Neukirchner musste auf die harte Tour lernen
Max Neukirchner auf der MR Ducati
Noch letzten August war Max Neukirchner überzeugt davon, dass seine Zukunft im Grand-Prix-Sport liegt. Wie Nebel im Herbst löste sich diese Hoffnung auf, gleichzeitig öffnete sich eine Türe in der Superbike-WM.
Nicht irgendeine: Max hat 2013 die Chance, wieder mit seinem früheren Weggefährten, dem Oberschwaben Mario Rubatto, zu arbeiten. Und beinahe identisches Material wie Ducati-Star Carlos Checa zu fahren.
«Ohne den stillschweigenden Investor wäre ich nie in die Superbike-WM zurückgekommen», sagt der zweifache Laufsieger. «In Deutschland bekommst du die Sponsoren dafür nicht zusammen. Wenn ich Erfolg habe, wird das hoffentlich einfacher. Die Vermarktung und die Fernsehübertragungen wurden besser, es geht in die richtige Richtung. Aber es ist extrem schwer, so viel Geld von Sponsoren aufzutreiben, um ein Team auf die Beine stellen zu können. Nach meiner Zeit bei Ten Kate musste ich Moto2 fahren, weil ich dafür Sponsoren fand. Und leben muss ich ja auch. Ich brauche ein Auto, Sprit. Alleine meine Rennfahrerversicherung kostet 10.000 Euro im Jahr. Ruckzuck sind da 50.000, 70.000 Euro zusammen, die ich bezahlen muss.»
Nach seiner Trennung von Alstare Suzuki 2009 lief für Max Neukirchner nichts mehr zusammen. Drei Jahre bei Ten Kate Honda (Superbike-WM), MZ und Kiefer (Moto2-WM) brachten ihm nicht mal zwei Hände voll Top-10-Plätze ein. Er musste vieles auf die harte Tour erfahren.
Statt mit dem Finger auf seine ehemaligen Teams zu zeigen, ist er selbstkritisch geworden. Vor dem Ende seiner WM-Karriere stehend, hat sich Max viele Gedanken gemacht, warum er aus der Erfolgsspur geraten ist. «Seit meiner Zeit bei Suzuki hatte ich nie mehr das perfekte Umfeld», meint der Ducati-Pilot. «Ich brauche jemanden an meiner Seite, der weiss, was ich brauche, um schnell zu fahren», sagt der Sachse. «Das hatte ich bei Ten Kate nicht, bei MZ mit Marco Nicotari ansatzweise und dieses Jahr bei Kiefer wieder überhaupt nicht. Deshalb muss ich heute sagen, dass es ein Fehler war, mich 2009 von Mario Rubatto und meinem Manager Bert Poensgen zu trennen. Das habe ich bereut.»
«Es gibt immer Schwierigkeiten», weiss der 29-Jährige. «Es gab auch welche mit Alstare-Chef Francis Batta, mit Bert und Mario. Aber da hätte ich drüberstehen und das in Kauf nehmen müssen. Weil: Es hat trotzdem funktioniert. Aber ich war jung, hatte viel Erfolg, war so von mir selbst überzeugt, dass ich glaubte, dass es egal ist, mit was für einem Motorrad ich fahre. Ich dachte, dass ich mit allem vorne mitfahren kann. Dann habe ich drei Jahre lang ordentlich eins drüber gekriegt. Mir wurde klar, dass ich nicht der Überheld bin. Kein Fahrer ist alleine der Überheld. Um viel Erfolg zu haben, muss alles stimmen. 2007 bis 2009 hat das perfekt hingehauen. Ich wusste damals aber gar nicht, warum das so war. Ich dachte, es lag an mir, weil ich ein guter Fahrer bin. Wenn etwas funktioniert, dann sollte man es so lassen. Vieles traf dann so ein, wie mein Vater immer gesagt hat. Aber ich habe nicht auf ihn gehört, das ist schlimm.»