | Ducati | 13 |
5. | Scott Redding (GB) | Ducati | 11 |
6. | Andrea Iannone (I) | Ducati | 10 |
7. | Andrea Locatelli (I) | Yamaha | 9 |
8. | Alex Lowes(GB) | Bimota | 8 |
9. | Axel Bassani (I) | Bimota | 7 |
10. | Sam Lowes (GB) | Ducati | 6 |
11. | Xavi Vierge (E) | Honda | 5 |
12. | Dominique Aegerter (CH) | Yamaha | 4 |
13. | Ryan Vickers (GB) | Ducati | 3 |
14. | Tetsuta Nagashima (J) | Honda | 2 |
15. | Bahattin Sofuoglu (TR) | Yamaha | 1 |