Ducati-Blamage: Panigale von der alten 1098R gebügelt
Im ersten Superbike-WM-Lauf in Magny-Cours konnten die Ducati-Werksfahrer Michele Pirro und Ayrton Badovini als Sechster und Zehnter Wildcard-Pilot Lorenzo Lanzi deutlich distanzieren. Im zweiten Rennen stürzte Pirro, Badovini kam zehn Sekunden hinter seinem Landsmann auf dem Oldtimer 1098R ins Ziel.
Das Unheil kündigte sich an: Vergleicht man die Rennzeiten aus diesem Jahr mit denen aus dem letzten, müssen die Ducati-Verantwortlichen zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass die neue Wunderwaffe 1199 Panigale R nur selten stach. Ausreden, wonach die Panigale am Anfang der Entwicklung stehe und die alte 1098R ein vollausgereiftes Rennmotorrad sei, machen die Ergebnisse nicht besser.
Tastsache bleibt: Bei allem Verletzungspech von Carlos Checa und Ayrton Badovini, wurden im Debütjahr der Panigale nur zwei Pole-Positions (Phillip Island und Nürburgring) sowie ein Dritter Platz im Regen von Moskau erobert. So eine schlechte Bilanz hatte Ducati nie seit der Gründung der Superbike-WM 1988.
Max Neukirchner teste 1098R bereits im Juli
Kein Wunder, hat ein Kundenteam wie MR-Racing bereits Anfang Juli in Misano mit der 1098R getestet. Dass Max Neukirchner die folgenden Rennen weiter mit der Panigale fuhr, hat verschiedene Gründe. Zum einen war der Test in Misano amateurhaft vorbereitet, wegen diverser Probleme kam der Sachse am ersten Tag nur fünf Runden zum Fahren. Politisch wäre es nicht sehr geschickt gewesen, auf den Oldtimer zu setzen. MR Racing hoffte zu diesem Zeitpunkt auf mehr Unterstützung aus Bologna; doch das Ducati-Werksteam hat genügend eigene Sorgen. Außerdem war damals nicht absehbar, wie viel Potenzial die Panigale hat. Von der 1098R wusste man, dass sie am Limit ist.
MR-Teammanager Mario Rubatto exklusiv zu SPEEDWEEK.com: «Hätten wir damals auf die 1098R gewechselt, hätte uns das viel Geld gespart. Und ich wette, Max wäre damit in die Top-6 gefahren – und hätte mehr Spaß gehabt. Ersatzfahrer Fabrizio Lai hat in Magny-Cours das bewiesen, was Max schon das ganze Jahr über das Setting sagt: Dass unseres besser funktioniert, als das was aus Bologna kommt.»
Ein Stich ins Herz von Ducati
Den ersten realistischen Vergleich in einem Rennen sahen wir vor knapp einer Woche in Magny-Cours. Lorenzo Lanzi rückte exakt mit dem Motorrad aus, das Neukirchner im Juli testete. Statt der damaligen rosa Glitterlackierung erstrahlte die altehrwürdige 1098R in den Teamfarben von Mesaroli Transports.
Dass Lanzi vor Werksfahrer Badovini das Ziel sah, sorgte bei Ducati für düstere Minen. Superbike-Projektleiter Ernesto Marinelli: «Das war ein Stich in mein Herz. Alle Probleme in unserem Rennen sind keine Rechtfertigung dafür, dass wir langsamer waren als Niccolò Canepa im Superstock-Rennen. Es gibt keine Erklärung.»
Dass auch Lanzi auf dem Oldtimer 1098R schneller war, machte den großgewachsenen Italiener sprachlos.