Paolo Ciabatti: SBK wollte Alternative zu MotoGP sein
Paolo Ciabatti hat viel Insiderwissen in MotoGP und Superbike
Von 1999 bis 2007 arbeitete Paolo Ciabatti für Ducati, dann wechselte er ins Management der Superbike-WM, damals vom Italiener Paolo Flammini und dessen Firma FGSport geführt. Von 2007 bis 2012 leistete Ciabatti als Managing Director der Meisterschaft viel, dann wurde die Superbike-WM von der Dorna übernommen, die bereits für die Vermarktung der MotoGP-WM zuständig war.
Ciabatti kehrte daraufhin zu Ducati zurück, wo er seither als Sport-Direktor arbeitet. SPEEDWEEK.com sprach mit dem Italiener über die Vor- und Nachteile, dass nun beide Meisterschaften unter dem Dach der gleichen Firma vereint sind.
«Als ich 2007 Manager der Superbike-WM wurde, gab es keine Wirtschaftskriese», erinnerte sich Ciabatti. «Der Ansatz damals war ein anderer, Superbike wollte eine Alternative zu MotoGP sein. Dann kollabierte die Investmentbank Lehman Brothers und die Wirtschaft brach zusammen. Seither ist es schwierig, es ist nicht genügend Geld da, um den Motorradrennsport zu unterstützen. Heute braucht man als Meisterschaft eine genaue Vision und Position, man muss wissen, wo die Ressourcen sind. Mit einem Promoter funktioniert das besser. Ich habe für die andere Seite gearbeitet und die Dorna als Gegner gesehen. Aber Fakten sind Fakten. Wenn sich die Welt ändert, musst du die Augen öffnen und realisieren wie die Situation ist – was ist das Beste? Wenn du für eine Firma arbeitest, musst du das Beste für deine Firma leisten. Wenn ich die Sache aber neutral von außen betrachtete, dann ist es unter den heutigen Voraussetzungen besser.»
Ist es von Vorteil für einen Motorradhersteller, dass die Dorna nun MotoGP- und Superbike-WM promoted und ihr nur noch mit einem Vermarkter sprechen müsst?
«Die Welt hat sich die letzten sieben Jahre sehr verändert», weiß Ciabatti. «Davor war es möglich und sogar gesund für den Sport, Wettbewerb zwischen zwei Meisterschaften zu haben. Ich glaube nicht, dass das heute noch funktionieren würde.»
«Heute muss man Synergien schaffen. Ein Promoter, der eine Strategie für beide Serien hat und für beide die richtige Positionierungen findet, funktioniert unter den gegebenen Rahmenbedingungen besser.»
«Die Ressourcen sind limitiert, die Hersteller in beiden Meisterschaften mehr oder weniger dieselben. Mit Ausnahme von Kawasaki sind alle großen Hersteller, was die Stückzahlen anbetrifft, vertreten oder werden es im Fall von Yamaha bald sein.»
«Heute lassen sich die beiden Serien technisch leichter unterscheiden. Superbike geht mir in die Richtung der Serienmaschinen, während in MotoGP reinrassige Prototypen verwendet werden. Ich sehe das als positiv für die bestmögliche Zukunft beider Meisterschaften.»