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Gigi Dall’Igna zu Ducati: Aprilia-Ausstieg droht

Kolumne von Ivo Schützbach
Dass Gigi Dall’Igna sich von Aprilia zu Ducati abseilt, kündigte sich seit Monaten an. Ist das der Anfang vom Ende des Aprilia-Werksteams in der Superbike-WM?

Luigi Dall’Igna, von allen nur Gigi gerufen, gilt als einer der cleversten Köpfe im Fahrerlager, als Technischer Direktor von Aprilia ist er für viele Siege und zwei Superbike-WM-Titel mit Max Biaggi verantwortlich. Kein anderer lotete in den letzten Jahren die Grenzen des Reglements so vehement aus, rauchte nach Siegen so genussvoll seine Zigarren.

Als Aprilia 2009 in die Superbike-WM einstieg, brachte die RSV4 alles mit, was es für eine erfolgreiche Rennmaschine braucht. Die Konkurrenz ätzte, es würde sich um ein verkapptes MotoGP-Bike handeln. Das Motorrad entsprach zwar nicht dem Geist der Superbike-WM, gewann aber Rennen und Titel. Nur das zählt für den ziegenbärtigen Dall’Igna, der bei Aprilia vor Jahren den genialen Jan Witteveen beerbt hat.

Viele haben es für unmöglich gehalten, dass sich Dall’Igna ausgerechnet zu Erzrivale Ducati abseilt. Zu eng schienen die Bande zwischen dem innovativen Konstrukteur und Piaggio-Eigentümer Roberto Colannino – ihm gehören die Marken Aprilia, Gilera, Derbi, MotoGuzzi, Piaggio.

Bei Aprilia genoss Dall’Igna Narrenfreiheit, konnte sich technisch austoben. Zwar gab es Jahr für Jahr Gerüchte um den Ausstieg der Marke, doch Gigi war sehr geschickt darin, Entwicklungen aus dem Rennsport in die Serie zu transferieren und so die Kosten zu rechtfertigen.

Ab 2015 machen Werksteams keinen Sinn

Wer oder was kommt nach ihm bei Aprilia? Nach Dall’Ignas eigenen Aussagen wird Aprilia auch 2014 werkseitig in der Superbike-WM vertreten sein. Sylvain Guintoli und Marco Melandri wurden als Werksfahrer verpflichtet, zwei oder sogar drei Werksmotorräder sollen an die Kundenteams Althea und Red Devils geliefert werden.

Dass es 2015 noch echte Werksteams in der Superbike-WM gibt, darf bezweifelt werden. Dann gilt für alle das neue Evo-Reglement, welches Entwicklungen an Motor, Getriebe und Elektronik stark einschränkt. Die technischen Kosten sollen so drastisch gesenkt werden. Dass sich ein Werk dann weiterhin ein Factory-Team leistet, ist unnötig. Es wird in die Richtung gehen, wie es Honda schon heute macht: Sie arbeiten eng mit den Niederländern von Ten Kate Racing Products zusammen. Bei BMW läuft es gleich, auch bei Ducati. Selbst Kawasaki hat in Provec einen Partner an seiner Seite. Nur Aprilia führt noch ein reinrassiges Werksteam ins Feld.

Aprilia verkauft nur 30.000 motorisierte Zweiräder im Jahr, die Umsätze stagnieren, es gibt seit Jahren Probleme mit dem Vertrieb und der Ersatzteilversorgung. Die Modellpalette lässt zu wünschen übrig. Roberto Colannino hat den Bau eines neuen Superbikes abgelehnt, das für 2015 neu homologiert werden könnte – aus wirtschaftlichen Gründen.

Jetzt, wo Aprilia das Großhirn davonläuft, ist es nur eine Frage der Zeit, dass bei den Superbikes der Stecker gezogen wird.

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